Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite
11.
William Lovell an Eduard Burton.


Ja Eduard, auch in meiner Seele haben sich
nun schon so manche Träume entwickelt, wie ich
einst glücklich, mit Dir glücklich leben will. --
Meine Tante Buttler ist also todt? -- Wenn
ich einst in Waterhall wohnen werde, -- so
nahe bei Dir, -- vielleicht an Amaliens Seite,
im Schooße einer ländlichen Einsamkeit, -- ich
verliere mich seit Deinem lieben Briefe so oft
in diesen Traum und tausend Vorsätze und
Ideen spinnen sich dann leise in meiner Seele
aus. -- Mit einem kindischen Wohlbehagen
verweil' ich oft bei meinen Planen und wün-
sche die Zukunft schon herbei, um sie wirklich
zu machen.

Es ängstigt mich, Eduard, mein Vater ist
krank und hat mir einen sehr melancholischen
Brief geschrieben, er liebt mich gewiß mit der
innigsten Zärtlichkeit, aber ich kann nicht an
Amalien denken, ohne mich mit Wehmuth mei-
nes Vaters zu erinnern: so oft mir sein Bild

11.
William Lovell an Eduard Burton.


Ja Eduard, auch in meiner Seele haben ſich
nun ſchon ſo manche Traͤume entwickelt, wie ich
einſt gluͤcklich, mit Dir gluͤcklich leben will. —
Meine Tante Buttler iſt alſo todt? — Wenn
ich einſt in Waterhall wohnen werde, — ſo
nahe bei Dir, — vielleicht an Amaliens Seite,
im Schooße einer laͤndlichen Einſamkeit, — ich
verliere mich ſeit Deinem lieben Briefe ſo oft
in dieſen Traum und tauſend Vorſaͤtze und
Ideen ſpinnen ſich dann leiſe in meiner Seele
aus. — Mit einem kindiſchen Wohlbehagen
verweil’ ich oft bei meinen Planen und wuͤn-
ſche die Zukunft ſchon herbei, um ſie wirklich
zu machen.

Es aͤngſtigt mich, Eduard, mein Vater iſt
krank und hat mir einen ſehr melancholiſchen
Brief geſchrieben, er liebt mich gewiß mit der
innigſten Zaͤrtlichkeit, aber ich kann nicht an
Amalien denken, ohne mich mit Wehmuth mei-
nes Vaters zu erinnern: ſo oft mir ſein Bild

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0129" n="121[119]"/>
        <div n="2">
          <head>11.<lb/>
William Lovell an Eduard Burton.</head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Paris.</hi> </dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>a Eduard, auch in meiner Seele haben &#x017F;ich<lb/>
nun &#x017F;chon &#x017F;o manche Tra&#x0364;ume entwickelt, wie ich<lb/>
ein&#x017F;t glu&#x0364;cklich, mit Dir glu&#x0364;cklich leben will. &#x2014;<lb/>
Meine Tante Buttler i&#x017F;t al&#x017F;o todt? &#x2014; Wenn<lb/>
ich ein&#x017F;t in Waterhall wohnen werde, &#x2014; &#x017F;o<lb/>
nahe bei Dir, &#x2014; vielleicht an Amaliens Seite,<lb/>
im Schooße einer la&#x0364;ndlichen Ein&#x017F;amkeit, &#x2014; ich<lb/>
verliere mich &#x017F;eit Deinem lieben Briefe &#x017F;o oft<lb/>
in die&#x017F;en Traum und tau&#x017F;end Vor&#x017F;a&#x0364;tze und<lb/>
Ideen &#x017F;pinnen &#x017F;ich dann lei&#x017F;e in meiner Seele<lb/>
aus. &#x2014; Mit einem kindi&#x017F;chen Wohlbehagen<lb/>
verweil&#x2019; ich oft bei meinen Planen und wu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;che die Zukunft &#x017F;chon herbei, um &#x017F;ie wirklich<lb/>
zu machen.</p><lb/>
          <p>Es a&#x0364;ng&#x017F;tigt mich, Eduard, mein Vater i&#x017F;t<lb/>
krank und hat mir einen &#x017F;ehr melancholi&#x017F;chen<lb/>
Brief ge&#x017F;chrieben, er liebt mich gewiß mit der<lb/>
innig&#x017F;ten Za&#x0364;rtlichkeit, aber ich kann nicht an<lb/>
Amalien denken, ohne mich mit Wehmuth mei-<lb/>
nes Vaters zu erinnern: &#x017F;o oft mir &#x017F;ein Bild<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121[119]/0129] 11. William Lovell an Eduard Burton. Paris. Ja Eduard, auch in meiner Seele haben ſich nun ſchon ſo manche Traͤume entwickelt, wie ich einſt gluͤcklich, mit Dir gluͤcklich leben will. — Meine Tante Buttler iſt alſo todt? — Wenn ich einſt in Waterhall wohnen werde, — ſo nahe bei Dir, — vielleicht an Amaliens Seite, im Schooße einer laͤndlichen Einſamkeit, — ich verliere mich ſeit Deinem lieben Briefe ſo oft in dieſen Traum und tauſend Vorſaͤtze und Ideen ſpinnen ſich dann leiſe in meiner Seele aus. — Mit einem kindiſchen Wohlbehagen verweil’ ich oft bei meinen Planen und wuͤn- ſche die Zukunft ſchon herbei, um ſie wirklich zu machen. Es aͤngſtigt mich, Eduard, mein Vater iſt krank und hat mir einen ſehr melancholiſchen Brief geſchrieben, er liebt mich gewiß mit der innigſten Zaͤrtlichkeit, aber ich kann nicht an Amalien denken, ohne mich mit Wehmuth mei- nes Vaters zu erinnern: ſo oft mir ſein Bild

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/129
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 121[119]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/129>, abgerufen am 03.12.2024.