Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. Mädchen ausstatten, -- und wovon? Ein klugerWirth läßt sich nicht gern bei der Nase führen; ich habe da unter ihrer Schlafkammer einen Ein- gang in ihre Stube von dem sie sich nichts träu- men lassen, und wie ich vergangene Nacht meine Visitation anstelle, ist doch auch in keinem von allen ihren Beuteln ein einziger Kreuzer. Die Leute muß ich genauer beobachten. Fortunat kömmt. Fortunat. Nun, Herr Wirth? Habt Ihr meinen Auftrag besorgt? Abel. Gnädiger Herr, ich muß die Ehre ha- ben zu versichern, daß das Menschengeschlecht im Ganzen gar nichts taugt, geht man aber vollends ins Detail, so stehn einem ehrlichen Mann die Haare zu Berge, und läßt man sich endlich gar mit den sogenannten Armen ein, so findet man doch auch nichts, als die ausgemachteste Niederträch- tigkeit. Fortunat. So? Abel. Ich komme dahin zu den Leuten, ich kann wohl sagen, mit gerührtem Herzen, ich trage das gnädige Anerbieten, die unerhörte Großmuth vor, und bilde mir ein, die Leute werden in der niedrigen Stube vor Freuden bis an die Decke springen; und was wird mir? Grobe Begegnung, die Thür wird mir unter anzüglichen Redensarten gewiesen, und ich muß froh seyn, nur ohne körper- liche Mißhandlung davon zu kommen. Fortunat. So? Abel.
Zweite Abtheilung. Maͤdchen ausſtatten, — und wovon? Ein klugerWirth laͤßt ſich nicht gern bei der Naſe fuͤhren; ich habe da unter ihrer Schlafkammer einen Ein- gang in ihre Stube von dem ſie ſich nichts traͤu- men laſſen, und wie ich vergangene Nacht meine Viſitation anſtelle, iſt doch auch in keinem von allen ihren Beuteln ein einziger Kreuzer. Die Leute muß ich genauer beobachten. Fortunat koͤmmt. Fortunat. Nun, Herr Wirth? Habt Ihr meinen Auftrag beſorgt? Abel. Gnaͤdiger Herr, ich muß die Ehre ha- ben zu verſichern, daß das Menſchengeſchlecht im Ganzen gar nichts taugt, geht man aber vollends ins Detail, ſo ſtehn einem ehrlichen Mann die Haare zu Berge, und laͤßt man ſich endlich gar mit den ſogenannten Armen ein, ſo findet man doch auch nichts, als die ausgemachteſte Niedertraͤch- tigkeit. Fortunat. So? Abel. Ich komme dahin zu den Leuten, ich kann wohl ſagen, mit geruͤhrtem Herzen, ich trage das gnaͤdige Anerbieten, die unerhoͤrte Großmuth vor, und bilde mir ein, die Leute werden in der niedrigen Stube vor Freuden bis an die Decke ſpringen; und was wird mir? Grobe Begegnung, die Thuͤr wird mir unter anzuͤglichen Redensarten gewieſen, und ich muß froh ſeyn, nur ohne koͤrper- liche Mißhandlung davon zu kommen. Fortunat. So? Abel.
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Zweite Abtheilung.
Maͤdchen ausſtatten, — und wovon? Ein kluger
Wirth laͤßt ſich nicht gern bei der Naſe fuͤhren;
ich habe da unter ihrer Schlafkammer einen Ein-
gang in ihre Stube von dem ſie ſich nichts traͤu-
men laſſen, und wie ich vergangene Nacht meine
Viſitation anſtelle, iſt doch auch in keinem von
allen ihren Beuteln ein einziger Kreuzer. Die Leute
muß ich genauer beobachten.
Fortunat koͤmmt.
Fortunat. Nun, Herr Wirth? Habt Ihr
meinen Auftrag beſorgt?
Abel. Gnaͤdiger Herr, ich muß die Ehre ha-
ben zu verſichern, daß das Menſchengeſchlecht im
Ganzen gar nichts taugt, geht man aber vollends
ins Detail, ſo ſtehn einem ehrlichen Mann die
Haare zu Berge, und laͤßt man ſich endlich gar
mit den ſogenannten Armen ein, ſo findet man doch
auch nichts, als die ausgemachteſte Niedertraͤch-
tigkeit.
Fortunat. So?
Abel. Ich komme dahin zu den Leuten, ich
kann wohl ſagen, mit geruͤhrtem Herzen, ich trage
das gnaͤdige Anerbieten, die unerhoͤrte Großmuth
vor, und bilde mir ein, die Leute werden in der
niedrigen Stube vor Freuden bis an die Decke
ſpringen; und was wird mir? Grobe Begegnung,
die Thuͤr wird mir unter anzuͤglichen Redensarten
gewieſen, und ich muß froh ſeyn, nur ohne koͤrper-
liche Mißhandlung davon zu kommen.
Fortunat. So?
Abel.
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