ge Art blicken lassen, indem sie ihnen zur Unzeit wider- sprechen, sie über die Achsel ansehen, sie auslachen und ihnen verächtlich begegnen. Dies erzeugt bey den Ja- panern Haß und Verachtung: diese Verachtung nimmt sehr zu, wenn sie sehen, wie unfreundschaftlich und un- höflich die Europäer nicht selten mit einander selbst um- gehen, und wie barbarisch sie ihre Matrosen mit Fluchen, Prügeln und andern Grausamkeiten behandeln. Dies alles hat denn die Japaner von Jahr zu Jahr mehr ge- reitzt, die Handelsfreyheit der Holländer einzuschränken, und sie so genau und scharf visitiren zu lassen, daß sie mit den ausgedachtesten Kniffen kaum im Stande sind, Leuten von einer so wachsamen Nation die Augen zu blenden.
Alle diese Anstalten sollen gleichwohl nur den eigent- lichen Schleichhandel, nicht aber den Privat-Handel hindern, sondern jedermann kann alles, was verkauft wer- den darf, und wozu sich Käufer finden, ja so gar solche Sachen, die nicht verkauft werden dürfen, einbringen, wofern es nur nicht heimlich geschieht. Nur mit Suma- traschem Kampfer und mit Schildkröten-Schalen dürfen Privat-Personen nicht handeln, weil das ein ausschließen- des Recht der Compagnie ist. Die Ursache, warum Particuliers solche Waaren, deren Verkauf in öffentlicher Auction nicht verbothen ist, so gern heimlich herein brin- gen, ist die, daß sie für das, was vermittelst der Auction verkauft wird, kein baares Geld bekommen, sondern an- dre Waaren zur Bezahlung nehmen müssen. Diese be- stehen entweder in Porcellain, oder in lackirten Sachen, und sind, weil dergleichen jährlich mitgebracht werden, zu Batavia so wohlfeil, daß man bisweilen weniger da- für bekommt, als man dafür bezahlt hatte. Hingegen wenn die Sachen heimlich verkauft werden, so bekommt
Reiſe von Batavia nach Japan, u. ſ. w.
ge Art blicken laſſen, indem ſie ihnen zur Unzeit wider- ſprechen, ſie uͤber die Achſel anſehen, ſie auslachen und ihnen veraͤchtlich begegnen. Dies erzeugt bey den Ja- panern Haß und Verachtung: dieſe Verachtung nimmt ſehr zu, wenn ſie ſehen, wie unfreundſchaftlich und un- hoͤflich die Europaͤer nicht ſelten mit einander ſelbſt um- gehen, und wie barbariſch ſie ihre Matroſen mit Fluchen, Pruͤgeln und andern Grauſamkeiten behandeln. Dies alles hat denn die Japaner von Jahr zu Jahr mehr ge- reitzt, die Handelsfreyheit der Hollaͤnder einzuſchraͤnken, und ſie ſo genau und ſcharf viſitiren zu laſſen, daß ſie mit den ausgedachteſten Kniffen kaum im Stande ſind, Leuten von einer ſo wachſamen Nation die Augen zu blenden.
Alle dieſe Anſtalten ſollen gleichwohl nur den eigent- lichen Schleichhandel, nicht aber den Privat-Handel hindern, ſondern jedermann kann alles, was verkauft wer- den darf, und wozu ſich Kaͤufer finden, ja ſo gar ſolche Sachen, die nicht verkauft werden duͤrfen, einbringen, wofern es nur nicht heimlich geſchieht. Nur mit Suma- traſchem Kampfer und mit Schildkroͤten-Schalen duͤrfen Privat-Perſonen nicht handeln, weil das ein ausſchließen- des Recht der Compagnie iſt. Die Urſache, warum Particuliers ſolche Waaren, deren Verkauf in oͤffentlicher Auction nicht verbothen iſt, ſo gern heimlich herein brin- gen, iſt die, daß ſie fuͤr das, was vermittelſt der Auction verkauft wird, kein baares Geld bekommen, ſondern an- dre Waaren zur Bezahlung nehmen muͤſſen. Dieſe be- ſtehen entweder in Porcellain, oder in lackirten Sachen, und ſind, weil dergleichen jaͤhrlich mitgebracht werden, zu Batavia ſo wohlfeil, daß man bisweilen weniger da- fuͤr bekommt, als man dafuͤr bezahlt hatte. Hingegen wenn die Sachen heimlich verkauft werden, ſo bekommt
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Reiſe von Batavia nach Japan, u. ſ. w.
ge Art blicken laſſen, indem ſie ihnen zur Unzeit wider-
ſprechen, ſie uͤber die Achſel anſehen, ſie auslachen und
ihnen veraͤchtlich begegnen. Dies erzeugt bey den Ja-
panern Haß und Verachtung: dieſe Verachtung nimmt
ſehr zu, wenn ſie ſehen, wie unfreundſchaftlich und un-
hoͤflich die Europaͤer nicht ſelten mit einander ſelbſt um-
gehen, und wie barbariſch ſie ihre Matroſen mit Fluchen,
Pruͤgeln und andern Grauſamkeiten behandeln. Dies
alles hat denn die Japaner von Jahr zu Jahr mehr ge-
reitzt, die Handelsfreyheit der Hollaͤnder einzuſchraͤnken,
und ſie ſo genau und ſcharf viſitiren zu laſſen, daß ſie
mit den ausgedachteſten Kniffen kaum im Stande
ſind, Leuten von einer ſo wachſamen Nation die Augen
zu blenden.
Alle dieſe Anſtalten ſollen gleichwohl nur den eigent-
lichen Schleichhandel, nicht aber den Privat-Handel
hindern, ſondern jedermann kann alles, was verkauft wer-
den darf, und wozu ſich Kaͤufer finden, ja ſo gar ſolche
Sachen, die nicht verkauft werden duͤrfen, einbringen,
wofern es nur nicht heimlich geſchieht. Nur mit Suma-
traſchem Kampfer und mit Schildkroͤten-Schalen duͤrfen
Privat-Perſonen nicht handeln, weil das ein ausſchließen-
des Recht der Compagnie iſt. Die Urſache, warum
Particuliers ſolche Waaren, deren Verkauf in oͤffentlicher
Auction nicht verbothen iſt, ſo gern heimlich herein brin-
gen, iſt die, daß ſie fuͤr das, was vermittelſt der Auction
verkauft wird, kein baares Geld bekommen, ſondern an-
dre Waaren zur Bezahlung nehmen muͤſſen. Dieſe be-
ſtehen entweder in Porcellain, oder in lackirten Sachen,
und ſind, weil dergleichen jaͤhrlich mitgebracht werden,
zu Batavia ſo wohlfeil, daß man bisweilen weniger da-
fuͤr bekommt, als man dafuͤr bezahlt hatte. Hingegen
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/55>, abgerufen am 16.02.2025.
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