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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Fortunat.
fünf Minuten auf der wahren Höhe vom besten
Geschmack.
Daniel. Ich dächte, du hättest nun die
Kinderschuh vertreten, und wichtigere Sachen im
Kopf.
Dietrich. Ich höre ja; sind meine Ohren
etwa nicht groß genug?
Daniel. Der alte Herr ist todt, der junge
Wildfang Andalosia denkt auf Reisen zu gehn und
will dich mitnehmen.
Dietrich. Gut, ich bin dabei, wenn er
mich mitnimmt.
Daniel. Aber es ist nicht genug, daß du
als ein Esel auf einem Pferde hinter ihm reitest, du
sollst auch vernünftig, menschlich seyn, mein Sohn,
und nicht wie ein Vieh, verstehst du, das mit den
Hörnern vorwärts sich immer weiter in die fette
Wiese hinein frißt, ohne rechts und links von den
moralischen und allegorischen Kuhblumen, Stief-
mütterchen, Vergißmeinnicht, Je länger je lieber
Notiz zu nehmen.
Dietrich. Richtig, das ist so die gewöhnliche
Art, wies Vieh dergleichen hinein frißt, dumm,
stumm, ohne alle Reflexion und Applikation.
Daniel. Mein Einziger, ich habe gesucht
durch die Welt zu kommen, habe auch etwas vor
mich gebracht, und denke es noch weiter zu bringen,
besonders wenn ich mit dem Einfaltspinsel, dem
Ampedo, allein hier zurückbleibe; darauf sieh auch
immer unterwegs, denn wenn der Junge dem Al-
ten nur etwas nachschlacht, so fallen immer viele
goldne Brosamen neben bei: drum gieb auch nicht
zu viel für dich selbst aus, sey nicht, wie so manche
Fortunat.
fuͤnf Minuten auf der wahren Hoͤhe vom beſten
Geſchmack.
Daniel. Ich daͤchte, du haͤtteſt nun die
Kinderſchuh vertreten, und wichtigere Sachen im
Kopf.
Dietrich. Ich hoͤre ja; ſind meine Ohren
etwa nicht groß genug?
Daniel. Der alte Herr iſt todt, der junge
Wildfang Andaloſia denkt auf Reiſen zu gehn und
will dich mitnehmen.
Dietrich. Gut, ich bin dabei, wenn er
mich mitnimmt.
Daniel. Aber es iſt nicht genug, daß du
als ein Eſel auf einem Pferde hinter ihm reiteſt, du
ſollſt auch vernuͤnftig, menſchlich ſeyn, mein Sohn,
und nicht wie ein Vieh, verſtehſt du, das mit den
Hoͤrnern vorwaͤrts ſich immer weiter in die fette
Wieſe hinein frißt, ohne rechts und links von den
moraliſchen und allegoriſchen Kuhblumen, Stief-
muͤtterchen, Vergißmeinnicht, Je laͤnger je lieber
Notiz zu nehmen.
Dietrich. Richtig, das iſt ſo die gewoͤhnliche
Art, wies Vieh dergleichen hinein frißt, dumm,
ſtumm, ohne alle Reflexion und Applikation.
Daniel. Mein Einziger, ich habe geſucht
durch die Welt zu kommen, habe auch etwas vor
mich gebracht, und denke es noch weiter zu bringen,
beſonders wenn ich mit dem Einfaltspinſel, dem
Ampedo, allein hier zuruͤckbleibe; darauf ſieh auch
immer unterwegs, denn wenn der Junge dem Al-
ten nur etwas nachſchlacht, ſo fallen immer viele
goldne Broſamen neben bei: drum gieb auch nicht
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[279/0289] Fortunat. fuͤnf Minuten auf der wahren Hoͤhe vom beſten Geſchmack. Daniel. Ich daͤchte, du haͤtteſt nun die Kinderſchuh vertreten, und wichtigere Sachen im Kopf. Dietrich. Ich hoͤre ja; ſind meine Ohren etwa nicht groß genug? Daniel. Der alte Herr iſt todt, der junge Wildfang Andaloſia denkt auf Reiſen zu gehn und will dich mitnehmen. Dietrich. Gut, ich bin dabei, wenn er mich mitnimmt. Daniel. Aber es iſt nicht genug, daß du als ein Eſel auf einem Pferde hinter ihm reiteſt, du ſollſt auch vernuͤnftig, menſchlich ſeyn, mein Sohn, und nicht wie ein Vieh, verſtehſt du, das mit den Hoͤrnern vorwaͤrts ſich immer weiter in die fette Wieſe hinein frißt, ohne rechts und links von den moraliſchen und allegoriſchen Kuhblumen, Stief- muͤtterchen, Vergißmeinnicht, Je laͤnger je lieber Notiz zu nehmen. Dietrich. Richtig, das iſt ſo die gewoͤhnliche Art, wies Vieh dergleichen hinein frißt, dumm, ſtumm, ohne alle Reflexion und Applikation. Daniel. Mein Einziger, ich habe geſucht durch die Welt zu kommen, habe auch etwas vor mich gebracht, und denke es noch weiter zu bringen, beſonders wenn ich mit dem Einfaltspinſel, dem Ampedo, allein hier zuruͤckbleibe; darauf ſieh auch immer unterwegs, denn wenn der Junge dem Al- ten nur etwas nachſchlacht, ſo fallen immer viele goldne Broſamen neben bei: drum gieb auch nicht zu viel fuͤr dich ſelbſt aus, ſey nicht, wie ſo manche

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/289>, abgerufen am 25.11.2024.