Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. Bis zu dem fernsten Dickicht, wo der VaterUns helfen ließ das Reisig sammeln, binden Und auf den Karren laden, darum konnt' ich Euch neulich sicher aus dem Walde führen, Ich fand bei jedem Baum die Kiesel wieder, Bis an das Feld, wo in der Finsterniß Des Dorfes Lichter uns entgegen schienen. Peter. Ei, Du bist ja ein goldener Junge! Ja, ja, Du hast Verstand, Du bist ein Engel von einem Bruder. Thoms. Argwöhnisch war ich nun seitdem und horchte Auf jeden Wink, auf jedes leise Wort; So hört ich gestern Nacht, daß unsre Eltern Von neuer Noth bedrängt, da alles Geld Des gnädgen Herrn schon ausgegeben war, Uns wieder hier im Wald verlieren wollten. Peter. Das hätt ich der Mutter nicht zu- getraut, daß sie mir solche Streiche spielen könnte. Thoms. Frühmorgens wollt ich aus der Thür mich machen, Um wieder Kieselsteeine aufzusuchen, Allein ich fand sie leider fest verschlossen. Drauf gingen wir gleich mit den Eltern aus, Und keine Zeit blieb mir zum Sammeln übrig. Peter. So kannst Du uns also auch nicht helfen, armseliger Kauz? Thoms. Das Brod, das ich zum Frühstück mitgenommen, Hab ich zum Merkmal auf den Weg gebröckelt, Bei jedem großen Baume liegt ein Stück, Zweite Abtheilung. Bis zu dem fernſten Dickicht, wo der VaterUns helfen ließ das Reiſig ſammeln, binden Und auf den Karren laden, darum konnt' ich Euch neulich ſicher aus dem Walde fuͤhren, Ich fand bei jedem Baum die Kieſel wieder, Bis an das Feld, wo in der Finſterniß Des Dorfes Lichter uns entgegen ſchienen. Peter. Ei, Du biſt ja ein goldener Junge! Ja, ja, Du haſt Verſtand, Du biſt ein Engel von einem Bruder. Thoms. Argwoͤhniſch war ich nun ſeitdem und horchte Auf jeden Wink, auf jedes leiſe Wort; So hoͤrt ich geſtern Nacht, daß unſre Eltern Von neuer Noth bedraͤngt, da alles Geld Des gnaͤdgen Herrn ſchon ausgegeben war, Uns wieder hier im Wald verlieren wollten. Peter. Das haͤtt ich der Mutter nicht zu- getraut, daß ſie mir ſolche Streiche ſpielen koͤnnte. Thoms. Fruͤhmorgens wollt ich aus der Thuͤr mich machen, Um wieder Kieſelſteeine aufzuſuchen, Allein ich fand ſie leider feſt verſchloſſen. Drauf gingen wir gleich mit den Eltern aus, Und keine Zeit blieb mir zum Sammeln uͤbrig. Peter. So kannſt Du uns alſo auch nicht helfen, armſeliger Kauz? Thoms. Das Brod, das ich zum Fruͤhſtuͤck mitgenommen, Hab ich zum Merkmal auf den Weg gebroͤckelt, Bei jedem großen Baume liegt ein Stuͤck, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#THO"> <p><pb facs="#f0499" n="490"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> Bis zu dem fernſten Dickicht, wo der Vater<lb/> Uns helfen ließ das Reiſig ſammeln, binden<lb/> Und auf den Karren laden, darum konnt' ich<lb/> Euch neulich ſicher aus dem Walde fuͤhren,<lb/> Ich fand bei jedem Baum die Kieſel wieder,<lb/> Bis an das Feld, wo in der Finſterniß<lb/> Des Dorfes Lichter uns entgegen ſchienen.</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker><hi rendition="#g">Peter</hi>.</speaker> <p>Ei, Du biſt ja ein goldener Junge!<lb/> Ja, ja, Du haſt Verſtand, Du biſt ein Engel<lb/> von einem Bruder.</p> </sp><lb/> <sp who="#THO"> <speaker><hi rendition="#g">Thoms</hi>.</speaker><lb/> <p>Argwoͤhniſch war ich nun ſeitdem und horchte<lb/> Auf jeden Wink, auf jedes leiſe Wort;<lb/> So hoͤrt ich geſtern Nacht, daß unſre Eltern<lb/> Von neuer Noth bedraͤngt, da alles Geld<lb/> Des gnaͤdgen Herrn ſchon ausgegeben war,<lb/> Uns wieder hier im Wald verlieren wollten.</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker><hi rendition="#g">Peter</hi>.</speaker> <p>Das haͤtt ich der Mutter nicht zu-<lb/> getraut, daß ſie mir ſolche Streiche ſpielen koͤnnte.</p> </sp><lb/> <sp who="#THO"> <speaker><hi rendition="#g">Thoms</hi>.</speaker><lb/> <p>Fruͤhmorgens wollt ich aus der Thuͤr mich machen,<lb/> Um wieder Kieſelſteeine aufzuſuchen,<lb/> Allein ich fand ſie leider feſt verſchloſſen.<lb/> Drauf gingen wir gleich mit den Eltern aus,<lb/> Und keine Zeit blieb mir zum Sammeln uͤbrig.</p> </sp><lb/> <sp who="#PET"> <speaker><hi rendition="#g">Peter</hi>.</speaker> <p>So kannſt Du uns alſo auch nicht<lb/> helfen, armſeliger Kauz?</p> </sp><lb/> <sp who="#THO"> <speaker><hi rendition="#g">Thoms</hi>.</speaker><lb/> <p>Das Brod, das ich zum Fruͤhſtuͤck mitgenommen,<lb/> Hab ich zum Merkmal auf den Weg gebroͤckelt,<lb/> Bei jedem großen Baume liegt ein Stuͤck,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [490/0499]
Zweite Abtheilung.
Bis zu dem fernſten Dickicht, wo der Vater
Uns helfen ließ das Reiſig ſammeln, binden
Und auf den Karren laden, darum konnt' ich
Euch neulich ſicher aus dem Walde fuͤhren,
Ich fand bei jedem Baum die Kieſel wieder,
Bis an das Feld, wo in der Finſterniß
Des Dorfes Lichter uns entgegen ſchienen.
Peter. Ei, Du biſt ja ein goldener Junge!
Ja, ja, Du haſt Verſtand, Du biſt ein Engel
von einem Bruder.
Thoms.
Argwoͤhniſch war ich nun ſeitdem und horchte
Auf jeden Wink, auf jedes leiſe Wort;
So hoͤrt ich geſtern Nacht, daß unſre Eltern
Von neuer Noth bedraͤngt, da alles Geld
Des gnaͤdgen Herrn ſchon ausgegeben war,
Uns wieder hier im Wald verlieren wollten.
Peter. Das haͤtt ich der Mutter nicht zu-
getraut, daß ſie mir ſolche Streiche ſpielen koͤnnte.
Thoms.
Fruͤhmorgens wollt ich aus der Thuͤr mich machen,
Um wieder Kieſelſteeine aufzuſuchen,
Allein ich fand ſie leider feſt verſchloſſen.
Drauf gingen wir gleich mit den Eltern aus,
Und keine Zeit blieb mir zum Sammeln uͤbrig.
Peter. So kannſt Du uns alſo auch nicht
helfen, armſeliger Kauz?
Thoms.
Das Brod, das ich zum Fruͤhſtuͤck mitgenommen,
Hab ich zum Merkmal auf den Weg gebroͤckelt,
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