Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. Scävola. Wir wollen uns eben an derglei- chen Leiden ergötzen, denn Lucrez sagt wie bekannt: quave mari magno etc. Skaramuz. Lukrez sagt mir das zum Pos- sen. -- Meine Herren, lassen sie das Gewitter aufhören. Zuschauer. Nein, es soll bleiben. Skaramuz. In einem stillen, sanften histo- rischen Schauspiel -- Zuschauer. Es soll eben etwas fürchterlich werden. Skaramuz. Müssen denn auch die Götter von der Wuth der Elemente leiden? Ja, ja, jetzt, erfahr ich es in der That, daß auch über uns ein dunkles, unausweichbares Fatum waltet. -- O Ihr undankbaren Zuschauer! Habe ich Euch darum den Apollo vertrieben, habe ich Euch darum von der Poesie erlöst, daß Ihr es mir nun so schnöde ver- gelten müßt? Maschinist fährt mit dem Gewitter fort. Skaramuz. Ich leide von Eurer Wuth, aber ich will es Euch gewiß gedenken. Wenn mir vom Regen der Esel da verdorben wird, so könnt Ihr Euch nur nach einem neuen für mich umsehn. Daß Ihrs nur wißt, meine Herrn, es ist der Pegasus, er ist mehrmals in Kupfer gestochen, und nun muß er so im Regenwetter dastehn, und hat nicht einmal einen Mantel umzuhängen. -- O mein Kopf fängt an zu schwärmen. Maschinist. Herr Skaramuz, ich glaube es wird bald vorbei seyn. Zweite Abtheilung. Scaͤvola. Wir wollen uns eben an derglei- chen Leiden ergoͤtzen, denn Lucrez ſagt wie bekannt: quave mari magno etc. Skaramuz. Lukrez ſagt mir das zum Poſ- ſen. — Meine Herren, laſſen ſie das Gewitter aufhoͤren. Zuſchauer. Nein, es ſoll bleiben. Skaramuz. In einem ſtillen, ſanften hiſto- riſchen Schauſpiel — Zuſchauer. Es ſoll eben etwas fuͤrchterlich werden. Skaramuz. Muͤſſen denn auch die Goͤtter von der Wuth der Elemente leiden? Ja, ja, jetzt, erfahr ich es in der That, daß auch uͤber uns ein dunkles, unausweichbares Fatum waltet. — O Ihr undankbaren Zuſchauer! Habe ich Euch darum den Apollo vertrieben, habe ich Euch darum von der Poeſie erloͤſt, daß Ihr es mir nun ſo ſchnoͤde ver- gelten muͤßt? Maſchiniſt faͤhrt mit dem Gewitter fort. Skaramuz. Ich leide von Eurer Wuth, aber ich will es Euch gewiß gedenken. Wenn mir vom Regen der Eſel da verdorben wird, ſo koͤnnt Ihr Euch nur nach einem neuen fuͤr mich umſehn. Daß Ihrs nur wißt, meine Herrn, es iſt der Pegaſus, er iſt mehrmals in Kupfer geſtochen, und nun muß er ſo im Regenwetter daſtehn, und hat nicht einmal einen Mantel umzuhaͤngen. — O mein Kopf faͤngt an zu ſchwaͤrmen. Maſchiniſt. Herr Skaramuz, ich glaube es wird bald vorbei ſeyn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0291" n="282"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <sp who="#SCAEVOLA"> <speaker><hi rendition="#g">Scaͤvola</hi>.</speaker> <p>Wir wollen uns eben an derglei-<lb/> chen Leiden ergoͤtzen, denn Lucrez ſagt wie bekannt:<lb/><hi rendition="#aq">quave mari magno etc.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Lukrez ſagt mir das zum Poſ-<lb/> ſen. — Meine Herren, laſſen ſie das Gewitter<lb/> aufhoͤren.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZUSCHAU"> <speaker><hi rendition="#g">Zuſchauer</hi>.</speaker> <p>Nein, es ſoll bleiben.</p> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>In einem ſtillen, ſanften hiſto-<lb/> riſchen Schauſpiel —</p> </sp><lb/> <sp who="#ZUSCHAU"> <speaker><hi rendition="#g">Zuſchauer</hi>.</speaker> <p>Es ſoll eben etwas fuͤrchterlich<lb/> werden.</p> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Muͤſſen denn auch die Goͤtter<lb/> von der Wuth der Elemente leiden? Ja, ja, jetzt,<lb/> erfahr ich es in der That, daß auch uͤber uns ein<lb/> dunkles, unausweichbares Fatum waltet. — O Ihr<lb/> undankbaren Zuſchauer! Habe ich Euch darum den<lb/> Apollo vertrieben, habe ich Euch darum von der<lb/> Poeſie erloͤſt, daß Ihr es mir nun ſo ſchnoͤde ver-<lb/> gelten muͤßt?</p><lb/> <stage><hi rendition="#g">Maſchiniſt</hi> faͤhrt mit dem Gewitter fort.</stage> </sp><lb/> <sp who="#SKA"> <speaker><hi rendition="#g">Skaramuz</hi>.</speaker> <p>Ich leide von Eurer Wuth,<lb/> aber ich will es Euch gewiß gedenken. Wenn mir<lb/> vom Regen der Eſel da verdorben wird, ſo koͤnnt<lb/> Ihr Euch nur nach einem neuen fuͤr mich umſehn.<lb/> Daß Ihrs nur wißt, meine Herrn, es iſt der<lb/> Pegaſus, er iſt mehrmals in Kupfer geſtochen,<lb/> und nun muß er ſo im Regenwetter daſtehn, und<lb/> hat nicht einmal einen Mantel umzuhaͤngen. — O<lb/> mein Kopf faͤngt an zu ſchwaͤrmen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MASCH"> <speaker><hi rendition="#g">Maſchiniſt</hi>.</speaker> <p>Herr Skaramuz, ich glaube es<lb/> wird bald vorbei ſeyn.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [282/0291]
Zweite Abtheilung.
Scaͤvola. Wir wollen uns eben an derglei-
chen Leiden ergoͤtzen, denn Lucrez ſagt wie bekannt:
quave mari magno etc.
Skaramuz. Lukrez ſagt mir das zum Poſ-
ſen. — Meine Herren, laſſen ſie das Gewitter
aufhoͤren.
Zuſchauer. Nein, es ſoll bleiben.
Skaramuz. In einem ſtillen, ſanften hiſto-
riſchen Schauſpiel —
Zuſchauer. Es ſoll eben etwas fuͤrchterlich
werden.
Skaramuz. Muͤſſen denn auch die Goͤtter
von der Wuth der Elemente leiden? Ja, ja, jetzt,
erfahr ich es in der That, daß auch uͤber uns ein
dunkles, unausweichbares Fatum waltet. — O Ihr
undankbaren Zuſchauer! Habe ich Euch darum den
Apollo vertrieben, habe ich Euch darum von der
Poeſie erloͤſt, daß Ihr es mir nun ſo ſchnoͤde ver-
gelten muͤßt?
Maſchiniſt faͤhrt mit dem Gewitter fort.
Skaramuz. Ich leide von Eurer Wuth,
aber ich will es Euch gewiß gedenken. Wenn mir
vom Regen der Eſel da verdorben wird, ſo koͤnnt
Ihr Euch nur nach einem neuen fuͤr mich umſehn.
Daß Ihrs nur wißt, meine Herrn, es iſt der
Pegaſus, er iſt mehrmals in Kupfer geſtochen,
und nun muß er ſo im Regenwetter daſtehn, und
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