dem Dichter sein Manuskript in der Tasche bren- nen kann, wenn ihn Niemand darum befragt, so laut man es auch rascheln hört, wenn ihr selbst jemals gerne vorgelesen habt, o so seid nicht so grausam, mir diesen Genuß zu rauben, und mein poetisch beladenes Herz auszuschütten. Aber vielleicht sind einige von euch in derselben Verfassung.
Lothar lachte und sagte: der Dichter theilt sich gern mit, vorzüglich in einem Kreise, wie der gegenwärtige ist. Wir führen wirklich einige Jugendversuche mit uns, die wir zum Theil vor kurzem vollendet und übergearbeitet haben, und wenn unsre Rezensenten nicht zu strenge sein wollen, so überwinden wir vielleicht die Furcht, diese Bildungen nach so manchem Jahre wieder auftreten zu lassen.
Als die Frauen eifrig darauf antrugen, so- gleich mit irgend einer Erzählung den Anfang zu machen, rief Wilibald aus: halt! ich prote- stire mit aller Macht gegen diese Uebereilung und Anarchie! denn wie könnte ein wahrer Ge- nuß entstehn, wenn wir es dem Zufall so ganz überließen, in welcher Folge unsre Versuche auf- treten sollten? In allen Dingen ist die Ordnung zu loben, und so laßt uns nachdenken, auf welche Art und Weise wir dieser Unterhaltung durch eine gewisse Einrichtung etwas mehr Würze geben können.
So möge denn auch hier, sagte Lothar,
Einleitung.
dem Dichter ſein Manuſkript in der Taſche bren- nen kann, wenn ihn Niemand darum befragt, ſo laut man es auch raſcheln hoͤrt, wenn ihr ſelbſt jemals gerne vorgeleſen habt, o ſo ſeid nicht ſo grauſam, mir dieſen Genuß zu rauben, und mein poetiſch beladenes Herz auszuſchuͤtten. Aber vielleicht ſind einige von euch in derſelben Verfaſſung.
Lothar lachte und ſagte: der Dichter theilt ſich gern mit, vorzuͤglich in einem Kreiſe, wie der gegenwaͤrtige iſt. Wir fuͤhren wirklich einige Jugendverſuche mit uns, die wir zum Theil vor kurzem vollendet und uͤbergearbeitet haben, und wenn unſre Rezenſenten nicht zu ſtrenge ſein wollen, ſo uͤberwinden wir vielleicht die Furcht, dieſe Bildungen nach ſo manchem Jahre wieder auftreten zu laſſen.
Als die Frauen eifrig darauf antrugen, ſo- gleich mit irgend einer Erzaͤhlung den Anfang zu machen, rief Wilibald aus: halt! ich prote- ſtire mit aller Macht gegen dieſe Uebereilung und Anarchie! denn wie koͤnnte ein wahrer Ge- nuß entſtehn, wenn wir es dem Zufall ſo ganz uͤberließen, in welcher Folge unſre Verſuche auf- treten ſollten? In allen Dingen iſt die Ordnung zu loben, und ſo laßt uns nachdenken, auf welche Art und Weiſe wir dieſer Unterhaltung durch eine gewiſſe Einrichtung etwas mehr Wuͤrze geben koͤnnen.
So moͤge denn auch hier, ſagte Lothar,
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Einleitung.
dem Dichter ſein Manuſkript in der Taſche bren-
nen kann, wenn ihn Niemand darum befragt,
ſo laut man es auch raſcheln hoͤrt, wenn ihr
ſelbſt jemals gerne vorgeleſen habt, o ſo ſeid
nicht ſo grauſam, mir dieſen Genuß zu rauben,
und mein poetiſch beladenes Herz auszuſchuͤtten.
Aber vielleicht ſind einige von euch in derſelben
Verfaſſung.
Lothar lachte und ſagte: der Dichter theilt
ſich gern mit, vorzuͤglich in einem Kreiſe, wie
der gegenwaͤrtige iſt. Wir fuͤhren wirklich einige
Jugendverſuche mit uns, die wir zum Theil vor
kurzem vollendet und uͤbergearbeitet haben, und
wenn unſre Rezenſenten nicht zu ſtrenge ſein
wollen, ſo uͤberwinden wir vielleicht die Furcht,
dieſe Bildungen nach ſo manchem Jahre wieder
auftreten zu laſſen.
Als die Frauen eifrig darauf antrugen, ſo-
gleich mit irgend einer Erzaͤhlung den Anfang
zu machen, rief Wilibald aus: halt! ich prote-
ſtire mit aller Macht gegen dieſe Uebereilung
und Anarchie! denn wie koͤnnte ein wahrer Ge-
nuß entſtehn, wenn wir es dem Zufall ſo ganz
uͤberließen, in welcher Folge unſre Verſuche auf-
treten ſollten? In allen Dingen iſt die Ordnung
zu loben, und ſo laßt uns nachdenken, auf
welche Art und Weiſe wir dieſer Unterhaltung
durch eine gewiſſe Einrichtung etwas mehr Wuͤrze
geben koͤnnen.
So moͤge denn auch hier, ſagte Lothar,
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/131>, abgerufen am 25.11.2024.
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