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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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1.
William Lovell an Rosa.

Es ist nicht anders, ich stehe wirklich hier,
und sehe nach den weißen, schroffen Klippen
hinauf, die mich so entzückten, als ich damals
von England Abschied nahm. Ich bin endlich
wieder zurückgekommen, und alles Vorige liegt
hinter mir; es ist nicht anders, und konnte
vielleicht nicht anders werden.

Ich glaubte daß mich eine frohe Rührung
ergreifen würde, wenn ich den Boden meines
Vaterlandes wieder beträte, aber dürr und ver-
drüßlich bin ich noch immer, noch immer füh-
le ich dieselbe widrige Empfindung in mir, mit
der ich landete.

Ich danke dem Andrea unaufhörlich, daß
ich jetzt in den widerwärtigsten Situationen mit
einer großen Kälte in das Leben sehen kann,
denn ein Gefühl das er mir gegeben hat, be-


1.
William Lovell an Roſa.

Es iſt nicht anders, ich ſtehe wirklich hier,
und ſehe nach den weißen, ſchroffen Klippen
hinauf, die mich ſo entzuͤckten, als ich damals
von England Abſchied nahm. Ich bin endlich
wieder zuruͤckgekommen, und alles Vorige liegt
hinter mir; es iſt nicht anders, und konnte
vielleicht nicht anders werden.

Ich glaubte daß mich eine frohe Ruͤhrung
ergreifen wuͤrde, wenn ich den Boden meines
Vaterlandes wieder betraͤte, aber duͤrr und ver-
druͤßlich bin ich noch immer, noch immer fuͤh-
le ich dieſelbe widrige Empfindung in mir, mit
der ich landete.

Ich danke dem Andrea unaufhoͤrlich, daß
ich jetzt in den widerwaͤrtigſten Situationen mit
einer großen Kaͤlte in das Leben ſehen kann,
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[[5]/0012] 1. William Lovell an Roſa. Dover. Es iſt nicht anders, ich ſtehe wirklich hier, und ſehe nach den weißen, ſchroffen Klippen hinauf, die mich ſo entzuͤckten, als ich damals von England Abſchied nahm. Ich bin endlich wieder zuruͤckgekommen, und alles Vorige liegt hinter mir; es iſt nicht anders, und konnte vielleicht nicht anders werden. Ich glaubte daß mich eine frohe Ruͤhrung ergreifen wuͤrde, wenn ich den Boden meines Vaterlandes wieder betraͤte, aber duͤrr und ver- druͤßlich bin ich noch immer, noch immer fuͤh- le ich dieſelbe widrige Empfindung in mir, mit der ich landete. Ich danke dem Andrea unaufhoͤrlich, daß ich jetzt in den widerwaͤrtigſten Situationen mit einer großen Kaͤlte in das Leben ſehen kann, denn ein Gefuͤhl das er mir gegeben hat, be-

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/12>, abgerufen am 19.04.2024.