Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite
Der gestiefelte Kater.
Hanswurst. (den Hut schwenkend). Sieg! Sieg!
König. Der Tausend! Wie ist der Jäger
geschickt!
Leander. Es betrübt mich nur, daß ich von
einem Narren überwunden bin, daß Gelehrsamkeit
vor Thorheit die Seegel streichen muß.
König. Sei ruhig, Du wolltest den Hut ha-
ben, er wollte den Hut haben, da seh ich nun
wieder keinen Unterschied. -- Aber was bringst
Du, Jäger?
Hinze. Der Graf von Carabas läßt sich
Eurer Majestät demüthigst empfehlen, und nimmt
sich die Freiheit, Ihnen diese beiden Rebhüner zu
überschicken.
König. Zu viel! zu viel! Ich erliege
unter der Last der Dankbarkeit. Schon lange
hätte ich meine Pflicht beobachten sollen, ihn zu
besuchen, heute will ich es nun nicht länger auf-
schieben. -- Laßt geschwind meine Staatskarosse
in Ordnung bringen, acht Pferde vor, ich will
mit meiner Tochter ausfahren! -- Du, Jäger,
sollst uns den Weg nach dem Schlosse des Grafen
zeigen.
(geht mit seinem Gefolge ab.)
Hinze, Hanswurst.
Hinze. Worüber war denn Eure Dispu-
tation?
Hanswurst. Ich behauptete, ein gewisses
Stück, das ich übrigens gar nicht kenne: der ge-
stiefelte Kater
, sei ein erbärmliches Stück.
Hinze. So?

II. [ 15 ]
Der geſtiefelte Kater.
Hanswurſt. (den Hut ſchwenkend). Sieg! Sieg!
Koͤnig. Der Tauſend! Wie iſt der Jaͤger
geſchickt!
Leander. Es betruͤbt mich nur, daß ich von
einem Narren uͤberwunden bin, daß Gelehrſamkeit
vor Thorheit die Seegel ſtreichen muß.
Koͤnig. Sei ruhig, Du wollteſt den Hut ha-
ben, er wollte den Hut haben, da ſeh ich nun
wieder keinen Unterſchied. — Aber was bringſt
Du, Jaͤger?
Hinze. Der Graf von Carabas laͤßt ſich
Eurer Majeſtaͤt demuͤthigſt empfehlen, und nimmt
ſich die Freiheit, Ihnen dieſe beiden Rebhuͤner zu
uͤberſchicken.
Koͤnig. Zu viel! zu viel! Ich erliege
unter der Laſt der Dankbarkeit. Schon lange
haͤtte ich meine Pflicht beobachten ſollen, ihn zu
beſuchen, heute will ich es nun nicht laͤnger auf-
ſchieben. — Laßt geſchwind meine Staatskaroſſe
in Ordnung bringen, acht Pferde vor, ich will
mit meiner Tochter ausfahren! — Du, Jaͤger,
ſollſt uns den Weg nach dem Schloſſe des Grafen
zeigen.
(geht mit ſeinem Gefolge ab.)
Hinze, Hanswurſt.
Hinze. Woruͤber war denn Eure Dispu-
tation?
Hanswurſt. Ich behauptete, ein gewiſſes
Stuͤck, das ich uͤbrigens gar nicht kenne: der ge-
ſtiefelte Kater
, ſei ein erbaͤrmliches Stuͤck.
Hinze. So?

