Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. lackengesicht ist noch ein Hurkind von unserm gnä-digen Herrn. Koch. Wo denkst Du hin? Bist schon am frü- hen Tage betrunken? Unser Herr Graf ist ja nur ein Paar Jahr älter. Kellermeister. Mag's seyn, wie's will, kurz- um, er säuft Claret, wie ich mir manchmal kaum getraue. Timotheus. Schade was um alles andre, wenn er uns nicht allen die Reputation genom- men hätte! das lumpige Band, das ich nun nur gewonnen habe; ich mag's kaum ansehn. Heinz. Aber Rupert, warum bist Du denn so ganz still? Ist es Dir denn nicht verdrüßlich, daß ein Camerad von uns so den Herrn über uns spielt? Rupert. Was hilft's? Der Herr ist ihm ein- mal gewogen, ist es doch, als wenn er ihm das Herz gestohlen hätte. Da ist nun nichts zu machen. Koch. Mit dem großen Kochlöffel fahr' ich ihm in den Hals, so gewiß ich Barnabas heiße! Kellermeist. Hätt' ich ihn nur einmal so allein im Keller, ein bischen betrunken müßt' er schon seyn und herum torkeln, ich verspundte ihn in das große Oxthoftfaß und rollte ihn hernach in den Fluß, daß er seiner gnädigen Mama wieder zu schwimmen könnte. Stallm. Wenn der Schimmel dächte wie ich, so höbe er einmal die beiden Hinterfüße etwas hö- her, als nöthig ist, und gäbe ihm, wenn er ihn eben so zierlich streicheln und tätscheln will, einen Fortunat. lackengeſicht iſt noch ein Hurkind von unſerm gnaͤ-digen Herrn. Koch. Wo denkſt Du hin? Biſt ſchon am fruͤ- hen Tage betrunken? Unſer Herr Graf iſt ja nur ein Paar Jahr aͤlter. Kellermeiſter. Mag's ſeyn, wie's will, kurz- um, er ſaͤuft Claret, wie ich mir manchmal kaum getraue. Timotheus. Schade was um alles andre, wenn er uns nicht allen die Reputation genom- men haͤtte! das lumpige Band, das ich nun nur gewonnen habe; ich mag's kaum anſehn. Heinz. Aber Rupert, warum biſt Du denn ſo ganz ſtill? Iſt es Dir denn nicht verdruͤßlich, daß ein Camerad von uns ſo den Herrn uͤber uns ſpielt? Rupert. Was hilft's? Der Herr iſt ihm ein- mal gewogen, iſt es doch, als wenn er ihm das Herz geſtohlen haͤtte. Da iſt nun nichts zu machen. Koch. Mit dem großen Kochloͤffel fahr' ich ihm in den Hals, ſo gewiß ich Barnabas heiße! Kellermeiſt. Haͤtt' ich ihn nur einmal ſo allein im Keller, ein bischen betrunken muͤßt' er ſchon ſeyn und herum torkeln, ich verſpundte ihn in das große Oxthoftfaß und rollte ihn hernach in den Fluß, daß er ſeiner gnaͤdigen Mama wieder zu ſchwimmen koͤnnte. Stallm. Wenn der Schimmel daͤchte wie ich, ſo hoͤbe er einmal die beiden Hinterfuͤße etwas hoͤ- her, als noͤthig iſt, und gaͤbe ihm, wenn er ihn eben ſo zierlich ſtreicheln und taͤtſcheln will, einen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#Kellermeiſter"> <p><pb facs="#f0045" n="35"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> lackengeſicht iſt noch ein Hurkind von unſerm gnaͤ-<lb/> digen Herrn.</p> </sp><lb/> <sp who="#Koch"> <speaker><hi rendition="#g">Koch</hi>.</speaker> <p>Wo denkſt Du hin? Biſt ſchon am fruͤ-<lb/> hen Tage betrunken? Unſer Herr Graf iſt ja nur<lb/> ein Paar Jahr aͤlter.</p> </sp><lb/> <sp who="#Kellermeiſter"> <speaker><hi rendition="#g">Kellermeiſter</hi>.