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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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Es wäre sonst wirklich um das schöne und herr-
liche Revier Schade.

Meine Tochter ist immer munter und ver-
gnügt, dabey ist sie außerordentlich gesund und
liebt ihren Mann ungemein; und wie sollte es
auch möglich seyn, daß sie ihn nicht liebte?
Jedes Kind muß ihm gut seyn, und ich habe
hier auch noch keinen Menschen getroffen, der
ihn nicht leiden möchte; selbst die schlechten
Menschen mögen ihn gern, nur von einem ge-
wissen Lovell habe ich hier unter der Hand
manches gehört, der sein unversöhnlicher Feind
seyn soll, das muß dann gewiß ein äußerst
schlechter Mensch seyn. Er ist aus Italien
hieher gekommen und hat hier die Italiänische
Mode mit Vergiften einführen wollen, aber
das geht in unserm England nicht so, wie er
vielleicht gedacht hat, und darum hat er auch
heimlich wieder abreisen müssen. Man sagt,
er sey in der Fremde gestorben, und ein solcher
Mensch verdient auch nicht, daß er lebt, denn
er wendet sein Leben nur zum Schaden und
zur Aergerniß seiner Nebenchristen an, und
das ist auf keinen Fall recht und löblich. --
Ich habe diesen ganzen Brief meiner Tochter

Es waͤre ſonſt wirklich um das ſchoͤne und herr-
liche Revier Schade.

Meine Tochter iſt immer munter und ver-
gnuͤgt, dabey iſt ſie außerordentlich geſund und
liebt ihren Mann ungemein; und wie ſollte es
auch moͤglich ſeyn, daß ſie ihn nicht liebte?
Jedes Kind muß ihm gut ſeyn, und ich habe
hier auch noch keinen Menſchen getroffen, der
ihn nicht leiden moͤchte; ſelbſt die ſchlechten
Menſchen moͤgen ihn gern, nur von einem ge-
wiſſen Lovell habe ich hier unter der Hand
manches gehoͤrt, der ſein unverſoͤhnlicher Feind
ſeyn ſoll, das muß dann gewiß ein aͤußerſt
ſchlechter Menſch ſeyn. Er iſt aus Italien
hieher gekommen und hat hier die Italiaͤniſche
Mode mit Vergiften einfuͤhren wollen, aber
das geht in unſerm England nicht ſo, wie er
vielleicht gedacht hat, und darum hat er auch
heimlich wieder abreiſen muͤſſen. Man ſagt,
er ſey in der Fremde geſtorben, und ein ſolcher
Menſch verdient auch nicht, daß er lebt, denn
er wendet ſein Leben nur zum Schaden und
zur Aergerniß ſeiner Nebenchriſten an, und
das iſt auf keinen Fall recht und loͤblich. —
Ich habe dieſen ganzen Brief meiner Tochter

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[271/0278] Es waͤre ſonſt wirklich um das ſchoͤne und herr- liche Revier Schade. Meine Tochter iſt immer munter und ver- gnuͤgt, dabey iſt ſie außerordentlich geſund und liebt ihren Mann ungemein; und wie ſollte es auch moͤglich ſeyn, daß ſie ihn nicht liebte? Jedes Kind muß ihm gut ſeyn, und ich habe hier auch noch keinen Menſchen getroffen, der ihn nicht leiden moͤchte; ſelbſt die ſchlechten Menſchen moͤgen ihn gern, nur von einem ge- wiſſen Lovell habe ich hier unter der Hand manches gehoͤrt, der ſein unverſoͤhnlicher Feind ſeyn ſoll, das muß dann gewiß ein aͤußerſt ſchlechter Menſch ſeyn. Er iſt aus Italien hieher gekommen und hat hier die Italiaͤniſche Mode mit Vergiften einfuͤhren wollen, aber das geht in unſerm England nicht ſo, wie er vielleicht gedacht hat, und darum hat er auch heimlich wieder abreiſen muͤſſen. Man ſagt, er ſey in der Fremde geſtorben, und ein ſolcher Menſch verdient auch nicht, daß er lebt, denn er wendet ſein Leben nur zum Schaden und zur Aergerniß ſeiner Nebenchriſten an, und das iſt auf keinen Fall recht und loͤblich. — Ich habe dieſen ganzen Brief meiner Tochter

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/278>, abgerufen am 22.11.2024.