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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Fortunat.
Fortunat.
Ha! ha! Herr Graf!
Ich möchte rund um diese Felsenkeller
Ein wildes höhnendes Gelächter senden,
Daß ich so reich bin, daß ich Graf mich nenne,
Daß ich in meiner lezten Stunde noch
Ein Grabmal mir von Gold aufthürmen kann.
Herauf! ihr Seelen, wenn in Feuerschlünden,
In Seen von kristallnem Frost ihr heult,
Herauf aus eurem grimmen Bett der Schmerzen,
Mit euch zu nehmen den Verzweifelnden,
Der gleich sein Hirn an diesen Felsenkanten
Ausschmettern wird, daß nur der Geyer Hunger
Ihn nicht von innen schaudervoll verzehrt.
Leopold. (kömmt zurück.)
Geduldet Euch mein lieber, guter Herr,
Nur nicht verzweifeln, sammelt Eure Seele,
Laßt nicht dem bösen Feinde so Gewalt.
Als ich dort unten, ganz dahinten war,
Da dünkte mir, als wenn aus fernster Ferne
Ein ganz verlornes Schimmerlein aufblickte,
Wie Wiederschein von Wiederschein, daß kaum
Die schwarze Nacht davon durchäugelt ward:
Entweder ist es Licht von Menschen, uns
Zu suchen, oder ferner Schein des Tages,
Darum seyd muthig, denn noch leben wir,
So lang wir leben, sollen wir auch hoffen.
Fortunat.
Wohl hast Du Recht, mein guter Leopold.
Sieh, ist es Traum, ist's Blendung meines Auges,
Ist's wirklich, daß ein Glanz dort unten sprüht
Fortunat.
Fortunat.
Ha! ha! Herr Graf!
Ich moͤchte rund um dieſe Felſenkeller
Ein wildes hoͤhnendes Gelaͤchter ſenden,
Daß ich ſo reich bin, daß ich Graf mich nenne,
Daß ich in meiner lezten Stunde noch
Ein Grabmal mir von Gold aufthuͤrmen kann.
Herauf! ihr Seelen, wenn in Feuerſchluͤnden,
In Seen von kriſtallnem Froſt ihr heult,
Herauf aus eurem grimmen Bett der Schmerzen,
Mit euch zu nehmen den Verzweifelnden,
Der gleich ſein Hirn an dieſen Felſenkanten
Ausſchmettern wird, daß nur der Geyer Hunger
Ihn nicht von innen ſchaudervoll verzehrt.
Leopold. (koͤmmt zuruͤck.)
Geduldet Euch mein lieber, guter Herr,
Nur nicht verzweifeln, ſammelt Eure Seele,
Laßt nicht dem boͤſen Feinde ſo Gewalt.
Als ich dort unten, ganz dahinten war,
Da duͤnkte mir, als wenn aus fernſter Ferne
Ein ganz verlornes Schimmerlein aufblickte,
Wie Wiederſchein von Wiederſchein, daß kaum
Die ſchwarze Nacht davon durchaͤugelt ward:
Entweder iſt es Licht von Menſchen, uns
Zu ſuchen, oder ferner Schein des Tages,
Darum ſeyd muthig, denn noch leben wir,
So lang wir leben, ſollen wir auch hoffen.
Fortunat.
Wohl haſt Du Recht, mein guter Leopold.
Sieh, iſt es Traum, iſt's Blendung meines Auges,
Iſt's wirklich, daß ein Glanz dort unten ſpruͤht
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[147/0157] Fortunat. Fortunat. Ha! ha! Herr Graf! Ich moͤchte rund um dieſe Felſenkeller Ein wildes hoͤhnendes Gelaͤchter ſenden, Daß ich ſo reich bin, daß ich Graf mich nenne, Daß ich in meiner lezten Stunde noch Ein Grabmal mir von Gold aufthuͤrmen kann. Herauf! ihr Seelen, wenn in Feuerſchluͤnden, In Seen von kriſtallnem Froſt ihr heult, Herauf aus eurem grimmen Bett der Schmerzen, Mit euch zu nehmen den Verzweifelnden, Der gleich ſein Hirn an dieſen Felſenkanten Ausſchmettern wird, daß nur der Geyer Hunger Ihn nicht von innen ſchaudervoll verzehrt. Leopold. (koͤmmt zuruͤck.) Geduldet Euch mein lieber, guter Herr, Nur nicht verzweifeln, ſammelt Eure Seele, Laßt nicht dem boͤſen Feinde ſo Gewalt. Als ich dort unten, ganz dahinten war, Da duͤnkte mir, als wenn aus fernſter Ferne Ein ganz verlornes Schimmerlein aufblickte, Wie Wiederſchein von Wiederſchein, daß kaum Die ſchwarze Nacht davon durchaͤugelt ward: Entweder iſt es Licht von Menſchen, uns Zu ſuchen, oder ferner Schein des Tages, Darum ſeyd muthig, denn noch leben wir, So lang wir leben, ſollen wir auch hoffen. Fortunat. Wohl haſt Du Recht, mein guter Leopold. Sieh, iſt es Traum, iſt's Blendung meines Auges, Iſt's wirklich, daß ein Glanz dort unten ſpruͤht

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/157>, abgerufen am 23.11.2024.