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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Vierte Abtheilung. Vierter Abschnitt.
Bäume mit der Frucht zu sehen; da er aber schon das
Jahr vorher geblühet hatte, mußte ich auf das Ver-
gnügen, seine Blumen zu sehen und zu untersuchen,
Verzicht thun.

Der heilige oder Götzenfeigenbaum (Ficus reli-
giosa
) hat seinen Namen davon, daß die Ceyloner ihn
wie einen heiligen Baum ansehen und glauben, der
Gott Budu ruhe unter demselben. Sie hauen daher
solche Bäume nie um. Auch thun sie unter denselben
ihre heiligsten Gelübde und Versprechen. Wenn sie
unter einem solchen Baume einen Eid abgelegt, oder
einen Contract gemacht haben, so ist man sicher, daß
sie ihn halten. Die Holländer nennen ihn Duyvels
boom
(Teufelsbaum), und die Ceyloner Boga.

In Ceylon wachsen übrigens auch verschiedne
schöne und prächtige Blumen, als die Prachtlilie
(Gloriosa), das umgebogne Kolbenmoos (Lycopodium
cernuum
), die Ixore (Ixora) und dergleichen mehr.

Eines merkwürdigen und für die Einwohner über-
aus nützlichen Baums muß ich noch besonders erwäh-
nen, der den Namen Calaminder führt. Dies ist ein
sehr schöner Baum und das Holz ist zu allen Arten Tisch-
lerarbeit vorzüglich brauchbar. Ich habe verschiedne
sehr hübsche und saubere Meublen, als Bureaux,
Stühle, Tische, Sopha, Schränke, Kästchen und
dergleichen in den Häusern der Holländer gesehen, die
von diesem Holze gemacht waren. Gebohnt sind diese
so glatt wie ein Spiegel. Das Holz ist so hart, daß
man es mit scharfen Eisen nicht bearbeiten kann, son-
dern es raspeln und beynahe schleifen muß. Selten
hält auch der Leim fest daran. Das Wort Calaminder
heißt in cingalesischer Sprache schwarz geflammtes Holz,
und dieser Baum wird deswegen so genannt, weil der

Vierte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
Baͤume mit der Frucht zu ſehen; da er aber ſchon das
Jahr vorher gebluͤhet hatte, mußte ich auf das Ver-
gnuͤgen, ſeine Blumen zu ſehen und zu unterſuchen,
Verzicht thun.

Der heilige oder Goͤtzenfeigenbaum (Ficus reli-
gioſa
) hat ſeinen Namen davon, daß die Ceyloner ihn
wie einen heiligen Baum anſehen und glauben, der
Gott Budu ruhe unter demſelben. Sie hauen daher
ſolche Baͤume nie um. Auch thun ſie unter denſelben
ihre heiligſten Geluͤbde und Verſprechen. Wenn ſie
unter einem ſolchen Baume einen Eid abgelegt, oder
einen Contract gemacht haben, ſo iſt man ſicher, daß
ſie ihn halten. Die Hollaͤnder nennen ihn Duyvels
boom
(Teufelsbaum), und die Ceyloner Boga.

In Ceylon wachſen uͤbrigens auch verſchiedne
ſchoͤne und praͤchtige Blumen, als die Prachtlilie
(Glorioſa), das umgebogne Kolbenmoos (Lycopodium
cernuum
), die Ixore (Ixora) und dergleichen mehr.

Eines merkwuͤrdigen und fuͤr die Einwohner uͤber-
aus nuͤtzlichen Baums muß ich noch beſonders erwaͤh-
nen, der den Namen Calaminder fuͤhrt. Dies iſt ein
ſehr ſchoͤner Baum und das Holz iſt zu allen Arten Tiſch-
lerarbeit vorzuͤglich brauchbar. Ich habe verſchiedne
ſehr huͤbſche und ſaubere Meublen, als Bureaux,
Stuͤhle, Tiſche, Sopha, Schraͤnke, Kaͤſtchen und
dergleichen in den Haͤuſern der Hollaͤnder geſehen, die
von dieſem Holze gemacht waren. Gebohnt ſind dieſe
ſo glatt wie ein Spiegel. Das Holz iſt ſo hart, daß
man es mit ſcharfen Eiſen nicht bearbeiten kann, ſon-
dern es raſpeln und beynahe ſchleifen muß. Selten
haͤlt auch der Leim feſt daran. Das Wort Calaminder
heißt in cingaleſiſcher Sprache ſchwarz geflammtes Holz,
und dieſer Baum wird deswegen ſo genannt, weil der

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[212/0508] Vierte Abtheilung. Vierter Abſchnitt. Baͤume mit der Frucht zu ſehen; da er aber ſchon das Jahr vorher gebluͤhet hatte, mußte ich auf das Ver- gnuͤgen, ſeine Blumen zu ſehen und zu unterſuchen, Verzicht thun. Der heilige oder Goͤtzenfeigenbaum (Ficus reli- gioſa) hat ſeinen Namen davon, daß die Ceyloner ihn wie einen heiligen Baum anſehen und glauben, der Gott Budu ruhe unter demſelben. Sie hauen daher ſolche Baͤume nie um. Auch thun ſie unter denſelben ihre heiligſten Geluͤbde und Verſprechen. Wenn ſie unter einem ſolchen Baume einen Eid abgelegt, oder einen Contract gemacht haben, ſo iſt man ſicher, daß ſie ihn halten. Die Hollaͤnder nennen ihn Duyvels boom (Teufelsbaum), und die Ceyloner Boga. In Ceylon wachſen uͤbrigens auch verſchiedne ſchoͤne und praͤchtige Blumen, als die Prachtlilie (Glorioſa), das umgebogne Kolbenmoos (Lycopodium cernuum), die Ixore (Ixora) und dergleichen mehr. Eines merkwuͤrdigen und fuͤr die Einwohner uͤber- aus nuͤtzlichen Baums muß ich noch beſonders erwaͤh- nen, der den Namen Calaminder fuͤhrt. Dies iſt ein ſehr ſchoͤner Baum und das Holz iſt zu allen Arten Tiſch- lerarbeit vorzuͤglich brauchbar. Ich habe verſchiedne ſehr huͤbſche und ſaubere Meublen, als Bureaux, Stuͤhle, Tiſche, Sopha, Schraͤnke, Kaͤſtchen und dergleichen in den Haͤuſern der Hollaͤnder geſehen, die von dieſem Holze gemacht waren. Gebohnt ſind dieſe ſo glatt wie ein Spiegel. Das Holz iſt ſo hart, daß man es mit ſcharfen Eiſen nicht bearbeiten kann, ſon- dern es raſpeln und beynahe ſchleifen muß. Selten haͤlt auch der Leim feſt daran. Das Wort Calaminder heißt in cingaleſiſcher Sprache ſchwarz geflammtes Holz, und dieſer Baum wird deswegen ſo genannt, weil der

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/508>, abgerufen am 22.11.2024.