Erste Abtheilung. Reise von Batavia nach Japan, und Aufenthalt im Hafen von Nangasaki, und auf der Insel Dezima.
Der 20. Junius 1775 war es, als ich Batavia ver- ließ, und mich an Bord des Schiffes begab, das mich nach Japan bringen sollte. Dies Schiff war einer von den nach diesem Lande bestimmten Dreydeckern, und führ- te den Nahmen Stavenisse. Die Holländische Ostin- dische Compagnie hat schon seit langer Zeit jährlich nur zwey Schiffe nach Japan geschickt. Die Regierung zu Batavia sucht diese Schiffe aus. Gewöhnlich sind bey- de, wenigstens aber eins, große Dreydecker, und zwar von denen, welche der Provinz Seeland zugehören, weil man die Fahrt von Java nach Japan für eine der aller- gefährlichsten in ganz Ostindien hält. Während dieser Reise war ich auf dem Schiffe als erster Chirurgus an- gestellt. Nach glücklicher Ankunft in Japan, war mei- ne Bestimmung, ein Jahr da zu bleiben, und in der Eigenschaft eines Legations-Medicus den Holländischen Ambassadeur an den Kaiserlichen Hof nach der Haupt- stadt Jedo zu begleiten. Dies war meine Station im Dienste der Compagnie. Außerdem aber hatte ich mich zu Amsterdam anheischig gemacht, für den dasigen me-
Thunbergs Reise. 2. Bandes 1. Theil. A
Erſte Abtheilung. Reiſe von Batavia nach Japan, und Aufenthalt im Hafen von Nangaſaki, und auf der Inſel Dezima.
Der 20. Junius 1775 war es, als ich Batavia ver- ließ, und mich an Bord des Schiffes begab, das mich nach Japan bringen ſollte. Dies Schiff war einer von den nach dieſem Lande beſtimmten Dreydeckern, und fuͤhr- te den Nahmen Staveniſſe. Die Hollaͤndiſche Oſtin- diſche Compagnie hat ſchon ſeit langer Zeit jaͤhrlich nur zwey Schiffe nach Japan geſchickt. Die Regierung zu Batavia ſucht dieſe Schiffe aus. Gewoͤhnlich ſind bey- de, wenigſtens aber eins, große Dreydecker, und zwar von denen, welche der Provinz Seeland zugehoͤren, weil man die Fahrt von Java nach Japan fuͤr eine der aller- gefaͤhrlichſten in ganz Oſtindien haͤlt. Waͤhrend dieſer Reiſe war ich auf dem Schiffe als erſter Chirurgus an- geſtellt. Nach gluͤcklicher Ankunft in Japan, war mei- ne Beſtimmung, ein Jahr da zu bleiben, und in der Eigenſchaft eines Legations-Medicus den Hollaͤndiſchen Ambaſſadeur an den Kaiſerlichen Hof nach der Haupt- ſtadt Jedo zu begleiten. Dies war meine Station im Dienſte der Compagnie. Außerdem aber hatte ich mich zu Amſterdam anheiſchig gemacht, fuͤr den daſigen me-
Thunbergs Reiſe. 2. Bandes 1. Theil. A
<TEI><text><body><pbfacs="#f0035"n="[1]"/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Erſte Abtheilung.<lb/>
Reiſe von <placeName>Batavia</placeName> nach <placeName>Japan</placeName>,<lb/>
und Aufenthalt im Hafen von<lb/><placeName>Nangaſaki</placeName>, und auf der Inſel<lb/><placeName>Dezima</placeName></hi>.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>er 20. Junius 1775 war es, als ich <placeName>Batavia</placeName> ver-<lb/>
ließ, und mich an Bord des Schiffes begab, das mich<lb/>
nach <placeName>Japan</placeName> bringen ſollte. Dies Schiff war einer von<lb/>
den nach dieſem Lande beſtimmten Dreydeckern, und fuͤhr-<lb/>
te den Nahmen Staveniſſe. Die Hollaͤndiſche Oſtin-<lb/>
diſche Compagnie hat ſchon ſeit langer Zeit jaͤhrlich nur<lb/>
zwey Schiffe nach <placeName>Japan</placeName> geſchickt. Die Regierung zu<lb/><placeName>Batavia</placeName>ſucht dieſe Schiffe aus. Gewoͤhnlich ſind bey-<lb/>
de, wenigſtens aber eins, große Dreydecker, und zwar<lb/>
von denen, welche der Provinz <placeName>Seeland</placeName> zugehoͤren, weil<lb/>
man die Fahrt von <placeName>Java</placeName> nach <placeName>Japan</placeName> fuͤr eine der aller-<lb/>
gefaͤhrlichſten in ganz <placeName>Oſtindien</placeName> haͤlt. Waͤhrend dieſer<lb/>
Reiſe war ich auf dem Schiffe als erſter Chirurgus an-<lb/>
geſtellt. Nach gluͤcklicher Ankunft in <placeName>Japan</placeName>, war mei-<lb/>
ne Beſtimmung, ein Jahr da zu bleiben, und in der<lb/>
Eigenſchaft eines Legations-Medicus den Hollaͤndiſchen<lb/>
Ambaſſadeur an den Kaiſerlichen Hof nach der Haupt-<lb/>ſtadt <placeName>Jedo</placeName> zu begleiten. Dies war meine Station im<lb/>
Dienſte der Compagnie. Außerdem aber hatte ich mich<lb/>
zu <placeName>Amſterdam</placeName> anheiſchig gemacht, fuͤr den daſigen me-<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Thunbergs</hi> Reiſe. 2. Bandes 1. Theil. A</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[[1]/0035]
Erſte Abtheilung.
Reiſe von Batavia nach Japan,
und Aufenthalt im Hafen von
Nangaſaki, und auf der Inſel
Dezima.
Der 20. Junius 1775 war es, als ich Batavia ver-
ließ, und mich an Bord des Schiffes begab, das mich
nach Japan bringen ſollte. Dies Schiff war einer von
den nach dieſem Lande beſtimmten Dreydeckern, und fuͤhr-
te den Nahmen Staveniſſe. Die Hollaͤndiſche Oſtin-
diſche Compagnie hat ſchon ſeit langer Zeit jaͤhrlich nur
zwey Schiffe nach Japan geſchickt. Die Regierung zu
Batavia ſucht dieſe Schiffe aus. Gewoͤhnlich ſind bey-
de, wenigſtens aber eins, große Dreydecker, und zwar
von denen, welche der Provinz Seeland zugehoͤren, weil
man die Fahrt von Java nach Japan fuͤr eine der aller-
gefaͤhrlichſten in ganz Oſtindien haͤlt. Waͤhrend dieſer
Reiſe war ich auf dem Schiffe als erſter Chirurgus an-
geſtellt. Nach gluͤcklicher Ankunft in Japan, war mei-
ne Beſtimmung, ein Jahr da zu bleiben, und in der
Eigenſchaft eines Legations-Medicus den Hollaͤndiſchen
Ambaſſadeur an den Kaiſerlichen Hof nach der Haupt-
ſtadt Jedo zu begleiten. Dies war meine Station im
Dienſte der Compagnie. Außerdem aber hatte ich mich
zu Amſterdam anheiſchig gemacht, fuͤr den daſigen me-
Thunbergs Reiſe. 2. Bandes 1. Theil. A
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/35>, abgerufen am 03.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.