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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Däumchen.
Kirmes. Wieder Pilze? Kurios! Wenn Ih-
nen Fortuna die Wahl ließe, zwischen Ehre, Reich-
thum und Weisheit, was würden Sie ergreifen?
Alfred. Pilze.
Kirmes. So?
Kay. Nun, wie stehts mit ihm? Müssen
wir ihn einsperren?
Kirmes. Ihr Gnaden, er hat ein Ideum
fixum,
auf deutsch eine fixe Idee, die aber un-
schädlich ist, so daß man eigentlich nicht behaupten
kann, er sey übergeschnappt, sondern man kann
es wohl nur einen Wurm nennen, einen Sporn:
er ist nemlich ein großer Freund von Champignons,
und mengt sie in theologische und philosophische Spitz-
findigkeiten ein, sonst ist er so ziemlich bei sich.
Kay. So kann er denn seiner Straße ziehn.
Nehmt Lehre an, guter Freund, und führt Euch
ein andermal vorsichtiger auf.
Alfred. Hier läßt sich nicht gut Naturge-
schichte studiren.
(geht ab.)
Kay. Es war zu weit zur Schenke, und
weil er doch die Blessur hatte und der Bader mir
gerade über den Weg lief, so wollte ich in Euer
Haus mit ihm kommen.
Wahrmund. Hohe Gnade für einen ar-
men Mann.
Kay. Ich denke eben dran, daß ich Euch
noch zehn Thaler schuldig bin, ich habe so viel bei
mir, da nehmts!
Wahrmund. Frau!
Kay. Nun, wollt Ihrs, oder wollt Ihrs
Daͤumchen.
Kirmes. Wieder Pilze? Kurios! Wenn Ih-
nen Fortuna die Wahl ließe, zwiſchen Ehre, Reich-
thum und Weisheit, was wuͤrden Sie ergreifen?
Alfred. Pilze.
Kirmes. So?
Kay. Nun, wie ſtehts mit ihm? Muͤſſen
wir ihn einſperren?
Kirmes. Ihr Gnaden, er hat ein Ideum
fixum,
auf deutſch eine fixe Idee, die aber un-
ſchaͤdlich iſt, ſo daß man eigentlich nicht behaupten
kann, er ſey uͤbergeſchnappt, ſondern man kann
es wohl nur einen Wurm nennen, einen Sporn:
er iſt nemlich ein großer Freund von Champignons,
und mengt ſie in theologiſche und philoſophiſche Spitz-
findigkeiten ein, ſonſt iſt er ſo ziemlich bei ſich.
Kay. So kann er denn ſeiner Straße ziehn.
Nehmt Lehre an, guter Freund, und fuͤhrt Euch
ein andermal vorſichtiger auf.
Alfred. Hier laͤßt ſich nicht gut Naturge-
ſchichte ſtudiren.
(geht ab.)
Kay. Es war zu weit zur Schenke, und
weil er doch die Bleſſur hatte und der Bader mir
gerade uͤber den Weg lief, ſo wollte ich in Euer
Haus mit ihm kommen.
Wahrmund. Hohe Gnade fuͤr einen ar-
men Mann.
Kay. Ich denke eben dran, daß ich Euch
noch zehn Thaler ſchuldig bin, ich habe ſo viel bei
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Wahrmund. Frau!
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[475/0484] Daͤumchen. Kirmes. Wieder Pilze? Kurios! Wenn Ih- nen Fortuna die Wahl ließe, zwiſchen Ehre, Reich- thum und Weisheit, was wuͤrden Sie ergreifen? Alfred. Pilze. Kirmes. So? Kay. Nun, wie ſtehts mit ihm? Muͤſſen wir ihn einſperren? Kirmes. Ihr Gnaden, er hat ein Ideum fixum, auf deutſch eine fixe Idee, die aber un- ſchaͤdlich iſt, ſo daß man eigentlich nicht behaupten kann, er ſey uͤbergeſchnappt, ſondern man kann es wohl nur einen Wurm nennen, einen Sporn: er iſt nemlich ein großer Freund von Champignons, und mengt ſie in theologiſche und philoſophiſche Spitz- findigkeiten ein, ſonſt iſt er ſo ziemlich bei ſich. Kay. So kann er denn ſeiner Straße ziehn. Nehmt Lehre an, guter Freund, und fuͤhrt Euch ein andermal vorſichtiger auf. Alfred. Hier laͤßt ſich nicht gut Naturge- ſchichte ſtudiren. (geht ab.) Kay. Es war zu weit zur Schenke, und weil er doch die Bleſſur hatte und der Bader mir gerade uͤber den Weg lief, ſo wollte ich in Euer Haus mit ihm kommen. Wahrmund. Hohe Gnade fuͤr einen ar- men Mann. Kay. Ich denke eben dran, daß ich Euch noch zehn Thaler ſchuldig bin, ich habe ſo viel bei mir, da nehmts! Wahrmund. Frau! Kay. Nun, wollt Ihrs, oder wollt Ihrs

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/484>, abgerufen am 22.11.2024.