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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Zweite Abtheilung.

Ampedo tritt auf.
Viele. (laut rufend) Es lebe der Herr Am-
pedo! Hoch!
Andre. Und der Herr Andalosia!
Ampedo.
Was giebts? Was soll denn dies Geschrei, Ihr
Freunde?
Dritter.
O gnädger Herr, soll sich das Volk nicht freun?
Hat Euer theurer goldener Herr Bruder
Der Stadtgemeinde nicht ein ganzes Schiff
Von Malvasier und andern edlen Weinen
Geschenkt? Daß nun die lieben durstgen Seelen!
Das kostbare Gewächs wie Wasser saufen?
Sind drüber nicht schon jetzt am frühen Tage
Betrunken viele, daß sie dort die Sonne
Für Vollmond halten? Speist er nicht mit
Kuchen,
Geflügel und Confect, Trüffelpasteten,
Hier den gemeinsten wie den reichsten Bürger?
Ampedo.
O ja, ich weiß, mein Bruder ist ein Narr.
Ein Betrunkener. (taumelt heran.)
Narr? Andalosia? Gotts Sakrament
Den hau' ich ja -- ja so, Ihr seyds, Herr Ampel,
Das ist Eur Glück, sonst solltet Ihr mal sehn,
Wie Euch der Kopf in Scherben sollte fliegen.
Zweiter.
Hat er nicht alle Armuth heut gekleidet,
Und reich beschenkt, damit die Königin
Zweite Abtheilung.

Ampedo tritt auf.
Viele. (laut rufend) Es lebe der Herr Am-
pedo! Hoch!
Andre. Und der Herr Andaloſia!
Ampedo.
Was giebts? Was ſoll denn dies Geſchrei, Ihr
Freunde?
Dritter.
O gnaͤdger Herr, ſoll ſich das Volk nicht freun?
Hat Euer theurer goldener Herr Bruder
Der Stadtgemeinde nicht ein ganzes Schiff
Von Malvaſier und andern edlen Weinen
Geſchenkt? Daß nun die lieben durſtgen Seelen!
Das koſtbare Gewaͤchs wie Waſſer ſaufen?
Sind druͤber nicht ſchon jetzt am fruͤhen Tage
Betrunken viele, daß ſie dort die Sonne
Fuͤr Vollmond halten? Speiſt er nicht mit
Kuchen,
Gefluͤgel und Confect, Truͤffelpaſteten,
Hier den gemeinſten wie den reichſten Buͤrger?
Ampedo.
O ja, ich weiß, mein Bruder iſt ein Narr.
Ein Betrunkener. (taumelt heran.)
Narr? Andaloſia? Gotts Sakrament
Den hau' ich ja — ja ſo, Ihr ſeyds, Herr Ampel,
Das iſt Eur Gluͤck, ſonſt ſolltet Ihr mal ſehn,
Wie Euch der Kopf in Scherben ſollte fliegen.
Zweiter.
Hat er nicht alle Armuth heut gekleidet,
Und reich beſchenkt, damit die Koͤnigin
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[456/0466] Zweite Abtheilung. Ampedo tritt auf. Viele. (laut rufend) Es lebe der Herr Am- pedo! Hoch! Andre. Und der Herr Andaloſia! Ampedo. Was giebts? Was ſoll denn dies Geſchrei, Ihr Freunde? Dritter. O gnaͤdger Herr, ſoll ſich das Volk nicht freun? Hat Euer theurer goldener Herr Bruder Der Stadtgemeinde nicht ein ganzes Schiff Von Malvaſier und andern edlen Weinen Geſchenkt? Daß nun die lieben durſtgen Seelen! Das koſtbare Gewaͤchs wie Waſſer ſaufen? Sind druͤber nicht ſchon jetzt am fruͤhen Tage Betrunken viele, daß ſie dort die Sonne Fuͤr Vollmond halten? Speiſt er nicht mit Kuchen, Gefluͤgel und Confect, Truͤffelpaſteten, Hier den gemeinſten wie den reichſten Buͤrger? Ampedo. O ja, ich weiß, mein Bruder iſt ein Narr. Ein Betrunkener. (taumelt heran.) Narr? Andaloſia? Gotts Sakrament Den hau' ich ja — ja ſo, Ihr ſeyds, Herr Ampel, Das iſt Eur Gluͤck, ſonſt ſolltet Ihr mal ſehn, Wie Euch der Kopf in Scherben ſollte fliegen. Zweiter. Hat er nicht alle Armuth heut gekleidet, Und reich beſchenkt, damit die Koͤnigin

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/466>, abgerufen am 17.05.2024.