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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

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darum schreib' ich mit väterlichem wohlwollen-
dem Herzen eine abschlägige Antwort nieder.

Wenn Du Dir nur nicht anmaßen wolltest,
zu behaupten, daß Du alles reiflich erwogen
hast, was ich ohngefähr gegen Deinen Antrag
einzuwenden haben möchte. Daß ihr jungen
Leute doch so gar leicht glaubt, die Ideen eines
alten erfahrnen Mannes zu erschöpfen: ihr seht
nur mit einem Blicke der Phantasie in die Ver-
hältnisse der Welt hinein, wenn ihr glaubt, mit
dem Verstande alles reiflich und von allen Sei-
ten überlegt zu haben. Du weißt nicht, was
ich für dich thun will und zum Theil schon ge-
than habe; Du siehst nicht die Umstände, die
sich günstig vereinigen, um Dir die Bahn zum
Glücke zu ebnen: was Dein Vater seit Jahren
mühsam zusammenträgt, darfst Du nicht wie
ein muthwilliger Knabe mit einem einzigen
Steinwurfe vernichten. -- Nein, mein Sohn,
ich kann Dir zu Deiner vorgeschlagenen Ver-
bindung nie meine Einwilligung geben. Glau-
be nicht durch eine Menge von Briefen über
diesen Gegenstand meine Einwilligung zu erbit-
ten, oder zu ertrotzen, ich dürfte hierinn mehr

darum ſchreib’ ich mit vaͤterlichem wohlwollen-
dem Herzen eine abſchlaͤgige Antwort nieder.

Wenn Du Dir nur nicht anmaßen wollteſt,
zu behaupten, daß Du alles reiflich erwogen
haſt, was ich ohngefaͤhr gegen Deinen Antrag
einzuwenden haben moͤchte. Daß ihr jungen
Leute doch ſo gar leicht glaubt, die Ideen eines
alten erfahrnen Mannes zu erſchoͤpfen: ihr ſeht
nur mit einem Blicke der Phantaſie in die Ver-
haͤltniſſe der Welt hinein, wenn ihr glaubt, mit
dem Verſtande alles reiflich und von allen Sei-
ten uͤberlegt zu haben. Du weißt nicht, was
ich fuͤr dich thun will und zum Theil ſchon ge-
than habe; Du ſiehſt nicht die Umſtaͤnde, die
ſich guͤnſtig vereinigen, um Dir die Bahn zum
Gluͤcke zu ebnen: was Dein Vater ſeit Jahren
muͤhſam zuſammentraͤgt, darfſt Du nicht wie
ein muthwilliger Knabe mit einem einzigen
Steinwurfe vernichten. — Nein, mein Sohn,
ich kann Dir zu Deiner vorgeſchlagenen Ver-
bindung nie meine Einwilligung geben. Glau-
be nicht durch eine Menge von Briefen uͤber
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ten, oder zu ertrotzen, ich duͤrfte hierinn mehr

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[349[347]/0357] darum ſchreib’ ich mit vaͤterlichem wohlwollen- dem Herzen eine abſchlaͤgige Antwort nieder. Wenn Du Dir nur nicht anmaßen wollteſt, zu behaupten, daß Du alles reiflich erwogen haſt, was ich ohngefaͤhr gegen Deinen Antrag einzuwenden haben moͤchte. Daß ihr jungen Leute doch ſo gar leicht glaubt, die Ideen eines alten erfahrnen Mannes zu erſchoͤpfen: ihr ſeht nur mit einem Blicke der Phantaſie in die Ver- haͤltniſſe der Welt hinein, wenn ihr glaubt, mit dem Verſtande alles reiflich und von allen Sei- ten uͤberlegt zu haben. Du weißt nicht, was ich fuͤr dich thun will und zum Theil ſchon ge- than habe; Du ſiehſt nicht die Umſtaͤnde, die ſich guͤnſtig vereinigen, um Dir die Bahn zum Gluͤcke zu ebnen: was Dein Vater ſeit Jahren muͤhſam zuſammentraͤgt, darfſt Du nicht wie ein muthwilliger Knabe mit einem einzigen Steinwurfe vernichten. — Nein, mein Sohn, ich kann Dir zu Deiner vorgeſchlagenen Ver- bindung nie meine Einwilligung geben. Glau- be nicht durch eine Menge von Briefen uͤber dieſen Gegenſtand meine Einwilligung zu erbit- ten, oder zu ertrotzen, ich duͤrfte hierinn mehr

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 349[347]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/357>, abgerufen am 04.05.2024.