</speaker> <p>Mag's ſeyn, wie's will, kurz-<lb/> um, er ſaͤuft Claret, wie ich mir manchmal kaum<lb/> getraue.</p> </sp><lb/> <sp who="#Timotheus"> <speaker><hi rendition="#g">Timotheus</hi>.</speaker> <p>Schade was um alles andre,<lb/> wenn er uns nicht allen die Reputation genom-<lb/> men haͤtte! das lumpige Band, das ich nun nur<lb/> gewonnen habe; ich mag's kaum anſehn.</p> </sp><lb/> <sp who="#HEINZ"> <speaker><hi rendition="#g">Heinz</hi>.</speaker> <p>Aber Rupert, warum biſt Du denn ſo<lb/> ganz ſtill? Iſt es Dir denn nicht verdruͤßlich, daß<lb/> ein Camerad von uns ſo den Herrn uͤber uns<lb/> ſpielt?</p> </sp><lb/> <sp who="#RUPERT"> <speaker><hi rendition="#g">Rupert</hi>.</speaker> <p>Was hilft's? Der Herr iſt ihm ein-<lb/> mal gewogen, iſt es doch, als wenn er ihm das<lb/> Herz geſtohlen haͤtte. Da iſt nun nichts zu machen.</p> </sp><lb/> <sp who="#Koch"> <speaker><hi rendition="#g">Koch</hi>.</speaker> <p>Mit dem großen Kochloͤffel fahr' ich ihm<lb/> in den Hals, ſo gewiß ich Barnabas heiße!</p> </sp><lb/> <sp who="#Kellermeiſt"> <speaker><hi rendition="#g">Kellermeiſt</hi>.</speaker> <p>Haͤtt' ich ihn nur einmal ſo<lb/> allein im Keller, ein bischen betrunken muͤßt' er<lb/> ſchon ſeyn und herum torkeln, ich verſpundte ihn<lb/> in das große Oxthoftfaß und rollte ihn hernach in<lb/> den Fluß, daß er ſeiner gnaͤdigen Mama wieder<lb/> zu ſchwimmen koͤnnte.</p> </sp><lb/> <sp who="#Stallm"> <speaker><hi rendition="#g">Stallm</hi>.</speaker> <p>Wenn der Schimmel daͤchte wie ich,<lb/> ſo hoͤbe er einmal die beiden Hinterfuͤße etwas hoͤ-<lb/> her, als noͤthig iſt, und gaͤbe ihm, wenn er ihn<lb/> eben ſo zierlich ſtreicheln und taͤtſcheln will, einen<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [35/0045]
Fortunat.
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digen Herrn.
Koch. Wo denkſt Du hin? Biſt ſchon am fruͤ-
hen Tage betrunken? Unſer Herr Graf iſt ja nur
ein Paar Jahr aͤlter.
Kellermeiſter. Mag's ſeyn, wie's will, kurz-
um, er ſaͤuft Claret, wie ich mir manchmal kaum
getraue.
Timotheus. Schade was um alles andre,
wenn er uns nicht allen die Reputation genom-
men haͤtte! das lumpige Band, das ich nun nur
gewonnen habe; ich mag's kaum anſehn.
Heinz. Aber Rupert, warum biſt Du denn ſo
ganz ſtill? Iſt es Dir denn nicht verdruͤßlich, daß
ein Camerad von uns ſo den Herrn uͤber uns
ſpielt?
Rupert. Was hilft's? Der Herr iſt ihm ein-
mal gewogen, iſt es doch, als wenn er ihm das
Herz geſtohlen haͤtte. Da iſt nun nichts zu machen.
Koch. Mit dem großen Kochloͤffel fahr' ich ihm
in den Hals, ſo gewiß ich Barnabas heiße!
Kellermeiſt. Haͤtt' ich ihn nur einmal ſo
allein im Keller, ein bischen betrunken muͤßt' er
ſchon ſeyn und herum torkeln, ich verſpundte ihn
in das große Oxthoftfaß und rollte ihn hernach in
den Fluß, daß er ſeiner gnaͤdigen Mama wieder
zu ſchwimmen koͤnnte.
Stallm. Wenn der Schimmel daͤchte wie ich,
ſo hoͤbe er einmal die beiden Hinterfuͤße etwas hoͤ-
her, als noͤthig iſt, und gaͤbe ihm, wenn er ihn
eben ſo zierlich ſtreicheln und taͤtſcheln will, einen
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