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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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würde nur ein bittrer Vorwurf für mich
sein, daß ich ohne dich käme.

Dem jungen Franz standen bei diesem
Worten die Thränen in den Augen, denn
alle Scenen die sie einer mit dem andern ge¬
sehn, alles was sie in brüderlicher Gesell¬
schaft erlebt hatten, gieng schnell durch
sein Gedächtniß; als nun Sebastian noch
hinzu sezte: wirst du mich auch in der Ferne
noch immer lieb behalten? konnte er sich
nicht mehr faßen, sondern fiel dem Fragen¬
den mit lautem Schluchzen um den Hals
und ergoß sich in tausend Thränen, er zit¬
terte, es war, als wenn ihm das Herz zer¬
springen wollte. Sebastian hielt ihn fest in
seinen Armen geklammert und muste nun
mit ihm weinen, ob er gleich älter, und
von einer härteren Constitution war. Kom¬
me wieder zu dir! sagte er endlich zu sei¬
nem Freunde wir müßen uns faßen, wir
sehn uns ja wohl wieder.

würde nur ein bittrer Vorwurf für mich
ſein, daß ich ohne dich käme.

Dem jungen Franz ſtanden bei dieſem
Worten die Thränen in den Augen, denn
alle Scenen die ſie einer mit dem andern ge¬
ſehn, alles was ſie in brüderlicher Geſell¬
ſchaft erlebt hatten, gieng ſchnell durch
ſein Gedächtniß; als nun Sebaſtian noch
hinzu ſezte: wirſt du mich auch in der Ferne
noch immer lieb behalten? konnte er ſich
nicht mehr faßen, ſondern fiel dem Fragen¬
den mit lautem Schluchzen um den Hals
und ergoß ſich in tauſend Thränen, er zit¬
terte, es war, als wenn ihm das Herz zer¬
ſpringen wollte. Sebaſtian hielt ihn feſt in
ſeinen Armen geklammert und muſte nun
mit ihm weinen, ob er gleich älter, und
von einer härteren Conſtitution war. Kom¬
me wieder zu dir! ſagte er endlich zu ſei¬
nem Freunde wir müßen uns faßen, wir
ſehn uns ja wohl wieder.

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[8/0019] würde nur ein bittrer Vorwurf für mich ſein, daß ich ohne dich käme. Dem jungen Franz ſtanden bei dieſem Worten die Thränen in den Augen, denn alle Scenen die ſie einer mit dem andern ge¬ ſehn, alles was ſie in brüderlicher Geſell¬ ſchaft erlebt hatten, gieng ſchnell durch ſein Gedächtniß; als nun Sebaſtian noch hinzu ſezte: wirſt du mich auch in der Ferne noch immer lieb behalten? konnte er ſich nicht mehr faßen, ſondern fiel dem Fragen¬ den mit lautem Schluchzen um den Hals und ergoß ſich in tauſend Thränen, er zit¬ terte, es war, als wenn ihm das Herz zer¬ ſpringen wollte. Sebaſtian hielt ihn feſt in ſeinen Armen geklammert und muſte nun mit ihm weinen, ob er gleich älter, und von einer härteren Conſtitution war. Kom¬ me wieder zu dir! ſagte er endlich zu ſei¬ nem Freunde wir müßen uns faßen, wir ſehn uns ja wohl wieder.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/19>, abgerufen am 25.04.2024.