schon bekannten Wunder thun sich andere her- vor die mit diesem kämpfen, und der Autor mag den Knoten knüpfen und lösen, wie er will, so wird er gezwungen seyn, am Schluß, oder mit dem fünften Akt gleichsam ein neues Stück zu beginnen, welches hier mehr, als beim ersten Theile auffällt, da uns der Dich- ter nicht so wie dort an das neue Anheben ge- wöhnt hat.
Meine Freunde, sagte Friedrich, der bis- her geschwiegen und in Gedanken vertieft ge- sessen hatte, ich fühle recht gut, das ich ein großes Wagestück unternommen, welches sich mein froher Muth im Anfangen nicht so schwer vorgestellt hatte. Ich danke für eure Geduld und Nachsicht.
Er stand auf und trat in den Garten, die Gesellschaft folgte ihm und alle zerstreuten sich, einzeln, oder paarweise, Gespräche führend in den verschiedenen Gängen. Manfred gesellte sich zu Friedrich, zu dem er sagte: ermuthige dich, mein Freund, ich hoffe, bald soll diese peinliche Lage sich lösen, daß Adelheit in der Gesell- schaft erscheint, und dein Wesen sich wieder frei darstellen und ohne Hemmung entwickeln kann.
Ich bin froh, erwiederte Friedrich, daß diese Stunden vorüber sind, denn ich war mit meinen Gedanken nur selten beim Lesen, ja ich konnte erschrecken, wenn ich plötzlich zu diesen
Er-
Zweite Abtheilung.
ſchon bekannten Wunder thun ſich andere her- vor die mit dieſem kaͤmpfen, und der Autor mag den Knoten knuͤpfen und loͤſen, wie er will, ſo wird er gezwungen ſeyn, am Schluß, oder mit dem fuͤnften Akt gleichſam ein neues Stuͤck zu beginnen, welches hier mehr, als beim erſten Theile auffaͤllt, da uns der Dich- ter nicht ſo wie dort an das neue Anheben ge- woͤhnt hat.
Meine Freunde, ſagte Friedrich, der bis- her geſchwiegen und in Gedanken vertieft ge- ſeſſen hatte, ich fuͤhle recht gut, das ich ein großes Wageſtuͤck unternommen, welches ſich mein froher Muth im Anfangen nicht ſo ſchwer vorgeſtellt hatte. Ich danke fuͤr eure Geduld und Nachſicht.
Er ſtand auf und trat in den Garten, die Geſellſchaft folgte ihm und alle zerſtreuten ſich, einzeln, oder paarweiſe, Geſpraͤche fuͤhrend in den verſchiedenen Gaͤngen. Manfred geſellte ſich zu Friedrich, zu dem er ſagte: ermuthige dich, mein Freund, ich hoffe, bald ſoll dieſe peinliche Lage ſich loͤſen, daß Adelheit in der Geſell- ſchaft erſcheint, und dein Weſen ſich wieder frei darſtellen und ohne Hemmung entwickeln kann.
Ich bin froh, erwiederte Friedrich, daß dieſe Stunden voruͤber ſind, denn ich war mit meinen Gedanken nur ſelten beim Leſen, ja ich konnte erſchrecken, wenn ich ploͤtzlich zu dieſen
Er-
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Zweite Abtheilung.
ſchon bekannten Wunder thun ſich andere her-
vor die mit dieſem kaͤmpfen, und der Autor
mag den Knoten knuͤpfen und loͤſen, wie er
will, ſo wird er gezwungen ſeyn, am Schluß,
oder mit dem fuͤnften Akt gleichſam ein neues
Stuͤck zu beginnen, welches hier mehr, als
beim erſten Theile auffaͤllt, da uns der Dich-
ter nicht ſo wie dort an das neue Anheben ge-
woͤhnt hat.
Meine Freunde, ſagte Friedrich, der bis-
her geſchwiegen und in Gedanken vertieft ge-
ſeſſen hatte, ich fuͤhle recht gut, das ich ein
großes Wageſtuͤck unternommen, welches ſich
mein froher Muth im Anfangen nicht ſo ſchwer
vorgeſtellt hatte. Ich danke fuͤr eure Geduld
und Nachſicht.
Er ſtand auf und trat in den Garten, die
Geſellſchaft folgte ihm und alle zerſtreuten ſich,
einzeln, oder paarweiſe, Geſpraͤche fuͤhrend in
den verſchiedenen Gaͤngen. Manfred geſellte ſich
zu Friedrich, zu dem er ſagte: ermuthige dich,
mein Freund, ich hoffe, bald ſoll dieſe peinliche
Lage ſich loͤſen, daß Adelheit in der Geſell-
ſchaft erſcheint, und dein Weſen ſich wieder
frei darſtellen und ohne Hemmung entwickeln
kann.
Ich bin froh, erwiederte Friedrich, daß
dieſe Stunden voruͤber ſind, denn ich war mit
meinen Gedanken nur ſelten beim Leſen, ja ich
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/506>, abgerufen am 23.11.2024.
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