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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812.

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Die schöne Magelone.
Die zarten Lämmer springen
Vergnügt um meinen Fuß,
Die Turteltauben singen
Und girren Morgengruß.
Der Rosenstrauch mit Grüßen
Beut seine Kinder dar,
Im Thale dort der süßen
Violen blaue Schaar.
Und wenn ich Kränze winde
Ertönt und rauscht der Hain,
Es duftet mir die Linde
Im goldnen Mondenschein.
Die Zwietracht bleibt dahinten,
Und Stolz, Verfolgung, Neid,
Kann nicht die Wege finden
Hieher zur goldnen Zeit.
Vor mir stehn holde Scherze
Und trübe Sorge weicht;
Allein mein innres Herze
Wird darum doch nicht leicht.
Weil ich die Liebe kannte
Und Blick und Kuß verstand,
So bin ich nun Verbannte
Weit ab im fernen Land.
Die Freude macht mich trübe,
Dunkelt den stillen Sinn,
Denn meine zarte Liebe
Ist nun auf ewig hin. --
Erinnre und erquicke
Dich an vergangner Lust,
Am schwermuthsvollen Glücke,
Denn sonst zerspringt die Brust.

Die ſchoͤne Magelone.
Die zarten Laͤmmer ſpringen
Vergnuͤgt um meinen Fuß,
Die Turteltauben ſingen
Und girren Morgengruß.
Der Roſenſtrauch mit Gruͤßen
Beut ſeine Kinder dar,
Im Thale dort der ſuͤßen
Violen blaue Schaar.
Und wenn ich Kraͤnze winde
Ertoͤnt und rauſcht der Hain,
Es duftet mir die Linde
Im goldnen Mondenſchein.
Die Zwietracht bleibt dahinten,
Und Stolz, Verfolgung, Neid,
Kann nicht die Wege finden
Hieher zur goldnen Zeit.
Vor mir ſtehn holde Scherze
Und truͤbe Sorge weicht;
Allein mein innres Herze
Wird darum doch nicht leicht.
Weil ich die Liebe kannte
Und Blick und Kuß verſtand,
So bin ich nun Verbannte
Weit ab im fernen Land.
Die Freude macht mich truͤbe,
Dunkelt den ſtillen Sinn,
Denn meine zarte Liebe
Iſt nun auf ewig hin. —
Erinnre und erquicke
Dich an vergangner Luſt,
Am ſchwermuthsvollen Gluͤcke,
Denn ſonſt zerſpringt die Bruſt.

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[389/0400] Die ſchoͤne Magelone. Die zarten Laͤmmer ſpringen Vergnuͤgt um meinen Fuß, Die Turteltauben ſingen Und girren Morgengruß. Der Roſenſtrauch mit Gruͤßen Beut ſeine Kinder dar, Im Thale dort der ſuͤßen Violen blaue Schaar. Und wenn ich Kraͤnze winde Ertoͤnt und rauſcht der Hain, Es duftet mir die Linde Im goldnen Mondenſchein. Die Zwietracht bleibt dahinten, Und Stolz, Verfolgung, Neid, Kann nicht die Wege finden Hieher zur goldnen Zeit. Vor mir ſtehn holde Scherze Und truͤbe Sorge weicht; Allein mein innres Herze Wird darum doch nicht leicht. Weil ich die Liebe kannte Und Blick und Kuß verſtand, So bin ich nun Verbannte Weit ab im fernen Land. Die Freude macht mich truͤbe, Dunkelt den ſtillen Sinn, Denn meine zarte Liebe Iſt nun auf ewig hin. — Erinnre und erquicke Dich an vergangner Luſt, Am ſchwermuthsvollen Gluͤcke, Denn ſonſt zerſpringt die Bruſt.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/400>, abgerufen am 21.11.2024.