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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Vierte Abtheilung. Zweyter Abschnitt.

Die so gefangenen Elephanten werden hernach
größtentheils zu Jafnapatnam an die coromandelschen
Fürsten verkauft. Die erste Sorge ist daher, sie aus
der Falle zu führen und zu zähmen. Zu diesem Ende
werden ein oder zwey zahme Elephanten an die Seite
der Oeffnung gestellt, durch welche jeder Elephant allein
herausgelassen, und darauf sogleich mit starken Stricken
neben den zahmen fest angebunden wird, die ihn denn mit
ihren Rüsseln so lange züchtigen, bis er auch zahm wird,
und mit sich nach Gefallen umgehen läßt. Dies geht
oft sehr geschwind, manchmal werden nur einige Tage
dazu erfordert, besonders wenn die wilden zugleich
durch Hunger gebändigt werden. Wenn dies geschehen
ist, werden sie besichtiget und gemessen. Zu dem Ende
werden sie auf einen mit Korallensteinen ganz eben be-
legten Platz gebracht. Das Messen verrichtet ein Mann,
der auf einem zahmen Elephanten reitet, mit einem
Maasstabe, der nach Covidos eingetheilt ist. Drey Co-
vidos sind so viel als zwey Ellen, und gemeiniglich mißt
ein Elephant von der Erde bis zum Schulterblatt zehn
Covidos, das ist ohngefähr vierzehn Fuß. Nach dem
Messen wird der Elephant überall genau besichtigt und
untersucht, und, nächst der Größe auch jeder etwa vorge-
fundene Fehler, Gebrechen oder Schaden, schriftlich ange-
merkt, und der Preis festgesetzt. Im Durchschnitt gilt ein
zahmer Elephant ohngefähr zweyhundert Thaler. Hat er
aber einen Fehler, zum Beyspiel, wenn er den Schwanz
verloren hat, ein Ohr in Stücken gerissen ist, an den
Füßen ein Zehe fehlt, oder was es sonst für ein Schaden
seyn mag, so werden für jeden Fehler, je nachdem er
von mehr oder weniger Belang ist, funfzig, sechzig bis
achtzig Thaler abgerechnet. Da es sehr selten ist, einen

Elephan-
Vierte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.

Die ſo gefangenen Elephanten werden hernach
groͤßtentheils zu Jafnapatnam an die coromandelſchen
Fuͤrſten verkauft. Die erſte Sorge iſt daher, ſie aus
der Falle zu fuͤhren und zu zaͤhmen. Zu dieſem Ende
werden ein oder zwey zahme Elephanten an die Seite
der Oeffnung geſtellt, durch welche jeder Elephant allein
herausgelaſſen, und darauf ſogleich mit ſtarken Stricken
neben den zahmen feſt angebunden wird, die ihn denn mit
ihren Ruͤſſeln ſo lange zuͤchtigen, bis er auch zahm wird,
und mit ſich nach Gefallen umgehen laͤßt. Dies geht
oft ſehr geſchwind, manchmal werden nur einige Tage
dazu erfordert, beſonders wenn die wilden zugleich
durch Hunger gebaͤndigt werden. Wenn dies geſchehen
iſt, werden ſie beſichtiget und gemeſſen. Zu dem Ende
werden ſie auf einen mit Korallenſteinen ganz eben be-
legten Platz gebracht. Das Meſſen verrichtet ein Mann,
der auf einem zahmen Elephanten reitet, mit einem
Maasſtabe, der nach Covidos eingetheilt iſt. Drey Co-
vidos ſind ſo viel als zwey Ellen, und gemeiniglich mißt
ein Elephant von der Erde bis zum Schulterblatt zehn
Covidos, das iſt ohngefaͤhr vierzehn Fuß. Nach dem
Meſſen wird der Elephant uͤberall genau beſichtigt und
unterſucht, und, naͤchſt der Groͤße auch jeder etwa vorge-
fundene Fehler, Gebrechen oder Schaden, ſchriftlich ange-
merkt, und der Preis feſtgeſetzt. Im Durchſchnitt gilt ein
zahmer Elephant ohngefaͤhr zweyhundert Thaler. Hat er
aber einen Fehler, zum Beyſpiel, wenn er den Schwanz
verloren hat, ein Ohr in Stuͤcken geriſſen iſt, an den
Fuͤßen ein Zehe fehlt, oder was es ſonſt fuͤr ein Schaden
ſeyn mag, ſo werden fuͤr jeden Fehler, je nachdem er
von mehr oder weniger Belang iſt, funfzig, ſechzig bis
achtzig Thaler abgerechnet. Da es ſehr ſelten iſt, einen

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[176/0472] Vierte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt. Die ſo gefangenen Elephanten werden hernach groͤßtentheils zu Jafnapatnam an die coromandelſchen Fuͤrſten verkauft. Die erſte Sorge iſt daher, ſie aus der Falle zu fuͤhren und zu zaͤhmen. Zu dieſem Ende werden ein oder zwey zahme Elephanten an die Seite der Oeffnung geſtellt, durch welche jeder Elephant allein herausgelaſſen, und darauf ſogleich mit ſtarken Stricken neben den zahmen feſt angebunden wird, die ihn denn mit ihren Ruͤſſeln ſo lange zuͤchtigen, bis er auch zahm wird, und mit ſich nach Gefallen umgehen laͤßt. Dies geht oft ſehr geſchwind, manchmal werden nur einige Tage dazu erfordert, beſonders wenn die wilden zugleich durch Hunger gebaͤndigt werden. Wenn dies geſchehen iſt, werden ſie beſichtiget und gemeſſen. Zu dem Ende werden ſie auf einen mit Korallenſteinen ganz eben be- legten Platz gebracht. Das Meſſen verrichtet ein Mann, der auf einem zahmen Elephanten reitet, mit einem Maasſtabe, der nach Covidos eingetheilt iſt. Drey Co- vidos ſind ſo viel als zwey Ellen, und gemeiniglich mißt ein Elephant von der Erde bis zum Schulterblatt zehn Covidos, das iſt ohngefaͤhr vierzehn Fuß. Nach dem Meſſen wird der Elephant uͤberall genau beſichtigt und unterſucht, und, naͤchſt der Groͤße auch jeder etwa vorge- fundene Fehler, Gebrechen oder Schaden, ſchriftlich ange- merkt, und der Preis feſtgeſetzt. Im Durchſchnitt gilt ein zahmer Elephant ohngefaͤhr zweyhundert Thaler. Hat er aber einen Fehler, zum Beyſpiel, wenn er den Schwanz verloren hat, ein Ohr in Stuͤcken geriſſen iſt, an den Fuͤßen ein Zehe fehlt, oder was es ſonſt fuͤr ein Schaden ſeyn mag, ſo werden fuͤr jeden Fehler, je nachdem er von mehr oder weniger Belang iſt, funfzig, ſechzig bis achtzig Thaler abgerechnet. Da es ſehr ſelten iſt, einen Elephan-

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/472>, abgerufen am 22.07.2024.