II. [ 15 ]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0234" n="225"/>
              <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der ge&#x017F;tiefelte Kater</hi>.</fw><lb/>
              <sp who="#HANSWURST">
                <speaker><hi rendition="#g">Hanswur&#x017F;t</hi>.</speaker>
                <stage>(den Hut &#x017F;chwenkend).</stage>
                <p>Sieg! Sieg!</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#KOENIG">
                <speaker><hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig</hi>.</speaker>
                <p>Der Tau&#x017F;end! Wie i&#x017F;t der Ja&#x0364;ger<lb/>
ge&#x017F;chickt!</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#LEANDER">
                <speaker><hi rendition="#g">Leander</hi>.</speaker>
                <p>Es betru&#x0364;bt mich nur, daß ich von<lb/>
einem Narren u&#x0364;berwunden bin, daß Gelehr&#x017F;amkeit<lb/>
vor Thorheit die Seegel &#x017F;treichen muß.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#KOENIG">
                <speaker><hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig</hi>.</speaker>
                <p>Sei ruhig, Du wollte&#x017F;t den Hut ha-<lb/>
ben, er wollte den Hut haben, da &#x017F;eh ich nun<lb/>
wieder keinen Unter&#x017F;chied. &#x2014; Aber was bring&#x017F;t<lb/>
Du, Ja&#x0364;ger?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HINZE">
                <speaker><hi rendition="#g">Hinze</hi>.</speaker>
                <p>Der Graf von <hi rendition="#g">Carabas</hi> la&#x0364;ßt &#x017F;ich<lb/>
Eurer Maje&#x017F;ta&#x0364;t demu&#x0364;thig&#x017F;t empfehlen, und nimmt<lb/>
&#x017F;ich die Freiheit, Ihnen die&#x017F;e beiden Rebhu&#x0364;ner zu<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;chicken.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#KOENIG">
                <speaker><hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig</hi>.</speaker>
                <p>Zu viel! zu viel! Ich erliege<lb/>
unter der La&#x017F;t der Dankbarkeit. Schon lange<lb/>
ha&#x0364;tte ich meine Pflicht beobachten &#x017F;ollen, ihn zu<lb/>
be&#x017F;uchen, heute will ich es nun nicht la&#x0364;nger auf-<lb/>
&#x017F;chieben. &#x2014; Laßt ge&#x017F;chwind meine Staatskaro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
in Ordnung bringen, acht Pferde vor, ich will<lb/>
mit meiner Tochter ausfahren! &#x2014; Du, Ja&#x0364;ger,<lb/>
&#x017F;oll&#x017F;t uns den Weg nach dem Schlo&#x017F;&#x017F;e des Grafen<lb/>
zeigen.</p>
                <stage>(geht mit &#x017F;einem Gefolge ab.)</stage><lb/>
                <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Hinze, Hanswur&#x017F;t</hi>.</hi> </stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HINZE">
                <speaker><hi rendition="#g">Hinze</hi>.</speaker>
                <p>Woru&#x0364;ber war denn Eure Dispu-<lb/>
tation?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HANSWURST">
                <speaker><hi rendition="#g">Hanswur&#x017F;t</hi>.</speaker>
                <p>Ich behauptete, ein gewi&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Stu&#x0364;ck, das ich u&#x0364;brigens gar nicht kenne: <hi rendition="#g">der ge-<lb/>
&#x017F;tiefelte Kater</hi>, &#x017F;ei ein erba&#x0364;rmliches Stu&#x0364;ck.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#HINZE">
                <speaker><hi rendition="#g">Hinze</hi>.</speaker>
                <p>So?</p>
              </sp><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi> [ 15 ]</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[225/0234] Der geſtiefelte Kater. Hanswurſt. (den Hut ſchwenkend). Sieg! Sieg! Koͤnig. Der Tauſend! Wie iſt der Jaͤger geſchickt! Leander. Es betruͤbt mich nur, daß ich von einem Narren uͤberwunden bin, daß Gelehrſamkeit vor Thorheit die Seegel ſtreichen muß. Koͤnig. Sei ruhig, Du wollteſt den Hut ha- ben, er wollte den Hut haben, da ſeh ich nun wieder keinen Unterſchied. — Aber was bringſt Du, Jaͤger? Hinze. Der Graf von Carabas laͤßt ſich Eurer Majeſtaͤt demuͤthigſt empfehlen, und nimmt ſich die Freiheit, Ihnen dieſe beiden Rebhuͤner zu uͤberſchicken. Koͤnig. Zu viel! zu viel! Ich erliege unter der Laſt der Dankbarkeit. Schon lange haͤtte ich meine Pflicht beobachten ſollen, ihn zu beſuchen, heute will ich es nun nicht laͤnger auf- ſchieben. — Laßt geſchwind meine Staatskaroſſe in Ordnung bringen, acht Pferde vor, ich will mit meiner Tochter ausfahren! — Du, Jaͤger, ſollſt uns den Weg nach dem Schloſſe des Grafen zeigen. (geht mit ſeinem Gefolge ab.) Hinze, Hanswurſt. Hinze. Woruͤber war denn Eure Dispu- tation? Hanswurſt. Ich behauptete, ein gewiſſes Stuͤck, das ich uͤbrigens gar nicht kenne: der ge- ſtiefelte Kater, ſei ein erbaͤrmliches Stuͤck. Hinze. So? II. [ 15 ]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/234
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/234>, abgerufen am 22.11.2024.