Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

mein' ich, auch immer. -- Trösten Sie sich
aber nur, es wird gewiß bald besser werden; so
alt ich bin, so möcht ich doch zu Fuße bis nach
London gehn um sie einmahl wieder zu sehn;
nur sind mir die Füße schwach, und es ist der
See dazwischen, den die Franzosen aus Spaß,
(wie sie denn bei allen Sachen dummes Zeug
machen) einen Kanal nennen; wenn viel solche
Kanäle bei uns in England wären, so würde
von dem Lande eben nicht ausserordentlich viel
übrig bleiben. -- Bleiben Sie ja gesund, mein
liebster gnädiger Herr, daß ich Sie mit meinen
alten schwachen Augen noch einmahl wiedersehn
kann. Ich würde viel weinen, wenn ich ein-
mahl wieder die Thürme von London sähe und
Sie wären dann in der ganzen weiten Gegend
umher nicht zu finden, als auf dem Kirchhofe
und auch da nur todt, -- es wäre ein Jammer
für mich und jeden andern ehrlichen Mann, be-
sonders aber auch ausserdem für meinen Herrn;
wenn Sie können, so bleiben Sie gesund,
wie Ich.

Ihr Willy.


mein’ ich, auch immer. — Troͤſten Sie ſich
aber nur, es wird gewiß bald beſſer werden; ſo
alt ich bin, ſo moͤcht ich doch zu Fuße bis nach
London gehn um ſie einmahl wieder zu ſehn;
nur ſind mir die Fuͤße ſchwach, und es iſt der
See dazwiſchen, den die Franzoſen aus Spaß,
(wie ſie denn bei allen Sachen dummes Zeug
machen) einen Kanal nennen; wenn viel ſolche
Kanaͤle bei uns in England waͤren, ſo wuͤrde
von dem Lande eben nicht auſſerordentlich viel
uͤbrig bleiben. — Bleiben Sie ja geſund, mein
liebſter gnaͤdiger Herr, daß ich Sie mit meinen
alten ſchwachen Augen noch einmahl wiederſehn
kann. Ich wuͤrde viel weinen, wenn ich ein-
mahl wieder die Thuͤrme von London ſaͤhe und
Sie waͤren dann in der ganzen weiten Gegend
umher nicht zu finden, als auf dem Kirchhofe
und auch da nur todt, — es waͤre ein Jammer
fuͤr mich und jeden andern ehrlichen Mann, be-
ſonders aber auch auſſerdem fuͤr meinen Herrn;
wenn Sie koͤnnen, ſo bleiben Sie geſund,
wie Ich.

Ihr Willy.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0146" n="138[136]"/>
mein&#x2019; ich, auch immer. &#x2014; Tro&#x0364;&#x017F;ten Sie &#x017F;ich<lb/>
aber nur, es wird gewiß bald be&#x017F;&#x017F;er werden; &#x017F;o<lb/>
alt ich bin, &#x017F;o mo&#x0364;cht ich doch zu Fuße bis nach<lb/>
London gehn um &#x017F;ie einmahl wieder zu &#x017F;ehn;<lb/>
nur &#x017F;ind mir die Fu&#x0364;ße &#x017F;chwach, und es i&#x017F;t der<lb/>
See dazwi&#x017F;chen, den die Franzo&#x017F;en aus Spaß,<lb/>
(wie &#x017F;ie denn bei allen Sachen dummes Zeug<lb/>
machen) einen Kanal <choice><sic>nenneu</sic><corr>nennen</corr></choice>; wenn viel &#x017F;olche<lb/>
Kana&#x0364;le bei uns in England wa&#x0364;ren, &#x017F;o wu&#x0364;rde<lb/>
von dem Lande eben nicht au&#x017F;&#x017F;erordentlich viel<lb/>
u&#x0364;brig bleiben. &#x2014; Bleiben Sie ja ge&#x017F;und, mein<lb/>
lieb&#x017F;ter gna&#x0364;diger Herr, daß ich Sie mit meinen<lb/>
alten &#x017F;chwachen Augen noch einmahl wieder&#x017F;ehn<lb/>
kann. Ich wu&#x0364;rde viel weinen, wenn ich ein-<lb/>
mahl wieder die Thu&#x0364;rme von London &#x017F;a&#x0364;he und<lb/>
Sie wa&#x0364;ren dann in der ganzen weiten Gegend<lb/>
umher nicht zu finden, als auf dem Kirchhofe<lb/>
und auch da nur todt, &#x2014; es wa&#x0364;re ein Jammer<lb/>
fu&#x0364;r mich und jeden andern ehrlichen Mann, be-<lb/>
&#x017F;onders aber auch au&#x017F;&#x017F;erdem fu&#x0364;r meinen Herrn;<lb/>
wenn Sie ko&#x0364;nnen, &#x017F;o bleiben Sie ge&#x017F;und,<lb/>
wie Ich.</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">Ihr <hi rendition="#g">Willy</hi>.</hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138[136]/0146] mein’ ich, auch immer. — Troͤſten Sie ſich aber nur, es wird gewiß bald beſſer werden; ſo alt ich bin, ſo moͤcht ich doch zu Fuße bis nach London gehn um ſie einmahl wieder zu ſehn; nur ſind mir die Fuͤße ſchwach, und es iſt der See dazwiſchen, den die Franzoſen aus Spaß, (wie ſie denn bei allen Sachen dummes Zeug machen) einen Kanal nennen; wenn viel ſolche Kanaͤle bei uns in England waͤren, ſo wuͤrde von dem Lande eben nicht auſſerordentlich viel uͤbrig bleiben. — Bleiben Sie ja geſund, mein liebſter gnaͤdiger Herr, daß ich Sie mit meinen alten ſchwachen Augen noch einmahl wiederſehn kann. Ich wuͤrde viel weinen, wenn ich ein- mahl wieder die Thuͤrme von London ſaͤhe und Sie waͤren dann in der ganzen weiten Gegend umher nicht zu finden, als auf dem Kirchhofe und auch da nur todt, — es waͤre ein Jammer fuͤr mich und jeden andern ehrlichen Mann, be- ſonders aber auch auſſerdem fuͤr meinen Herrn; wenn Sie koͤnnen, ſo bleiben Sie geſund, wie Ich. Ihr Willy.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/146
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 138[136]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/146>, abgerufen am 03.12.2024.