Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. Fortunat. Herr Wirth, von dem Mädchen und den Eltern kann ich darum nicht schlimmer denken, weil sie nicht zu mir kommen will; mor- gen früh führt mich zu ihr, und ich will ihr die Aussteuer einhändigen, die ich ihr zugedacht habe. (ab.) Abel. So? Und wo das Geld hernehmen, mein allerliebster hochfahrender So- Herr? Das ist ein Geheimniß, dem ich noch auf den Grund kom- men muß. Gewiß haben sies eingenäht in Kleider und Wäsche, denn er bezahlt jede Mahlzeit, den Wein, jedes Futter für die Pferde gleich baar und ohne etwas abzudingen. Also nun will er, wer weiß wie viel Zechinen, an ein armes Mädchen weg- schmeißen? So? die ich aber besser brauchen kann. O Einfalt, so mit dem Gelde zu handthieren! Ich muß aber nicht versäumen, noch diese Nacht meine Operation vorzunehmen, denn morgen zahlt der Narr das Geld und reist dann vielleicht fort; hab ichs, dann heißt es: mein Geld ist fort! Und ich: So? und immer wieder mein: So? eben so un- schuldig und kaltblütig wie er, mein: So? (ab.) Vierte Scene. (Ein andres Zimmer.) Daniel, Jakob, Adam, Ulrich. Adam. Setzt Euch daher Kamerad, denn ich höre ja, daß Ihr ehemals auch von unserm Stande Zweite Abtheilung. Fortunat. Herr Wirth, von dem Maͤdchen und den Eltern kann ich darum nicht ſchlimmer denken, weil ſie nicht zu mir kommen will; mor- gen fruͤh fuͤhrt mich zu ihr, und ich will ihr die Ausſteuer einhaͤndigen, die ich ihr zugedacht habe. (ab.) Abel. So? Und wo das Geld hernehmen, mein allerliebſter hochfahrender So- Herr? Das iſt ein Geheimniß, dem ich noch auf den Grund kom- men muß. Gewiß haben ſies eingenaͤht in Kleider und Waͤſche, denn er bezahlt jede Mahlzeit, den Wein, jedes Futter fuͤr die Pferde gleich baar und ohne etwas abzudingen. Alſo nun will er, wer weiß wie viel Zechinen, an ein armes Maͤdchen weg- ſchmeißen? So? die ich aber beſſer brauchen kann. O Einfalt, ſo mit dem Gelde zu handthieren! Ich muß aber nicht verſaͤumen, noch dieſe Nacht meine Operation vorzunehmen, denn morgen zahlt der Narr das Geld und reiſt dann vielleicht fort; hab ichs, dann heißt es: mein Geld iſt fort! Und ich: So? und immer wieder mein: So? eben ſo un- ſchuldig und kaltbluͤtig wie er, mein: So? (ab.) Vierte Scene. (Ein andres Zimmer.) Daniel, Jakob, Adam, Ulrich. Adam. Setzt Euch daher Kamerad, denn ich hoͤre ja, daß Ihr ehemals auch von unſerm Stande <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0172" n="162"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Herr Wirth, von dem Maͤdchen<lb/> und den Eltern kann ich darum nicht ſchlimmer<lb/> denken, weil ſie nicht zu mir kommen will; mor-<lb/> gen fruͤh fuͤhrt mich zu ihr, und ich will ihr die<lb/> Ausſteuer einhaͤndigen, die ich ihr zugedacht habe.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(ab.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Abel"> <speaker><hi rendition="#g">Abel</hi>.</speaker> <p>So? Und wo das Geld hernehmen,<lb/> mein allerliebſter hochfahrender So- Herr? Das iſt<lb/> ein Geheimniß, dem ich noch auf den Grund kom-<lb/> men muß. Gewiß haben ſies eingenaͤht in Kleider<lb/> und Waͤſche, denn er bezahlt jede Mahlzeit, den<lb/> Wein, jedes Futter fuͤr die Pferde gleich baar und<lb/> ohne etwas abzudingen. Alſo nun will er, wer<lb/> weiß wie viel Zechinen, an ein armes Maͤdchen weg-<lb/> ſchmeißen? So? die ich aber beſſer brauchen kann.<lb/> O Einfalt, ſo mit dem Gelde zu handthieren! Ich<lb/> muß aber nicht verſaͤumen, noch dieſe Nacht meine<lb/> Operation vorzunehmen, denn morgen zahlt der<lb/> Narr das Geld und reiſt dann vielleicht fort; hab<lb/> ichs, dann heißt es: mein Geld iſt fort! Und ich:<lb/> So? und immer wieder mein: So? eben ſo un-<lb/> ſchuldig und kaltbluͤtig wie er, mein: So?</p> <stage>(ab.)</stage> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Vierte Scene</hi>.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Ein andres Zimmer</hi>.)</hi> </stage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Daniel, Jakob, Adam, Ulrich</hi>.</hi> </stage><lb/> <sp who="#Adam"> <speaker><hi rendition="#g">Adam</hi>.</speaker> <p>Setzt Euch daher Kamerad, denn ich<lb/> hoͤre ja, daß Ihr ehemals auch von unſerm Stande<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [162/0172]
Zweite Abtheilung.
Fortunat. Herr Wirth, von dem Maͤdchen
und den Eltern kann ich darum nicht ſchlimmer
denken, weil ſie nicht zu mir kommen will; mor-
gen fruͤh fuͤhrt mich zu ihr, und ich will ihr die
Ausſteuer einhaͤndigen, die ich ihr zugedacht habe.
(ab.)
Abel. So? Und wo das Geld hernehmen,
mein allerliebſter hochfahrender So- Herr? Das iſt
ein Geheimniß, dem ich noch auf den Grund kom-
men muß. Gewiß haben ſies eingenaͤht in Kleider
und Waͤſche, denn er bezahlt jede Mahlzeit, den
Wein, jedes Futter fuͤr die Pferde gleich baar und
ohne etwas abzudingen. Alſo nun will er, wer
weiß wie viel Zechinen, an ein armes Maͤdchen weg-
ſchmeißen? So? die ich aber beſſer brauchen kann.
O Einfalt, ſo mit dem Gelde zu handthieren! Ich
muß aber nicht verſaͤumen, noch dieſe Nacht meine
Operation vorzunehmen, denn morgen zahlt der
Narr das Geld und reiſt dann vielleicht fort; hab
ichs, dann heißt es: mein Geld iſt fort! Und ich:
So? und immer wieder mein: So? eben ſo un-
ſchuldig und kaltbluͤtig wie er, mein: So? (ab.)
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