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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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wie er Beine und Arme verschiedentlich zu
stellen wüßte, so daß er durch Annehmlich¬
keit der Figur sich gleichsam vor jedem ent¬
schuldigt hätte, daß er ein so närrisches
Bild zu seinem Gegenstande gemacht. Denn
manche zierliche Mahler sind mir so vorge¬
kommen, daß sie nicht sowohl verschiedent¬
liche Bilder mahlen, als vielmehr nur die
Gegenstände brauchen um immer wieder ih¬
re Verschränkungen und Niedlichkeiten zu
zeigen; diese putzen sich mit der edlen Mah¬
lerkunst, statt daß sie ihr freies Spiel, und
eine eigne Bahn gönnen sollten. So ist es
nicht mit diesem Hubertus beschaffen. Seine
zusammengelegten Beine, auf denen er so
ganz natürlich hinkniet, seine gleichförmigen
aufgehobenen Hände sind das wahrste was
man sehen kann; aber sie haben nicht die
spielende Anmuth die manche der heutigen
Welt über alles schätzen.

wie er Beine und Arme verſchiedentlich zu
ſtellen wüßte, ſo daß er durch Annehmlich¬
keit der Figur ſich gleichſam vor jedem ent¬
ſchuldigt hätte, daß er ein ſo närriſches
Bild zu ſeinem Gegenſtande gemacht. Denn
manche zierliche Mahler ſind mir ſo vorge¬
kommen, daß ſie nicht ſowohl verſchiedent¬
liche Bilder mahlen, als vielmehr nur die
Gegenſtände brauchen um immer wieder ih¬
re Verſchränkungen und Niedlichkeiten zu
zeigen; dieſe putzen ſich mit der edlen Mah¬
lerkunſt, ſtatt daß ſie ihr freies Spiel, und
eine eigne Bahn gönnen ſollten. So iſt es
nicht mit dieſem Hubertus beſchaffen. Seine
zuſammengelegten Beine, auf denen er ſo
ganz natürlich hinkniet, ſeine gleichförmigen
aufgehobenen Hände ſind das wahrſte was
man ſehen kann; aber ſie haben nicht die
ſpielende Anmuth die manche der heutigen
Welt über alles ſchätzen.

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[199/0210] wie er Beine und Arme verſchiedentlich zu ſtellen wüßte, ſo daß er durch Annehmlich¬ keit der Figur ſich gleichſam vor jedem ent¬ ſchuldigt hätte, daß er ein ſo närriſches Bild zu ſeinem Gegenſtande gemacht. Denn manche zierliche Mahler ſind mir ſo vorge¬ kommen, daß ſie nicht ſowohl verſchiedent¬ liche Bilder mahlen, als vielmehr nur die Gegenſtände brauchen um immer wieder ih¬ re Verſchränkungen und Niedlichkeiten zu zeigen; dieſe putzen ſich mit der edlen Mah¬ lerkunſt, ſtatt daß ſie ihr freies Spiel, und eine eigne Bahn gönnen ſollten. So iſt es nicht mit dieſem Hubertus beſchaffen. Seine zuſammengelegten Beine, auf denen er ſo ganz natürlich hinkniet, ſeine gleichförmigen aufgehobenen Hände ſind das wahrſte was man ſehen kann; aber ſie haben nicht die ſpielende Anmuth die manche der heutigen Welt über alles ſchätzen.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/210>, abgerufen am 24.11.2024.