wieder der vorigen Herbergen, so wohl zum Mittagsessen, als zum Nachtlager. Nur selten richteten wir es an- ders ein.
Zu Totska kauften wir verschiedne schöne, obwohl kleine, flache Kasten mit Conchylien, die sehr sauber und zierlich auf gekratzte Baumwolle gelegt waren. Derglei- chen kaufen die Holländer hier zu Lande sehr viele auf, entweder um sie hernach mit Vortheil wieder zu verkau- fen, oder sie als Seltenheiten aus einem so entfernten Reiche ihren Freunden und Verwandten in Europa zu- zuschicken. Die Conchylien waren alle mit Reißleim an die Baumwolle befestigt, damit sie nicht abfallen sollten. Ich pflückte aber doch alle die darunter aus, die bisher in Europa unbekannt, oder sehr selten waren, und die jetzt in der Sammlung der Universität zu Upsala aufbe- wahrt werden.
Unterweges besahen wir einen Fichtenbaum (Pi- nus sylvestris), dessen Zweige sich horizontal ausgebrei- tet hatten, und gleichsam ein Laubendach formirten, dar- unter man spatzieren gehen konnte. Aehnliche Fichten hatte ich zwar vorher schon an verschiednen Oertern gese- hen, aber keine von so großem Umfange, als diese, deren Zweige sich über zwanzig Schritt in die Länge ausbreiteten, und von untergesetzten Pfählen unter- stützt wurden.
Den 27. May reiseten wir über das hohe Gebirge Fakonie, wo es uns eben so, als auf der Hinreise erging. Zu Fakonie aßen wir zu Mittag, bekamen und bezahlten, was wir vorher da bestellt hatten, und zogen darauf das Gebirge auf der andern Seite hinab.
Zu Misima sah ich eine Art Vanille (Epidendrum monile), ein parasitisches Gewächs, das die Wurzeln nicht in die Erde treibt, in Bündel gebunden, und drau-
Vierte Abtheilung.
wieder der vorigen Herbergen, ſo wohl zum Mittagseſſen, als zum Nachtlager. Nur ſelten richteten wir es an- ders ein.
Zu Totſka kauften wir verſchiedne ſchoͤne, obwohl kleine, flache Kaſten mit Conchylien, die ſehr ſauber und zierlich auf gekratzte Baumwolle gelegt waren. Derglei- chen kaufen die Hollaͤnder hier zu Lande ſehr viele auf, entweder um ſie hernach mit Vortheil wieder zu verkau- fen, oder ſie als Seltenheiten aus einem ſo entfernten Reiche ihren Freunden und Verwandten in Europa zu- zuſchicken. Die Conchylien waren alle mit Reißleim an die Baumwolle befeſtigt, damit ſie nicht abfallen ſollten. Ich pfluͤckte aber doch alle die darunter aus, die bisher in Europa unbekannt, oder ſehr ſelten waren, und die jetzt in der Sammlung der Univerſitaͤt zu Upſala aufbe- wahrt werden.
Unterweges beſahen wir einen Fichtenbaum (Pi- nus ſylveſtris), deſſen Zweige ſich horizontal ausgebrei- tet hatten, und gleichſam ein Laubendach formirten, dar- unter man ſpatzieren gehen konnte. Aehnliche Fichten hatte ich zwar vorher ſchon an verſchiednen Oertern geſe- hen, aber keine von ſo großem Umfange, als dieſe, deren Zweige ſich uͤber zwanzig Schritt in die Laͤnge ausbreiteten, und von untergeſetzten Pfaͤhlen unter- ſtuͤtzt wurden.
Den 27. May reiſeten wir uͤber das hohe Gebirge Fakonie, wo es uns eben ſo, als auf der Hinreiſe erging. Zu Fakonie aßen wir zu Mittag, bekamen und bezahlten, was wir vorher da beſtellt hatten, und zogen darauf das Gebirge auf der andern Seite hinab.
Zu Miſima ſah ich eine Art Vanille (Epidendrum monile), ein paraſitiſches Gewaͤchs, das die Wurzeln nicht in die Erde treibt, in Buͤndel gebunden, und drau-
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Vierte Abtheilung.
wieder der vorigen Herbergen, ſo wohl zum Mittagseſſen,
als zum Nachtlager. Nur ſelten richteten wir es an-
ders ein.
Zu Totſka kauften wir verſchiedne ſchoͤne, obwohl
kleine, flache Kaſten mit Conchylien, die ſehr ſauber und
zierlich auf gekratzte Baumwolle gelegt waren. Derglei-
chen kaufen die Hollaͤnder hier zu Lande ſehr viele auf,
entweder um ſie hernach mit Vortheil wieder zu verkau-
fen, oder ſie als Seltenheiten aus einem ſo entfernten
Reiche ihren Freunden und Verwandten in Europa zu-
zuſchicken. Die Conchylien waren alle mit Reißleim an
die Baumwolle befeſtigt, damit ſie nicht abfallen ſollten.
Ich pfluͤckte aber doch alle die darunter aus, die bisher
in Europa unbekannt, oder ſehr ſelten waren, und die
jetzt in der Sammlung der Univerſitaͤt zu Upſala aufbe-
wahrt werden.
Unterweges beſahen wir einen Fichtenbaum (Pi-
nus ſylveſtris), deſſen Zweige ſich horizontal ausgebrei-
tet hatten, und gleichſam ein Laubendach formirten, dar-
unter man ſpatzieren gehen konnte. Aehnliche Fichten
hatte ich zwar vorher ſchon an verſchiednen Oertern geſe-
hen, aber keine von ſo großem Umfange, als dieſe,
deren Zweige ſich uͤber zwanzig Schritt in die Laͤnge
ausbreiteten, und von untergeſetzten Pfaͤhlen unter-
ſtuͤtzt wurden.
Den 27. May reiſeten wir uͤber das hohe Gebirge
Fakonie, wo es uns eben ſo, als auf der Hinreiſe erging.
Zu Fakonie aßen wir zu Mittag, bekamen und bezahlten,
was wir vorher da beſtellt hatten, und zogen darauf das
Gebirge auf der andern Seite hinab.
Zu Miſima ſah ich eine Art Vanille (Epidendrum
monile), ein paraſitiſches Gewaͤchs, das die Wurzeln
nicht in die Erde treibt, in Buͤndel gebunden, und drau-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/156>, abgerufen am 23.11.2024.
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