Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812.Zweite Abtheilung. Rothkäppchen. Ach! Hülfe! Hülfe! kommt, helft meiner Noth! Wolf. Du schreist vergebens, du bist schon todt! (Der Vorhang des Bettes fällt zu.) Die beiden Rothkehlchen fliegen durch das Fenster. Erster Vogel. Komm, laß uns durch das Fenster fliegen. Zweiter Vogel. Rothkäppchen ist drinne, unser Vergnügen. Erster Vogel. Sie liegt wohl im Bett, ich seh' nach ihr. (hüpft hinter den Vorhang.) Zweiter Vogel. Die Luft zieht hübsch durch Fenster und Thür. Erster Vogel (kommt zurück.) O weh! O weh! O Jammer und Noth! Zweiter Vogel. Was giebts? Erster Vogel. Der Wolf ist da, Rothkäppchen schon tobt. Beide. O weh! o weh! der großen Noth! Der Jäger sieht zum Fenster herein. Jäger. Was schreit ihr denn so gar erbärmlich? Die Vögel. Rothkäppchen ist todt ganz Gotts erbärmlich! Zweite Abtheilung. Rothkaͤppchen. Ach! Huͤlfe! Huͤlfe! kommt, helft meiner Noth! Wolf. Du ſchreiſt vergebens, du biſt ſchon todt! (Der Vorhang des Bettes faͤllt zu.) Die beiden Rothkehlchen fliegen durch das Fenſter. Erſter Vogel. Komm, laß uns durch das Fenſter fliegen. Zweiter Vogel. Rothkaͤppchen iſt drinne, unſer Vergnuͤgen. Erſter Vogel. Sie liegt wohl im Bett, ich ſeh' nach ihr. (huͤpft hinter den Vorhang.) Zweiter Vogel. Die Luft zieht huͤbſch durch Fenſter und Thuͤr. Erſter Vogel (kommt zuruͤck.) O weh! O weh! O Jammer und Noth! Zweiter Vogel. Was giebts? Erſter Vogel. Der Wolf iſt da, Rothkaͤppchen ſchon tobt. Beide. O weh! o weh! der großen Noth! Der Jaͤger ſieht zum Fenſter herein. Jaͤger. Was ſchreit ihr denn ſo gar erbaͤrmlich? Die Voͤgel. Rothkaͤppchen iſt todt ganz Gotts erbaͤrmlich! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0521" n="510"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <sp who="#ROT"> <speaker><hi rendition="#g">Rothkaͤppchen</hi>.</speaker><lb/> <p>Ach! Huͤlfe! Huͤlfe! kommt, helft meiner Noth!</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLF"> <speaker><hi rendition="#g">Wolf</hi>.</speaker><lb/> <p>Du ſchreiſt vergebens, du biſt ſchon todt!</p><lb/> <stage>(Der Vorhang des Bettes faͤllt zu.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#ROTK"> <speaker> <hi rendition="#g">Die beiden Rothkehlchen</hi> </speaker> <stage>fliegen durch das Fenſter.</stage> </sp><lb/> <sp who="#ERSTVOE"> <speaker><hi rendition="#g">Erſter Vogel</hi>.</speaker><lb/> <p>Komm, laß uns durch das Fenſter fliegen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZWEVOE"> <speaker><hi rendition="#g">Zweiter Vogel</hi>.</speaker><lb/> <p>Rothkaͤppchen iſt drinne, unſer Vergnuͤgen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ERSTVOE"> <speaker><hi rendition="#g">Erſter Vogel</hi>.</speaker><lb/> <p>Sie liegt wohl im Bett, ich ſeh' nach ihr.</p><lb/> <stage>(huͤpft hinter den Vorhang.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#ZWEVOE"> <speaker><hi rendition="#g">Zweiter Vogel</hi>.</speaker><lb/> <p>Die Luft zieht huͤbſch durch Fenſter und Thuͤr.</p> </sp><lb/> <sp who="#ERSTVOE"> <speaker> <hi rendition="#g">Erſter Vogel</hi> </speaker> <stage>(kommt zuruͤck.)</stage><lb/> <p>O weh! O weh! O Jammer und Noth!</p> </sp><lb/> <sp who="#ZWEVOE"> <speaker><hi rendition="#g">Zweiter Vogel</hi>.</speaker><lb/> <p>Was giebts?</p> </sp><lb/> <sp who="#ERSTVOE"> <speaker><hi rendition="#g">Erſter Vogel</hi>.</speaker><lb/> <p>Der Wolf iſt da, Rothkaͤppchen ſchon<lb/><hi rendition="#et">tobt.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#BEI"> <speaker><hi rendition="#g">Beide</hi>.</speaker><lb/> <p>O weh! o weh! der großen Noth!</p> </sp><lb/> <sp who="#JAEGER"> <speaker> <hi rendition="#g">Der Jaͤger</hi> </speaker> <stage>ſieht zum Fenſter herein.</stage> </sp><lb/> <sp who="#JAEGER"> <speaker> <hi rendition="#g">Jaͤger.</hi> </speaker><lb/> <p>Was ſchreit ihr denn ſo gar erbaͤrmlich?</p> </sp><lb/> <sp who="#VOE"> <speaker><hi rendition="#g">Die Voͤgel</hi>.</speaker><lb/> <p>Rothkaͤppchen iſt todt ganz Gotts erbaͤrmlich!</p><lb/> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [510/0521]
Zweite Abtheilung.
Rothkaͤppchen.
Ach! Huͤlfe! Huͤlfe! kommt, helft meiner Noth!
Wolf.
Du ſchreiſt vergebens, du biſt ſchon todt!
(Der Vorhang des Bettes faͤllt zu.)
Die beiden Rothkehlchen fliegen durch das Fenſter.
Erſter Vogel.
Komm, laß uns durch das Fenſter fliegen.
Zweiter Vogel.
Rothkaͤppchen iſt drinne, unſer Vergnuͤgen.
Erſter Vogel.
Sie liegt wohl im Bett, ich ſeh' nach ihr.
(huͤpft hinter den Vorhang.)
Zweiter Vogel.
Die Luft zieht huͤbſch durch Fenſter und Thuͤr.
Erſter Vogel (kommt zuruͤck.)
O weh! O weh! O Jammer und Noth!
Zweiter Vogel.
Was giebts?
Erſter Vogel.
Der Wolf iſt da, Rothkaͤppchen ſchon
tobt.
Beide.
O weh! o weh! der großen Noth!
Der Jaͤger ſieht zum Fenſter herein.
Jaͤger.
Was ſchreit ihr denn ſo gar erbaͤrmlich?
Die Voͤgel.
Rothkaͤppchen iſt todt ganz Gotts erbaͤrmlich!
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Zitationshilfe: | Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/521>, abgerufen am 18.07.2024. |