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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812.

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Erste Abtheilung.

Peter lächelte, er sah wie ihr die schönen Au-
gen zufielen, und die langen schwarzen Wimper
einen lieblichen Schatten auf dem holden Angesichte
bildeten; er sang:

Ruhe, Süßliebchen im Schatten
Der grünen dämmernden Nacht,
Es säuselt das Gras auf den Matten
Es fächelt und kühlt dich der Schatten,
Und treue Liebe wacht.
Schlafe, schlaf ein,
Leiser rauschet der Hain, --
Ewig bin ich dein.
Schweigt, ihr versteckten Gesänge,
Und stört nicht die süßeste Ruh!
Es lauscht der Vögel Gedränge,
Es ruhen die lauten Gesänge,
Schließ, Liebchen, dein Auge zu.
Schlafe, schlaf ein,
Im dämmernden Schein, --
Ich will dein Wächter seyn.
Murmelt fort ihr Melodien,
Rausche nur, du stiller Bach,
Schöne Liebesphantasien
Sprechen in den Melodien,
Zarte Träume schwimmen nach.
Durch den flüsternden Hain
Schwärmen goldene Bienelein,
Und sumsen zum Schlummer dich ein.


Erſte Abtheilung.

Peter laͤchelte, er ſah wie ihr die ſchoͤnen Au-
gen zufielen, und die langen ſchwarzen Wimper
einen lieblichen Schatten auf dem holden Angeſichte
bildeten; er ſang:

Ruhe, Suͤßliebchen im Schatten
Der gruͤnen daͤmmernden Nacht,
Es ſaͤuſelt das Gras auf den Matten
Es faͤchelt und kuͤhlt dich der Schatten,
Und treue Liebe wacht.
Schlafe, ſchlaf ein,
Leiſer rauſchet der Hain, —
Ewig bin ich dein.
Schweigt, ihr verſteckten Geſaͤnge,
Und ſtoͤrt nicht die ſuͤßeſte Ruh!
Es lauſcht der Voͤgel Gedraͤnge,
Es ruhen die lauten Geſaͤnge,
Schließ, Liebchen, dein Auge zu.
Schlafe, ſchlaf ein,
Im daͤmmernden Schein, —
Ich will dein Waͤchter ſeyn.
Murmelt fort ihr Melodien,
Rauſche nur, du ſtiller Bach,
Schoͤne Liebesphantaſien
Sprechen in den Melodien,
Zarte Traͤume ſchwimmen nach.
Durch den fluͤſternden Hain
Schwaͤrmen goldene Bienelein,
Und ſumſen zum Schlummer dich ein.


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[364/0375] Erſte Abtheilung. Peter laͤchelte, er ſah wie ihr die ſchoͤnen Au- gen zufielen, und die langen ſchwarzen Wimper einen lieblichen Schatten auf dem holden Angeſichte bildeten; er ſang: Ruhe, Suͤßliebchen im Schatten Der gruͤnen daͤmmernden Nacht, Es ſaͤuſelt das Gras auf den Matten Es faͤchelt und kuͤhlt dich der Schatten, Und treue Liebe wacht. Schlafe, ſchlaf ein, Leiſer rauſchet der Hain, — Ewig bin ich dein. Schweigt, ihr verſteckten Geſaͤnge, Und ſtoͤrt nicht die ſuͤßeſte Ruh! Es lauſcht der Voͤgel Gedraͤnge, Es ruhen die lauten Geſaͤnge, Schließ, Liebchen, dein Auge zu. Schlafe, ſchlaf ein, Im daͤmmernden Schein, — Ich will dein Waͤchter ſeyn. Murmelt fort ihr Melodien, Rauſche nur, du ſtiller Bach, Schoͤne Liebesphantaſien Sprechen in den Melodien, Zarte Traͤume ſchwimmen nach. Durch den fluͤſternden Hain Schwaͤrmen goldene Bienelein, Und ſumſen zum Schlummer dich ein.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/375>, abgerufen am 03.12.2024.