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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Er nahm ohne eine Antwort zu erwar¬
ten seines Freundes Hand und drückte sie
stark, Sebastian sagte: Deinen Johannes
will ich recht aufheben und ihn behalten,
wenn man mir auch viel Geld dafür böte.

Mit diesen Reden waren sie an einen
Fußsteig gekommen, der einen nähern Weg
durchs Korn führte. Rothe Lichter zitterten
an den Spitzen der Halme und der Mor¬
genwind rührte sich darin und machte Wel¬
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ten sich noch von ihren Werken und von
ihren Planen für die Zukunft, Franz ver¬
ließ jezt Nürnberg seine vaterländische
Stadt, um in der Fremde seine Kenntniß
zu erweitern und nach einer mühseligen
Wanderschaft dann als ein vollendeter Mei¬
ster zurückzukehren. Sebastian blieb noch
bei den wohlverdienten Albrecht Dürer des¬
sen Name im ganzen Lande ausgebreitet

Er nahm ohne eine Antwort zu erwar¬
ten ſeines Freundes Hand und drückte ſie
ſtark, Sebaſtian ſagte: Deinen Johannes
will ich recht aufheben und ihn behalten,
wenn man mir auch viel Geld dafür böte.

Mit dieſen Reden waren ſie an einen
Fußſteig gekommen, der einen nähern Weg
durchs Korn führte. Rothe Lichter zitterten
an den Spitzen der Halme und der Mor¬
genwind rührte ſich darin und machte Wel¬
len. Die beiden jungen Mahler unterhiel¬
ten ſich noch von ihren Werken und von
ihren Planen für die Zukunft, Franz ver¬
ließ jezt Nürnberg ſeine vaterländiſche
Stadt, um in der Fremde ſeine Kenntniß
zu erweitern und nach einer mühſeligen
Wanderſchaft dann als ein vollendeter Mei¬
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[6/0017] Er nahm ohne eine Antwort zu erwar¬ ten ſeines Freundes Hand und drückte ſie ſtark, Sebaſtian ſagte: Deinen Johannes will ich recht aufheben und ihn behalten, wenn man mir auch viel Geld dafür böte. Mit dieſen Reden waren ſie an einen Fußſteig gekommen, der einen nähern Weg durchs Korn führte. Rothe Lichter zitterten an den Spitzen der Halme und der Mor¬ genwind rührte ſich darin und machte Wel¬ len. Die beiden jungen Mahler unterhiel¬ ten ſich noch von ihren Werken und von ihren Planen für die Zukunft, Franz ver¬ ließ jezt Nürnberg ſeine vaterländiſche Stadt, um in der Fremde ſeine Kenntniß zu erweitern und nach einer mühſeligen Wanderſchaft dann als ein vollendeter Mei¬ ſter zurückzukehren. Sebaſtian blieb noch bei den wohlverdienten Albrecht Dürer deſ¬ ſen Name im ganzen Lande ausgebreitet

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/17>, abgerufen am 28.03.2024.