Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812.Die schöne Magelone. der, und Peter trug seine Lanze wie das erstemal;alle waren in Erstaunen, nur Magelone sah die Ursach ein, und wußte wohl warum es geschah. Herr Jakob rannte wieder mit heftiger Gewalt auf seinen Gegner, seine Lanze traf auf Peters Brustharnisch, aber der junge Ritter blieb unbe- weglich im Sattel sitzen, und der Stoß war so gewaltig, daß Herr Jakob dadurch von sich selber vom Pferde abfiel. Da das Jakob merkte, zog er sich zurück, und hatte keine Lust mehr mit dem jungen Ritter zu stechen. Peter besiegte auch die übrigen Ritter, so daß ihm der Preis mußte zu- erkannt werden; der König und alle vom Hofe waren in Erstaunen, und die übrigen Herren zo- gen ergrimmt nach ihrer Heimath zurück, da sie den Namen des unbekannten Siegers durchaus nicht erfahren konnten. -- Peter hatte seine Geliebte indessen schon zum Die ſchoͤne Magelone. der, und Peter trug ſeine Lanze wie das erſtemal;alle waren in Erſtaunen, nur Magelone ſah die Urſach ein, und wußte wohl warum es geſchah. Herr Jakob rannte wieder mit heftiger Gewalt auf ſeinen Gegner, ſeine Lanze traf auf Peters Bruſtharniſch, aber der junge Ritter blieb unbe- weglich im Sattel ſitzen, und der Stoß war ſo gewaltig, daß Herr Jakob dadurch von ſich ſelber vom Pferde abfiel. Da das Jakob merkte, zog er ſich zuruͤck, und hatte keine Luſt mehr mit dem jungen Ritter zu ſtechen. Peter beſiegte auch die uͤbrigen Ritter, ſo daß ihm der Preis mußte zu- erkannt werden; der Koͤnig und alle vom Hofe waren in Erſtaunen, und die uͤbrigen Herren zo- gen ergrimmt nach ihrer Heimath zuruͤck, da ſie den Namen des unbekannten Siegers durchaus nicht erfahren konnten. — Peter hatte ſeine Geliebte indeſſen ſchon zum <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0368" n="357"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die ſchoͤne Magelone</hi>.</fw><lb/> der, und Peter trug ſeine Lanze wie das erſtemal;<lb/> alle waren in Erſtaunen, nur Magelone ſah die<lb/> Urſach ein, und wußte wohl warum es geſchah.<lb/> Herr Jakob rannte wieder mit heftiger Gewalt<lb/> auf ſeinen Gegner, ſeine Lanze traf auf Peters<lb/> Bruſtharniſch, aber der junge Ritter blieb unbe-<lb/> weglich im Sattel ſitzen, und der Stoß war ſo<lb/> gewaltig, daß Herr Jakob dadurch von ſich ſelber<lb/> vom Pferde abfiel. Da das Jakob merkte, zog<lb/> er ſich zuruͤck, und hatte keine Luſt mehr mit dem<lb/> jungen Ritter zu ſtechen. Peter beſiegte auch die<lb/> uͤbrigen Ritter, ſo daß ihm der Preis mußte zu-<lb/> erkannt werden; der Koͤnig und alle vom Hofe<lb/> waren in Erſtaunen, und die uͤbrigen Herren zo-<lb/> gen ergrimmt nach ihrer Heimath zuruͤck, da ſie<lb/> den Namen des unbekannten Siegers durchaus<lb/> nicht erfahren konnten. —</p><lb/> <p>Peter hatte ſeine Geliebte indeſſen ſchon zum<lb/> oͤftern heimlich beſucht, und ſo nahm er ſich ein-<lb/> mal vor, ihre Liebe auf die Probe zu ſtellen. Als<lb/> er ſie daher wieder ſah, that er ſehr betruͤbt, und<lb/> ſagte mit klaͤglicher Stimme, daß er bald ſcheiden<lb/> muͤſſe, denn ſeine Eltern wuͤrden ſeinetwegen in<lb/> der groͤßten Betruͤbniß leben, da ſie ihn ſo lange<lb/> nicht geſehn, auch keine Nachricht von ihm bekom-<lb/> men haͤtten. Als Magelone dieſe Worte hoͤrte,<lb/> ward ſie blaß, dann fing ſie heftig an zu weinen,<lb/> und ſank in den Seſſel zuruͤck. Ja, reiſet nur ab,<lb/> ſagte ſie, und alle meine traurigen Ahndungen ſind<lb/> dann im Erfuͤllung gegangen, ich ſehe euch nicht<lb/> wieder und mein Tod iſt gewiß. Was kuͤmmert<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [357/0368]
Die ſchoͤne Magelone.
der, und Peter trug ſeine Lanze wie das erſtemal;
alle waren in Erſtaunen, nur Magelone ſah die
Urſach ein, und wußte wohl warum es geſchah.
Herr Jakob rannte wieder mit heftiger Gewalt
auf ſeinen Gegner, ſeine Lanze traf auf Peters
Bruſtharniſch, aber der junge Ritter blieb unbe-
weglich im Sattel ſitzen, und der Stoß war ſo
gewaltig, daß Herr Jakob dadurch von ſich ſelber
vom Pferde abfiel. Da das Jakob merkte, zog
er ſich zuruͤck, und hatte keine Luſt mehr mit dem
jungen Ritter zu ſtechen. Peter beſiegte auch die
uͤbrigen Ritter, ſo daß ihm der Preis mußte zu-
erkannt werden; der Koͤnig und alle vom Hofe
waren in Erſtaunen, und die uͤbrigen Herren zo-
gen ergrimmt nach ihrer Heimath zuruͤck, da ſie
den Namen des unbekannten Siegers durchaus
nicht erfahren konnten. —
Peter hatte ſeine Geliebte indeſſen ſchon zum
oͤftern heimlich beſucht, und ſo nahm er ſich ein-
mal vor, ihre Liebe auf die Probe zu ſtellen. Als
er ſie daher wieder ſah, that er ſehr betruͤbt, und
ſagte mit klaͤglicher Stimme, daß er bald ſcheiden
muͤſſe, denn ſeine Eltern wuͤrden ſeinetwegen in
der groͤßten Betruͤbniß leben, da ſie ihn ſo lange
nicht geſehn, auch keine Nachricht von ihm bekom-
men haͤtten. Als Magelone dieſe Worte hoͤrte,
ward ſie blaß, dann fing ſie heftig an zu weinen,
und ſank in den Seſſel zuruͤck. Ja, reiſet nur ab,
ſagte ſie, und alle meine traurigen Ahndungen ſind
dann im Erfuͤllung gegangen, ich ſehe euch nicht
wieder und mein Tod iſt gewiß. Was kuͤmmert
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