Hier will ich sterben. Jede Aussicht, Hoffnung, Ist nun auf ewig hin, nur Wunder kann Mich retten, und um diesen jammervollen Armsel'gen Staub wird nicht die Erde gähnen, Der Himmel nicht sein ew'ges Thor eröffnen, Um mich durch Geisterhand von hier zu führen. Ich kann nicht mehr, die Brust versagt den Othem, Das Herz will nicht mehr schlagen, das Bewußt- seyn Verläßt mich schon, und nur ein matter Schwindel Dreht sich in meinem Hirn. O Vaterland! O liebste Eltern, Luft der Heimath, Freunde, Die mein gedenken, fahrt nun ewig wohl. -- So ward ich denn in England nur errettet In Wäldern von Bretagne zu verschmachten? Mit welcher Lust sah' ich die fremden Ufer,
Zweite Abtheilung.
Dritter Akt.
Erſte Scene.
(Einſamer Wald.)
Fortunat allein.
Hier will ich ſterben. Jede Ausſicht, Hoffnung, Iſt nun auf ewig hin, nur Wunder kann Mich retten, und um dieſen jammervollen Armſel'gen Staub wird nicht die Erde gaͤhnen, Der Himmel nicht ſein ew'ges Thor eroͤffnen, Um mich durch Geiſterhand von hier zu fuͤhren. Ich kann nicht mehr, die Bruſt verſagt den Othem, Das Herz will nicht mehr ſchlagen, das Bewußt- ſeyn Verlaͤßt mich ſchon, und nur ein matter Schwindel Dreht ſich in meinem Hirn. O Vaterland! O liebſte Eltern, Luft der Heimath, Freunde, Die mein gedenken, fahrt nun ewig wohl. — So ward ich denn in England nur errettet In Waͤldern von Bretagne zu verſchmachten? Mit welcher Luſt ſah' ich die fremden Ufer,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0118"n="108"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head><hirendition="#c"><hirendition="#g">Dritter Akt</hi>.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="4"><head><hirendition="#c"><hirendition="#g">Erſte Scene</hi>.</hi></head><lb/><stage><hirendition="#c">(<hirendition="#g">Einſamer Wald</hi>.)</hi></stage><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><stage><hirendition="#c"><hirendition="#g">Fortunat</hi> allein.</hi></stage><lb/><p><hirendition="#in">H</hi>ier will ich ſterben. Jede Ausſicht, Hoffnung,<lb/>
Iſt nun auf ewig hin, nur Wunder kann<lb/>
Mich retten, und um dieſen jammervollen<lb/>
Armſel'gen Staub wird nicht die Erde gaͤhnen,<lb/>
Der Himmel nicht ſein ew'ges Thor eroͤffnen,<lb/>
Um mich durch Geiſterhand von hier zu fuͤhren.<lb/>
Ich kann nicht mehr, die Bruſt verſagt den Othem,<lb/>
Das Herz will nicht mehr ſchlagen, das Bewußt-<lb/><hirendition="#et">ſeyn</hi><lb/>
Verlaͤßt mich ſchon, und nur ein matter Schwindel<lb/>
Dreht ſich in meinem Hirn. O Vaterland!<lb/>
O liebſte Eltern, Luft der Heimath, Freunde,<lb/>
Die mein gedenken, fahrt nun ewig wohl. —<lb/>
So ward ich denn in England nur errettet<lb/>
In Waͤldern von Bretagne zu verſchmachten?<lb/>
Mit welcher Luſt ſah' ich die fremden Ufer,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[108/0118]
Zweite Abtheilung.
Dritter Akt.
Erſte Scene.
(Einſamer Wald.)
Fortunat allein.
Hier will ich ſterben. Jede Ausſicht, Hoffnung,
Iſt nun auf ewig hin, nur Wunder kann
Mich retten, und um dieſen jammervollen
Armſel'gen Staub wird nicht die Erde gaͤhnen,
Der Himmel nicht ſein ew'ges Thor eroͤffnen,
Um mich durch Geiſterhand von hier zu fuͤhren.
Ich kann nicht mehr, die Bruſt verſagt den Othem,
Das Herz will nicht mehr ſchlagen, das Bewußt-
ſeyn
Verlaͤßt mich ſchon, und nur ein matter Schwindel
Dreht ſich in meinem Hirn. O Vaterland!
O liebſte Eltern, Luft der Heimath, Freunde,
Die mein gedenken, fahrt nun ewig wohl. —
So ward ich denn in England nur errettet
In Waͤldern von Bretagne zu verſchmachten?
Mit welcher Luſt ſah' ich die fremden Ufer,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/118>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.