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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Religion, Sitten, Sprache etc. der Ceyloner.
Wenn man von einer Schlange gebissen wird, so legt
man einen solchen Stein auf die Wunde, bindet ihn
darauf fest, und läßt ihn so lange liegen, bis alle Zwi-
schenräume des Steins mit dem ausgezognen Gifte an-
gefüllt sind. Man sagt, er falle dann von selbst ab,
wie ein Blutigel der sich vollgesogen hat; und wenn
man ihn sodann in süße Milch legt, glaubt man, daß
das Gift wieder heraus ziehe, worauf man den Stein
von neuem auf die Wunde legt, wenn man meint,
daß noch Gift darin sey. Fein geschabt, und in Wein
eingenommen, soll er bey hitzigen- und Faulfiebern
große Heilkräfte äussern. Man erzählte mir, daß es
auch falsche, nachgemachte Schlangensteine gebe, die
gar keine Arzeneykraft haben. Die Kennzeichen der
ächten Schlangensteine sind: daß sie am Gaumen, und,
wenn man warm ist, auch an der Stirn festkleben, und
im Wasser gelegt, nach Verlauf einer kurzen Zeit ver-
schiedne kleine Wasserblasen aufsteigen lassen.

Wie auf der Küste des festen Landes von Ostin-
dien
, so bedient man sich auch auf der Insel Ceylon,
der Blätter der Borassuspalme, bisweilen auch der vom
Talpatbaume (um drauf zu schreiben, wie bereits er-
wähnt) statt Papiers. Die Indier machen nämlich
nicht wie ihre östlicher wohnenden Nachbaren, ihr Pa-
pier aus Baumrinde, sondern schreiben auf Blätter.
Man legt die Blätter jener beiden Arten Palmbäume
zu diesem Ende in Falten wie einen Fächer, und die
hiedurch sich bildenden Streife, bedürfen keiner wei-
tern Bereitung, als daß sie mit einem Messer von
einander getrennt und an den Seiten gerade geschnitten
werden.

Auf diese Blätter-Streife, schreibt man statt der
Feder, mit einem spitzigen eisernen Griffel, mit welchem

Religion, Sitten, Sprache ꝛc. der Ceyloner.
Wenn man von einer Schlange gebiſſen wird, ſo legt
man einen ſolchen Stein auf die Wunde, bindet ihn
darauf feſt, und laͤßt ihn ſo lange liegen, bis alle Zwi-
ſchenraͤume des Steins mit dem ausgezognen Gifte an-
gefuͤllt ſind. Man ſagt, er falle dann von ſelbſt ab,
wie ein Blutigel der ſich vollgeſogen hat; und wenn
man ihn ſodann in ſuͤße Milch legt, glaubt man, daß
das Gift wieder heraus ziehe, worauf man den Stein
von neuem auf die Wunde legt, wenn man meint,
daß noch Gift darin ſey. Fein geſchabt, und in Wein
eingenommen, ſoll er bey hitzigen- und Faulfiebern
große Heilkraͤfte aͤuſſern. Man erzaͤhlte mir, daß es
auch falſche, nachgemachte Schlangenſteine gebe, die
gar keine Arzeneykraft haben. Die Kennzeichen der
aͤchten Schlangenſteine ſind: daß ſie am Gaumen, und,
wenn man warm iſt, auch an der Stirn feſtkleben, und
im Waſſer gelegt, nach Verlauf einer kurzen Zeit ver-
ſchiedne kleine Waſſerblaſen aufſteigen laſſen.

Wie auf der Kuͤſte des feſten Landes von Oſtin-
dien
, ſo bedient man ſich auch auf der Inſel Ceylon,
der Blaͤtter der Boraſſuspalme, bisweilen auch der vom
Talpatbaume (um drauf zu ſchreiben, wie bereits er-
waͤhnt) ſtatt Papiers. Die Indier machen naͤmlich
nicht wie ihre oͤſtlicher wohnenden Nachbaren, ihr Pa-
pier aus Baumrinde, ſondern ſchreiben auf Blaͤtter.
Man legt die Blaͤtter jener beiden Arten Palmbaͤume
zu dieſem Ende in Falten wie einen Faͤcher, und die
hiedurch ſich bildenden Streife, beduͤrfen keiner wei-
tern Bereitung, als daß ſie mit einem Meſſer von
einander getrennt und an den Seiten gerade geſchnitten
werden.

Auf dieſe Blaͤtter-Streife, ſchreibt man ſtatt der
Feder, mit einem ſpitzigen eiſernen Griffel, mit welchem

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[235/0531] Religion, Sitten, Sprache ꝛc. der Ceyloner. Wenn man von einer Schlange gebiſſen wird, ſo legt man einen ſolchen Stein auf die Wunde, bindet ihn darauf feſt, und laͤßt ihn ſo lange liegen, bis alle Zwi- ſchenraͤume des Steins mit dem ausgezognen Gifte an- gefuͤllt ſind. Man ſagt, er falle dann von ſelbſt ab, wie ein Blutigel der ſich vollgeſogen hat; und wenn man ihn ſodann in ſuͤße Milch legt, glaubt man, daß das Gift wieder heraus ziehe, worauf man den Stein von neuem auf die Wunde legt, wenn man meint, daß noch Gift darin ſey. Fein geſchabt, und in Wein eingenommen, ſoll er bey hitzigen- und Faulfiebern große Heilkraͤfte aͤuſſern. Man erzaͤhlte mir, daß es auch falſche, nachgemachte Schlangenſteine gebe, die gar keine Arzeneykraft haben. Die Kennzeichen der aͤchten Schlangenſteine ſind: daß ſie am Gaumen, und, wenn man warm iſt, auch an der Stirn feſtkleben, und im Waſſer gelegt, nach Verlauf einer kurzen Zeit ver- ſchiedne kleine Waſſerblaſen aufſteigen laſſen. Wie auf der Kuͤſte des feſten Landes von Oſtin- dien, ſo bedient man ſich auch auf der Inſel Ceylon, der Blaͤtter der Boraſſuspalme, bisweilen auch der vom Talpatbaume (um drauf zu ſchreiben, wie bereits er- waͤhnt) ſtatt Papiers. Die Indier machen naͤmlich nicht wie ihre oͤſtlicher wohnenden Nachbaren, ihr Pa- pier aus Baumrinde, ſondern ſchreiben auf Blaͤtter. Man legt die Blaͤtter jener beiden Arten Palmbaͤume zu dieſem Ende in Falten wie einen Faͤcher, und die hiedurch ſich bildenden Streife, beduͤrfen keiner wei- tern Bereitung, als daß ſie mit einem Meſſer von einander getrennt und an den Seiten gerade geſchnitten werden. Auf dieſe Blaͤtter-Streife, ſchreibt man ſtatt der Feder, mit einem ſpitzigen eiſernen Griffel, mit welchem

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/531>, abgerufen am 25.11.2024.