Schmeicheleien zu sagen. Dürer war viel ernster und unbeholfener, die schöne junge Frau des Lukas setzte ihn eher in Verlegen¬ heit, als daß sie ihn unterhalten hätte, seine Sitten waren ernst und deutsch, und wenn sich ihm ein Scherz nicht von selber darbot, so hielt er es für eine unnütze Mühe ihn aufzusuchen. Franz war in einer heiligen Stimmung, es war ihm gar nicht möglich, seine Augen von seinem geliebten Lehrer ab¬ zuwenden, vollends da es ihm beständig im Sinne lag, daß er morgen früh abreisen müsse und also Dürer nicht länger sehn könne, denn er hatte eine Reisegesellschaft gefunden, die ihn gegen ein Billiges mit nach Antwerpen nehmen wollte.
Ihr müßt mir erlauben, rief Lukas fröh¬ lich aus, Meister Albrecht (verzeiht mir, daß ich so vertraut thue, Euch bei Eurem Taufnamen zu nennen,) daß ich Euer Kon¬
Schmeicheleien zu ſagen. Dürer war viel ernſter und unbeholfener, die ſchöne junge Frau des Lukas ſetzte ihn eher in Verlegen¬ heit, als daß ſie ihn unterhalten hätte, ſeine Sitten waren ernſt und deutſch, und wenn ſich ihm ein Scherz nicht von ſelber darbot, ſo hielt er es für eine unnütze Mühe ihn aufzuſuchen. Franz war in einer heiligen Stimmung, es war ihm gar nicht möglich, ſeine Augen von ſeinem geliebten Lehrer ab¬ zuwenden, vollends da es ihm beſtändig im Sinne lag, daß er morgen früh abreiſen müſſe und alſo Dürer nicht länger ſehn könne, denn er hatte eine Reiſegeſellſchaft gefunden, die ihn gegen ein Billiges mit nach Antwerpen nehmen wollte.
Ihr müßt mir erlauben, rief Lukas fröh¬ lich aus, Meiſter Albrecht (verzeiht mir, daß ich ſo vertraut thue, Euch bei Eurem Taufnamen zu nennen,) daß ich Euer Kon¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0223"n="212"/>
Schmeicheleien zu ſagen. Dürer war viel<lb/>
ernſter und unbeholfener, die ſchöne junge<lb/>
Frau des Lukas ſetzte ihn eher in Verlegen¬<lb/>
heit, als daß ſie ihn unterhalten hätte, ſeine<lb/>
Sitten waren ernſt und deutſch, und wenn<lb/>ſich ihm ein Scherz nicht von ſelber darbot,<lb/>ſo hielt er es für eine unnütze Mühe ihn<lb/>
aufzuſuchen. Franz war in einer heiligen<lb/>
Stimmung, es war ihm gar nicht möglich,<lb/>ſeine Augen von ſeinem geliebten Lehrer ab¬<lb/>
zuwenden, vollends da es ihm beſtändig im<lb/>
Sinne lag, daß er morgen früh abreiſen<lb/>
müſſe und alſo Dürer nicht länger ſehn<lb/>
könne, denn er hatte eine Reiſegeſellſchaft<lb/>
gefunden, die ihn gegen ein Billiges mit<lb/>
nach Antwerpen nehmen wollte.</p><lb/><p>Ihr müßt mir erlauben, rief Lukas fröh¬<lb/>
lich aus, Meiſter Albrecht (verzeiht mir,<lb/>
daß ich ſo vertraut thue, Euch bei Eurem<lb/>
Taufnamen zu nennen,) daß ich Euer Kon¬<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[212/0223]
Schmeicheleien zu ſagen. Dürer war viel
ernſter und unbeholfener, die ſchöne junge
Frau des Lukas ſetzte ihn eher in Verlegen¬
heit, als daß ſie ihn unterhalten hätte, ſeine
Sitten waren ernſt und deutſch, und wenn
ſich ihm ein Scherz nicht von ſelber darbot,
ſo hielt er es für eine unnütze Mühe ihn
aufzuſuchen. Franz war in einer heiligen
Stimmung, es war ihm gar nicht möglich,
ſeine Augen von ſeinem geliebten Lehrer ab¬
zuwenden, vollends da es ihm beſtändig im
Sinne lag, daß er morgen früh abreiſen
müſſe und alſo Dürer nicht länger ſehn
könne, denn er hatte eine Reiſegeſellſchaft
gefunden, die ihn gegen ein Billiges mit
nach Antwerpen nehmen wollte.
Ihr müßt mir erlauben, rief Lukas fröh¬
lich aus, Meiſter Albrecht (verzeiht mir,
daß ich ſo vertraut thue, Euch bei Eurem
Taufnamen zu nennen,) daß ich Euer Kon¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/223>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.