Nun ist es entschieden. -- Es fehlt nichts weiter. -- Ich kann mich nun hinlegen und sterben, denn alles, alles ist vorüber. -- Lesen Sie das beygelegte Paket, es ist von Andrea, es ist sein Testament, in dem er mich unbarm- herzig verstößt, in dem er nichts von mir wis- sen will. -- Es ist wahrscheinlich dasselbe, woran er noch in seiner Krankheit schrieb, als ich ihn besuchte. --
Kann ich noch etwas sagen, oder auch nur denken? -- O Gott, ich bin aus dem Reiche der Schöpfung hinausgeworfen. -- Lesen Sie und fühlen Sie dann, wenn es möglich ist, wie jedes Wort mich zermalmt hat. -- Ach, Rosa! -- Es ist, als wenn ich zuweilen über mich selber lachen und spotten könnte. -- Weinen kann ich nicht, und doch würde es mir wohl thun: -- ach, jetzt ist alles einerley.
25. William Lovell an Roſa.
Rom.
Nun iſt es entſchieden. — Es fehlt nichts weiter. — Ich kann mich nun hinlegen und ſterben, denn alles, alles iſt voruͤber. — Leſen Sie das beygelegte Paket, es iſt von Andrea, es iſt ſein Teſtament, in dem er mich unbarm- herzig verſtoͤßt, in dem er nichts von mir wiſ- ſen will. — Es iſt wahrſcheinlich daſſelbe, woran er noch in ſeiner Krankheit ſchrieb, als ich ihn beſuchte. —
Kann ich noch etwas ſagen, oder auch nur denken? — O Gott, ich bin aus dem Reiche der Schoͤpfung hinausgeworfen. — Leſen Sie und fuͤhlen Sie dann, wenn es moͤglich iſt, wie jedes Wort mich zermalmt hat. — Ach, Roſa! — Es iſt, als wenn ich zuweilen uͤber mich ſelber lachen und ſpotten koͤnnte. — Weinen kann ich nicht, und doch wuͤrde es mir wohl thun: — ach, jetzt iſt alles einerley.
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25.
William Lovell an Roſa.
Rom.
Nun iſt es entſchieden. — Es fehlt nichts
weiter. — Ich kann mich nun hinlegen und
ſterben, denn alles, alles iſt voruͤber. — Leſen
Sie das beygelegte Paket, es iſt von Andrea,
es iſt ſein Teſtament, in dem er mich unbarm-
herzig verſtoͤßt, in dem er nichts von mir wiſ-
ſen will. — Es iſt wahrſcheinlich daſſelbe,
woran er noch in ſeiner Krankheit ſchrieb, als
ich ihn beſuchte. —
Kann ich noch etwas ſagen, oder auch nur
denken? — O Gott, ich bin aus dem Reiche
der Schoͤpfung hinausgeworfen. — Leſen Sie
und fuͤhlen Sie dann, wenn es moͤglich iſt, wie
jedes Wort mich zermalmt hat. — Ach, Roſa!
— Es iſt, als wenn ich zuweilen uͤber mich
ſelber lachen und ſpotten koͤnnte. — Weinen
kann ich nicht, und doch wuͤrde es mir wohl
thun: — ach, jetzt iſt alles einerley.
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/405>, abgerufen am 22.11.2024.
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