Fischer. Sagt mir nur, wie das ist, -- das Stück selbst, -- das kömmt wieder als Stück im Stücke vor?
Schlosser. Ich habe jetzt keinen mehr, an dem ich meinen Zorn, in welchen mich das Stück versetzt hat, auslassen könnte; da steht Er, ein stummes Denkmal meiner eignen Verzweiflung.
Vierte Scene.
(Vor dem Wirthshause.)
Der Wirth (der mit einer Sense Korn mäht.)
Das ist eine schwere Arbeit! -- Je nun, die Leute können auch nicht alle Tage desertiren; an den guten Kindern liegts gewiß nicht, sie haben den besten Willen, es geht aber halt nicht immer an. Das Leben besteht doch aus lauter Arbeit: bald Bier zapfen, bald Gläser rein machen, bald einschenken, nun gar mähen. Leben heißt arbeiten. Es kam mal ein Gelehrter hier durch, der sagte, um recht zu leben, müsse sich der Mensch den Schlaf abgewöhnen, weil er im Schlaf seine Be- stimmung verfehle und nicht arbeite; der Kerl muß gewiß noch niemals müde gewesen seyn, und noch keinen guten Schlaf gethan haben, denn ich kenne doch nichts herrlichers und ausbündigers als den
Der geſtiefelte Kater.
Fiſcher. Sagt mir nur, wie das iſt, — das Stuͤck ſelbſt, — das koͤmmt wieder als Stuͤck im Stuͤcke vor?
Schloſſer. Ich habe jetzt keinen mehr, an dem ich meinen Zorn, in welchen mich das Stuͤck verſetzt hat, auslaſſen koͤnnte; da ſteht Er, ein ſtummes Denkmal meiner eignen Verzweiflung.
Vierte Scene.
(Vor dem Wirthshauſe.)
Der Wirth (der mit einer Senſe Korn maͤht.)
Das iſt eine ſchwere Arbeit! — Je nun, die Leute koͤnnen auch nicht alle Tage deſertiren; an den guten Kindern liegts gewiß nicht, ſie haben den beſten Willen, es geht aber halt nicht immer an. Das Leben beſteht doch aus lauter Arbeit: bald Bier zapfen, bald Glaͤſer rein machen, bald einſchenken, nun gar maͤhen. Leben heißt arbeiten. Es kam mal ein Gelehrter hier durch, der ſagte, um recht zu leben, muͤſſe ſich der Menſch den Schlaf abgewoͤhnen, weil er im Schlaf ſeine Be- ſtimmung verfehle und nicht arbeite; der Kerl muß gewiß noch niemals muͤde geweſen ſeyn, und noch keinen guten Schlaf gethan haben, denn ich kenne doch nichts herrlichers und ausbuͤndigers als den
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Der geſtiefelte Kater.
Fiſcher. Sagt mir nur, wie das iſt, —
das Stuͤck ſelbſt, — das koͤmmt wieder als Stuͤck
im Stuͤcke vor?
Schloſſer. Ich habe jetzt keinen mehr, an
dem ich meinen Zorn, in welchen mich das Stuͤck
verſetzt hat, auslaſſen koͤnnte; da ſteht Er, ein
ſtummes Denkmal meiner eignen Verzweiflung.
Vierte Scene.
(Vor dem Wirthshauſe.)
Der Wirth (der mit einer Senſe Korn maͤht.)
Das iſt eine ſchwere Arbeit! — Je nun, die
Leute koͤnnen auch nicht alle Tage deſertiren; an
den guten Kindern liegts gewiß nicht, ſie haben
den beſten Willen, es geht aber halt nicht immer
an. Das Leben beſteht doch aus lauter Arbeit:
bald Bier zapfen, bald Glaͤſer rein machen, bald
einſchenken, nun gar maͤhen. Leben heißt arbeiten.
Es kam mal ein Gelehrter hier durch, der ſagte,
um recht zu leben, muͤſſe ſich der Menſch den
Schlaf abgewoͤhnen, weil er im Schlaf ſeine Be-
ſtimmung verfehle und nicht arbeite; der Kerl muß
gewiß noch niemals muͤde geweſen ſeyn, und noch
keinen guten Schlaf gethan haben, denn ich kenne
doch nichts herrlichers und ausbuͤndigers als den
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/236>, abgerufen am 22.11.2024.
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