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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

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Dritte Abtheilung. Erster Abschnitt.
willen, ward auch meinem Reisegefährten anbefohlen,
mitzureisen, um diese Gewächse recht kennen zu lernen.

Den 23sten April traten wir zu Pferde die Reise
an, und kamem nach Unarang, wo ein Serjeant mit
ungefehr zwanzig Mann von den Truppen der Com-
pagnie auf Postirung steht.

Tages darauf setzten wir den Weg nach Salatiga
fort; dies ist eine Schanze, mit einer Besatzung von
einigen und zwanzig Mann, über welche ein Fähnrich
den Befehl hat.

Am 26sten ritten wir nach Kopping, einem ja-
vanischen Dorfe, das ganz hoch an einem Berge liegt.
Diese Gegend ist sehr fruchtbar und das Klima kalt und
gesund.

Unter andern Merkwürdigkeiten, welche ich auf
dieser Reise wahrnahm, sah ich, daß die indischen Fei-
genbäume (Ficus indica), welche in den Wäldern wach-
sen, und eine beträchtliche Höhe erreichen, ihre Zweige
so tief herunterhangen lassen, daß sie bis auf die Erde
reichen, daselbst Wurzel schlagen, und in neuen
Stämmen wieder aufschießen, die allmählich ebenfalls
zu großen Bäumen werden. Ein einziger solcher Feigen-
baum formirt also mit seinen eingewurzelten Zweigen,
eine Menge Lauben, und dehnt sich in einem weiten
Umfange aus.

Hier lernte ich auch eine Art Blätter, javanisch
Kamadu genannt, kennen, die wie Brennnesseln bren-
nen, aber weit stärker, oft so stark, daß die Haut sich
entzündet. Sie haben an jeder Ader spitzige Zacken, die
durchsichtig und mit einem Safte angefüllt sind, der
diesen Brand verursacht. Bey näherer Untersuchung
fand ich, daß diese Gattung Nessel noch nicht bekannt
war; ich gab ihr daher den Namen stechende Nessel

Dritte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
willen, ward auch meinem Reiſegefaͤhrten anbefohlen,
mitzureiſen, um dieſe Gewaͤchſe recht kennen zu lernen.

Den 23ſten April traten wir zu Pferde die Reiſe
an, und kamem nach Unarang, wo ein Serjeant mit
ungefehr zwanzig Mann von den Truppen der Com-
pagnie auf Poſtirung ſteht.

Tages darauf ſetzten wir den Weg nach Salatiga
fort; dies iſt eine Schanze, mit einer Beſatzung von
einigen und zwanzig Mann, uͤber welche ein Faͤhnrich
den Befehl hat.

Am 26ſten ritten wir nach Kopping, einem ja-
vaniſchen Dorfe, das ganz hoch an einem Berge liegt.
Dieſe Gegend iſt ſehr fruchtbar und das Klima kalt und
geſund.

Unter andern Merkwuͤrdigkeiten, welche ich auf
dieſer Reiſe wahrnahm, ſah ich, daß die indiſchen Fei-
genbaͤume (Ficus indica), welche in den Waͤldern wach-
ſen, und eine betraͤchtliche Hoͤhe erreichen, ihre Zweige
ſo tief herunterhangen laſſen, daß ſie bis auf die Erde
reichen, daſelbſt Wurzel ſchlagen, und in neuen
Staͤmmen wieder aufſchießen, die allmaͤhlich ebenfalls
zu großen Baͤumen werden. Ein einziger ſolcher Feigen-
baum formirt alſo mit ſeinen eingewurzelten Zweigen,
eine Menge Lauben, und dehnt ſich in einem weiten
Umfange aus.

Hier lernte ich auch eine Art Blaͤtter, javaniſch
Kamadu genannt, kennen, die wie Brennneſſeln bren-
nen, aber weit ſtaͤrker, oft ſo ſtark, daß die Haut ſich
entzuͤndet. Sie haben an jeder Ader ſpitzige Zacken, die
durchſichtig und mit einem Safte angefuͤllt ſind, der
dieſen Brand verurſacht. Bey naͤherer Unterſuchung
fand ich, daß dieſe Gattung Neſſel noch nicht bekannt
war; ich gab ihr daher den Namen ſtechende Neſſel

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[136/0432] Dritte Abtheilung. Erſter Abſchnitt. willen, ward auch meinem Reiſegefaͤhrten anbefohlen, mitzureiſen, um dieſe Gewaͤchſe recht kennen zu lernen. Den 23ſten April traten wir zu Pferde die Reiſe an, und kamem nach Unarang, wo ein Serjeant mit ungefehr zwanzig Mann von den Truppen der Com- pagnie auf Poſtirung ſteht. Tages darauf ſetzten wir den Weg nach Salatiga fort; dies iſt eine Schanze, mit einer Beſatzung von einigen und zwanzig Mann, uͤber welche ein Faͤhnrich den Befehl hat. Am 26ſten ritten wir nach Kopping, einem ja- vaniſchen Dorfe, das ganz hoch an einem Berge liegt. Dieſe Gegend iſt ſehr fruchtbar und das Klima kalt und geſund. Unter andern Merkwuͤrdigkeiten, welche ich auf dieſer Reiſe wahrnahm, ſah ich, daß die indiſchen Fei- genbaͤume (Ficus indica), welche in den Waͤldern wach- ſen, und eine betraͤchtliche Hoͤhe erreichen, ihre Zweige ſo tief herunterhangen laſſen, daß ſie bis auf die Erde reichen, daſelbſt Wurzel ſchlagen, und in neuen Staͤmmen wieder aufſchießen, die allmaͤhlich ebenfalls zu großen Baͤumen werden. Ein einziger ſolcher Feigen- baum formirt alſo mit ſeinen eingewurzelten Zweigen, eine Menge Lauben, und dehnt ſich in einem weiten Umfange aus. Hier lernte ich auch eine Art Blaͤtter, javaniſch Kamadu genannt, kennen, die wie Brennneſſeln bren- nen, aber weit ſtaͤrker, oft ſo ſtark, daß die Haut ſich entzuͤndet. Sie haben an jeder Ader ſpitzige Zacken, die durchſichtig und mit einem Safte angefuͤllt ſind, der dieſen Brand verurſacht. Bey naͤherer Unterſuchung fand ich, daß dieſe Gattung Neſſel noch nicht bekannt war; ich gab ihr daher den Namen ſtechende Neſſel

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/432>, abgerufen am 23.11.2024.