Ida. Wer nicht der Menschheit Gränzen anerkennt ist Thier.
Malwina. Nicht heischt sein Wort, daß Du das Werk zer- störest ganz, Medeen gleich das Liebste Dir ermorden sollst, Nur im Concert, nur wenn ein Buch begeistert Dir Vortragen will sein tonerfüllter Sängermund, Wenn Lieb aus ihm begeistert spricht, und, nenn ich noch Das holde Lager, Pflanzort deines Mutterglücks? So hehren Augenblicken sei das Garn entfernt.
Ida. Erfahr er denn, mein Lieben sei kein leeres Wort, Es sagt mein Herz ihm die Entbehrung schmerz- lich zu.
Malwina. Da kommt der Edle, eilt herbei auf meinen Wink. Semmelziege tritt in guten Kleidern herein.
Semmelziege. O hellbeglänzter goldner Punkt im Lebenslauf!
Malwina. Ihr seid vereint, daß nichts Euch fürder trennen soll, Doch nicht vergeßt was gegenseitig ihr gelobt: Du sprichst nicht mehr den frevelnden unheilgen Laut, Sie legt die Wechselwirkung schweigend oft beiseit.
Zweite Abtheilung.
Ida. Wer nicht der Menſchheit Graͤnzen anerkennt iſt Thier.
Malwina. Nicht heiſcht ſein Wort, daß Du das Werk zer- ſtoͤreſt ganz, Medeen gleich das Liebſte Dir ermorden ſollſt, Nur im Concert, nur wenn ein Buch begeiſtert Dir Vortragen will ſein tonerfuͤllter Saͤngermund, Wenn Lieb aus ihm begeiſtert ſpricht, und, nenn ich noch Das holde Lager, Pflanzort deines Muttergluͤcks? So hehren Augenblicken ſei das Garn entfernt.
Ida. Erfahr er denn, mein Lieben ſei kein leeres Wort, Es ſagt mein Herz ihm die Entbehrung ſchmerz- lich zu.
Malwina. Da kommt der Edle, eilt herbei auf meinen Wink. Semmelziege tritt in guten Kleidern herein.
Semmelziege. O hellbeglaͤnzter goldner Punkt im Lebenslauf!
Malwina. Ihr ſeid vereint, daß nichts Euch fuͤrder trennen ſoll, Doch nicht vergeßt was gegenſeitig ihr gelobt: Du ſprichſt nicht mehr den frevelnden unheilgen Laut, Sie legt die Wechſelwirkung ſchweigend oft beiſeit.
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Zweite Abtheilung.
Ida.
Wer nicht der Menſchheit Graͤnzen anerkennt iſt
Thier.
Malwina.
Nicht heiſcht ſein Wort, daß Du das Werk zer-
ſtoͤreſt ganz,
Medeen gleich das Liebſte Dir ermorden ſollſt,
Nur im Concert, nur wenn ein Buch begeiſtert Dir
Vortragen will ſein tonerfuͤllter Saͤngermund,
Wenn Lieb aus ihm begeiſtert ſpricht, und, nenn
ich noch
Das holde Lager, Pflanzort deines Muttergluͤcks?
So hehren Augenblicken ſei das Garn entfernt.
Ida.
Erfahr er denn, mein Lieben ſei kein leeres Wort,
Es ſagt mein Herz ihm die Entbehrung ſchmerz-
lich zu.
Malwina.
Da kommt der Edle, eilt herbei auf meinen Wink.
Semmelziege tritt in guten Kleidern herein.
Semmelziege.
O hellbeglaͤnzter goldner Punkt im Lebenslauf!
Malwina.
Ihr ſeid vereint, daß nichts Euch fuͤrder trennen
ſoll,
Doch nicht vergeßt was gegenſeitig ihr gelobt:
Du ſprichſt nicht mehr den frevelnden unheilgen
Laut,
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/539>, abgerufen am 28.07.2024.
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