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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Zweite Abtheilung.
Sich der Gefahr aussetzen, daß ich ihn
Mit Taxen, Zoll und wie noch schikanire,
Vergißt, daß tausend werth die Protektion
Von einem güt'gen, edlen Herrn, wie ich!
Jezt geht, seyd froh, daß Ihr so durch mir schlüpft.
Matthias.
Die Füße küß' ich meinem gnäd'gen Herrn.
(ab)
Wirth.
Ich dacht' es gleich, mein gnädiger Herr Graf. --
Graf.
Ich will allein seyn, mit dem Richter sprechen!
(Wirth geht ab.)
Daniel.
Nehmt's nicht genau mit unserm armen Schelm,
Er ist ein guter Mensch: bedenkt, Herr Graf,
Ich bin Euch sonst auch nützlich schon gewesen,
Die Grete ist doch damals so gekommen,
Die Lise darf das Maul nun auch nicht aufthun,
Die Lore --
Graf.
Bist besessen? Wollen sehn
Was sich mit Ehren thun läßt; jetzo geh.

(Daniel ab.)
Der Richter tritt ein.
Richter. Da wär' ich, Eu'r Gnaden, und
habe mich selbst von meinem gewohnten Mittags-
schlaf abmüssigen müssen.
Graf. Dicker, wir müssen schnell einen armen
Sünder verhören und zum Tode verurtheilen, der
Zweite Abtheilung.
Sich der Gefahr ausſetzen, daß ich ihn
Mit Taxen, Zoll und wie noch ſchikanire,
Vergißt, daß tauſend werth die Protektion
Von einem guͤt'gen, edlen Herrn, wie ich!
Jezt geht, ſeyd froh, daß Ihr ſo durch mir ſchluͤpft.
Matthias.
Die Fuͤße kuͤß' ich meinem gnaͤd'gen Herrn.
(ab)
Wirth.
Ich dacht' es gleich, mein gnaͤdiger Herr Graf. —
Graf.
Ich will allein ſeyn, mit dem Richter ſprechen!
(Wirth geht ab.)
Daniel.
Nehmt's nicht genau mit unſerm armen Schelm,
Er iſt ein guter Menſch: bedenkt, Herr Graf,
Ich bin Euch ſonſt auch nuͤtzlich ſchon geweſen,
Die Grete iſt doch damals ſo gekommen,
Die Liſe darf das Maul nun auch nicht aufthun,
Die Lore —
Graf.
Biſt beſeſſen? Wollen ſehn
Was ſich mit Ehren thun laͤßt; jetzo geh.

(Daniel ab.)
Der Richter tritt ein.
Richter. Da waͤr' ich, Eu'r Gnaden, und
habe mich ſelbſt von meinem gewohnten Mittags-
ſchlaf abmuͤſſigen muͤſſen.
Graf. Dicker, wir muͤſſen ſchnell einen armen
Suͤnder verhoͤren und zum Tode verurtheilen, der
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[124/0134] Zweite Abtheilung. Sich der Gefahr ausſetzen, daß ich ihn Mit Taxen, Zoll und wie noch ſchikanire, Vergißt, daß tauſend werth die Protektion Von einem guͤt'gen, edlen Herrn, wie ich! Jezt geht, ſeyd froh, daß Ihr ſo durch mir ſchluͤpft. Matthias. Die Fuͤße kuͤß' ich meinem gnaͤd'gen Herrn. (ab) Wirth. Ich dacht' es gleich, mein gnaͤdiger Herr Graf. — Graf. Ich will allein ſeyn, mit dem Richter ſprechen! (Wirth geht ab.) Daniel. Nehmt's nicht genau mit unſerm armen Schelm, Er iſt ein guter Menſch: bedenkt, Herr Graf, Ich bin Euch ſonſt auch nuͤtzlich ſchon geweſen, Die Grete iſt doch damals ſo gekommen, Die Liſe darf das Maul nun auch nicht aufthun, Die Lore — Graf. Biſt beſeſſen? Wollen ſehn Was ſich mit Ehren thun laͤßt; jetzo geh. (Daniel ab.) Der Richter tritt ein. Richter. Da waͤr' ich, Eu'r Gnaden, und habe mich ſelbſt von meinem gewohnten Mittags- ſchlaf abmuͤſſigen muͤſſen. Graf. Dicker, wir muͤſſen ſchnell einen armen Suͤnder verhoͤren und zum Tode verurtheilen, der

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/134>, abgerufen am 22.11.2024.