Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Däumchen. Artus. Freund Kay, Ihr scheint noch immer mißvergnügt. Kay. Mein König, ich kann nimmermehr vergessen, Daß Euer Antlitz mir ungnädig war. Artus. Seid heiter jetzt, ihr bleibt, wie sonst, mein Freund. Kay. Dann möcht ich Euch um hohe Gnade bitten. Artus. Sie ist Euch im voraus bereits gewährt. Kay. Schon oft hat mich Herr Gawein angestochen, Noch mehr Herr Parcival und jeder Ritter, Der schon sein Heil im fremden Land versucht, Mann nennt mich Stubensitzer, Ofenhocker; Wahr ists, ich bin noch nicht gar weit gereist, Und 's kitzelt mich doch auch, mich umzuschaun, Zu sehn, wies in der Welt beschaffen ist; Da hätten wir nun die scharmanten Stiefeln, Wenn Eur Maj'stät mir die etwas erlaubt, So brauch ich weder Pferd, noch Schiff, noch Wagen. Artus. Ihr wißt, mein Freund, wie hoch sie uns gedient, Gefahr kann wieder unsern Häuptern drohn, Daß sie uns unentbehrlich sind, auch dürfen Die Sohlen nicht oft abgelaufen werden. Kay. Auf lang will ich euch ihrer nicht berauben, Ein kleines Viertelstündchen nur, so mach ich Daͤumchen. Artus. Freund Kay, Ihr ſcheint noch immer mißvergnuͤgt. Kay. Mein Koͤnig, ich kann nimmermehr vergeſſen, Daß Euer Antlitz mir ungnaͤdig war. Artus. Seid heiter jetzt, ihr bleibt, wie ſonſt, mein Freund. Kay. Dann moͤcht ich Euch um hohe Gnade bitten. Artus. Sie iſt Euch im voraus bereits gewaͤhrt. Kay. Schon oft hat mich Herr Gawein angeſtochen, Noch mehr Herr Parcival und jeder Ritter, Der ſchon ſein Heil im fremden Land verſucht, Mann nennt mich Stubenſitzer, Ofenhocker; Wahr iſts, ich bin noch nicht gar weit gereiſt, Und 's kitzelt mich doch auch, mich umzuſchaun, Zu ſehn, wies in der Welt beſchaffen iſt; Da haͤtten wir nun die ſcharmanten Stiefeln, Wenn Eur Maj'ſtaͤt mir die etwas erlaubt, So brauch ich weder Pferd, noch Schiff, noch Wagen. Artus. Ihr wißt, mein Freund, wie hoch ſie uns gedient, Gefahr kann wieder unſern Haͤuptern drohn, Daß ſie uns unentbehrlich ſind, auch duͤrfen Die Sohlen nicht oft abgelaufen werden. Kay. Auf lang will ich euch ihrer nicht berauben, Ein kleines Viertelſtuͤndchen nur, ſo mach ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0550" n="541"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Daͤumchen</hi>.</fw><lb/> <sp who="#ART"> <speaker><hi rendition="#g">Artus</hi>.</speaker><lb/> <p>Freund Kay, Ihr ſcheint noch immer mißvergnuͤgt.</p> </sp><lb/> <sp who="#KAY"> <speaker><hi rendition="#g">Kay</hi>.</speaker><lb/> <p>Mein Koͤnig, ich kann nimmermehr vergeſſen,<lb/> Daß Euer Antlitz mir ungnaͤdig war.</p> </sp><lb/> <sp who="#ART"> <speaker><hi rendition="#g">Artus</hi>.</speaker><lb/> <p>Seid heiter jetzt, ihr bleibt, wie ſonſt, mein Freund.</p> </sp><lb/> <sp who="#KAY"> <speaker><hi rendition="#g">Kay</hi>.</speaker><lb/> <p>Dann moͤcht ich Euch um hohe Gnade bitten.</p> </sp><lb/> <sp who="#ART"> <speaker><hi rendition="#g">Artus</hi>.</speaker><lb/> <p>Sie iſt Euch im voraus bereits gewaͤhrt.</p> </sp><lb/> <sp who="#KAY"> <speaker><hi rendition="#g">Kay</hi>.</speaker><lb/> <p>Schon oft hat mich Herr Gawein angeſtochen,<lb/> Noch mehr Herr Parcival und jeder Ritter,<lb/> Der ſchon ſein Heil im fremden Land verſucht,<lb/> Mann nennt mich Stubenſitzer, Ofenhocker;<lb/> Wahr iſts, ich bin noch nicht gar weit gereiſt,<lb/> Und 's kitzelt mich doch auch, mich umzuſchaun,<lb/> Zu ſehn, wies in der Welt beſchaffen iſt;<lb/> Da haͤtten wir nun die ſcharmanten Stiefeln,<lb/> Wenn Eur Maj'ſtaͤt mir die etwas erlaubt,<lb/> So brauch ich weder Pferd, noch Schiff, noch<lb/><hi rendition="#et">Wagen.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#ART"> <speaker><hi rendition="#g">Artus</hi>.</speaker><lb/> <p>Ihr wißt, mein Freund, wie hoch ſie uns gedient,<lb/> Gefahr kann wieder unſern Haͤuptern drohn,<lb/> Daß ſie uns unentbehrlich ſind, auch duͤrfen<lb/> Die Sohlen nicht oft abgelaufen werden.</p> </sp><lb/> <sp who="#KAY"> <speaker><hi rendition="#g">Kay</hi>.</speaker><lb/> <p>Auf lang will ich euch ihrer nicht berauben,<lb/> Ein kleines Viertelſtuͤndchen nur, ſo mach ich<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [541/0550]
Daͤumchen.
Artus.
Freund Kay, Ihr ſcheint noch immer mißvergnuͤgt.
Kay.
Mein Koͤnig, ich kann nimmermehr vergeſſen,
Daß Euer Antlitz mir ungnaͤdig war.
Artus.
Seid heiter jetzt, ihr bleibt, wie ſonſt, mein Freund.
Kay.
Dann moͤcht ich Euch um hohe Gnade bitten.
Artus.
Sie iſt Euch im voraus bereits gewaͤhrt.
Kay.
Schon oft hat mich Herr Gawein angeſtochen,
Noch mehr Herr Parcival und jeder Ritter,
Der ſchon ſein Heil im fremden Land verſucht,
Mann nennt mich Stubenſitzer, Ofenhocker;
Wahr iſts, ich bin noch nicht gar weit gereiſt,
Und 's kitzelt mich doch auch, mich umzuſchaun,
Zu ſehn, wies in der Welt beſchaffen iſt;
Da haͤtten wir nun die ſcharmanten Stiefeln,
Wenn Eur Maj'ſtaͤt mir die etwas erlaubt,
So brauch ich weder Pferd, noch Schiff, noch
Wagen.
Artus.
Ihr wißt, mein Freund, wie hoch ſie uns gedient,
Gefahr kann wieder unſern Haͤuptern drohn,
Daß ſie uns unentbehrlich ſind, auch duͤrfen
Die Sohlen nicht oft abgelaufen werden.
Kay.
Auf lang will ich euch ihrer nicht berauben,
Ein kleines Viertelſtuͤndchen nur, ſo mach ich
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/550>, abgerufen am 16.02.2025. |