Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.Erste Abtheilung. Erster Abschnitt. Alle diese Fürsten sind schuldig, jährlich eine Reisenach Hofe zu machen, sich daselbst sechs Monath lang aufzuhalten, und ihre ganze Familie, zum Unterpfande ihrer Treue dort allezeit wohnen zu lassen. Im ersten Theile dieses Bandes habe ich Gelegenheit gehabt, die- ser Reisen umständlicher zu erwähnen. Der Fürst selbst residirt in der ihm anvertraueten Provinz, und ist dem Kaiser, in Rücksicht auf seine Provinz sowohl, als auf sein persönliches Thun und Lassen verantwortlich. Ihm ge- hören die sämmtlichen Einkünfte aus seiner Provinz; davon muß er aber auch seinen Hof, seine Kriegs- macht, die Landstraßen und dergleichen unterhalten, und seine jährliche Hofreise, mit einem der Größe und Be- trächtlichkeit seines Gouvernements angemeßnen Staat und Prunk, bestreiten, desgleichen ansehnliche Geschenke mit nach Hose bringen. Die Städte, wo solche Für- sten ihre Hofhaltung haben, sind meistens von bedeu- tender Größe, liegen an einem Hafen oder großen Flusse, und sind mit Wall und Graben umgeben. Das Schloß des Fürsten liegt gewöhnlich an einem Ende der Stadt; es ist von weitläuftigem Umfange, von Mauern und Gräben eingeschlossen, mit starken Thoren versehen, und mit hohen Thürmen geziert. Gemeiniglich besteht es, wie das Schloß des Kaisers zu Jedo, aus drey Abtheilungen, deren jede für sich gut befestigt, und wovon die innerste für den Fürsten selbst; die zweyte für den vornehmern Hofstaat, und die erste, oder äussere, für das Militair und die gerin- gern Hofbedienten ist. In Ansehung des Schlosses und Hofes des welt- Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt. Alle dieſe Fuͤrſten ſind ſchuldig, jaͤhrlich eine Reiſenach Hofe zu machen, ſich daſelbſt ſechs Monath lang aufzuhalten, und ihre ganze Familie, zum Unterpfande ihrer Treue dort allezeit wohnen zu laſſen. Im erſten Theile dieſes Bandes habe ich Gelegenheit gehabt, die- ſer Reiſen umſtaͤndlicher zu erwaͤhnen. Der Fuͤrſt ſelbſt reſidirt in der ihm anvertraueten Provinz, und iſt dem Kaiſer, in Ruͤckſicht auf ſeine Provinz ſowohl, als auf ſein perſoͤnliches Thun und Laſſen verantwortlich. Ihm ge- hoͤren die ſaͤmmtlichen Einkuͤnfte aus ſeiner Provinz; davon muß er aber auch ſeinen Hof, ſeine Kriegs- macht, die Landſtraßen und dergleichen unterhalten, und ſeine jaͤhrliche Hofreiſe, mit einem der Groͤße und Be- traͤchtlichkeit ſeines Gouvernements angemeßnen Staat und Prunk, beſtreiten, desgleichen anſehnliche Geſchenke mit nach Hoſe bringen. Die Staͤdte, wo ſolche Fuͤr- ſten ihre Hofhaltung haben, ſind meiſtens von bedeu- tender Groͤße, liegen an einem Hafen oder großen Fluſſe, und ſind mit Wall und Graben umgeben. Das Schloß des Fuͤrſten liegt gewoͤhnlich an einem Ende der Stadt; es iſt von weitlaͤuftigem Umfange, von Mauern und Graͤben eingeſchloſſen, mit ſtarken Thoren verſehen, und mit hohen Thuͤrmen geziert. Gemeiniglich beſteht es, wie das Schloß des Kaiſers zu Jedo, aus drey Abtheilungen, deren jede fuͤr ſich gut befeſtigt, und wovon die innerſte fuͤr den Fuͤrſten ſelbſt; die zweyte fuͤr den vornehmern Hofſtaat, und die erſte, oder aͤuſſere, fuͤr das Militair und die gerin- gern Hofbedienten iſt. In Anſehung des Schloſſes und Hofes des welt- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0292" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.</hi></fw><lb/> Alle dieſe Fuͤrſten ſind ſchuldig, jaͤhrlich eine Reiſe<lb/> nach Hofe zu machen, ſich daſelbſt ſechs Monath lang<lb/> aufzuhalten, und ihre ganze Familie, zum Unterpfande<lb/> ihrer Treue dort allezeit wohnen zu laſſen. Im erſten<lb/> Theile dieſes Bandes habe ich Gelegenheit gehabt, die-<lb/> ſer Reiſen umſtaͤndlicher zu erwaͤhnen. 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Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
Alle dieſe Fuͤrſten ſind ſchuldig, jaͤhrlich eine Reiſe
nach Hofe zu machen, ſich daſelbſt ſechs Monath lang
aufzuhalten, und ihre ganze Familie, zum Unterpfande
ihrer Treue dort allezeit wohnen zu laſſen. Im erſten
Theile dieſes Bandes habe ich Gelegenheit gehabt, die-
ſer Reiſen umſtaͤndlicher zu erwaͤhnen. Der Fuͤrſt ſelbſt
reſidirt in der ihm anvertraueten Provinz, und iſt dem
Kaiſer, in Ruͤckſicht auf ſeine Provinz ſowohl, als auf ſein
perſoͤnliches Thun und Laſſen verantwortlich. Ihm ge-
hoͤren die ſaͤmmtlichen Einkuͤnfte aus ſeiner Provinz;
davon muß er aber auch ſeinen Hof, ſeine Kriegs-
macht, die Landſtraßen und dergleichen unterhalten,
und ſeine jaͤhrliche Hofreiſe, mit einem der Groͤße und Be-
traͤchtlichkeit ſeines Gouvernements angemeßnen Staat
und Prunk, beſtreiten, desgleichen anſehnliche Geſchenke
mit nach Hoſe bringen. Die Staͤdte, wo ſolche Fuͤr-
ſten ihre Hofhaltung haben, ſind meiſtens von bedeu-
tender Groͤße, liegen an einem Hafen oder großen
Fluſſe, und ſind mit Wall und Graben umgeben.
Das Schloß des Fuͤrſten liegt gewoͤhnlich an einem
Ende der Stadt; es iſt von weitlaͤuftigem Umfange,
von Mauern und Graͤben eingeſchloſſen, mit ſtarken
Thoren verſehen, und mit hohen Thuͤrmen geziert.
Gemeiniglich beſteht es, wie das Schloß des Kaiſers
zu Jedo, aus drey Abtheilungen, deren jede fuͤr ſich
gut befeſtigt, und wovon die innerſte fuͤr den Fuͤrſten
ſelbſt; die zweyte fuͤr den vornehmern Hofſtaat, und
die erſte, oder aͤuſſere, fuͤr das Militair und die gerin-
gern Hofbedienten iſt.
In Anſehung des Schloſſes und Hofes des welt-
lichen Kaiſers verweiſe ich auf dasjenige, was ich bey
Gelegenheit meines Aufenthalts in Jedo davon ge-
ſagt habe.
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