wohl hier als auf der ganzen Reise wurden wir in die hin- tern Zimmer des Hauses, welches hier zu Lande den schön- sten und vornehmsten Theil desselben ausmacht, quartiert. Eben so bemerke ich hier ein für allemahl, daß, da die Japaner in ihrem ganzen Hause gar keine Meublen, mit- hin auch keine Bettstellen haben, unsre Matratzen und Betten auf den Fußboden, der allezeit mit dicken Stroh- matten bedeckt ist, gelegt wurden. Die Japaner von unserm Gefolge lagen des Nachts eben so auf dem Fuß- boden, hatten aber keine Kopfkissen, sondern statt deren ein längliches Stück lackirtes Holz, das sie unter den Kopf legten. Einem alten Herkommen gemäß bekam hier der vom Statthalter zu Nangasaki zu unserer Auf- wartung mitgegebene Diener ein Trinkgeld von ein Thail, fünf Mas, oder ungefähr ein und einen halben Thaler.
Unter andern in diesen Gegenden häufig anzutref- fenden Bäumen und Gewächsen, als: der gemeinen Fichte (Pinus sylvestris), dem Indianischen Felsenkraute (Aza- lea Indica), der Indianischen Wucherblume (Chrysan- themum Indicum), fand ich hier auch einen Baum, der den Nahmen Aukuba führt, und einen andern, den man Nandina nennt, und von welchen beyden man glaubt, daß sie dem Hause Glück bringen.
Gegen Abend fuhren wir mit einer Jacht drey Mei- len weit über den Meerbusen nach Simonoseki, wo wir in einem Wirthshause übernachteten.
Zwischen diesem Orte und Kokura liegt eine nie- drige längliche Klippe, die bey flachem Wasser und zur Zeit der Ebbe nur ein wenig über das Wasser hervor steht, von der Fluth aber ganz bedeckt wird. Man erzählt, an dieser Klippe sey ein Fahrzeug, das den Kaiser Taiko übersetzen sollen, gescheitert und verunglückt; der Kaiser sey zwar gerettet worden, der Schiffer aber habe sich
Zweyte Abtheilung. Reiſe von Dezima
wohl hier als auf der ganzen Reiſe wurden wir in die hin- tern Zimmer des Hauſes, welches hier zu Lande den ſchoͤn- ſten und vornehmſten Theil deſſelben ausmacht, quartiert. Eben ſo bemerke ich hier ein fuͤr allemahl, daß, da die Japaner in ihrem ganzen Hauſe gar keine Meublen, mit- hin auch keine Bettſtellen haben, unſre Matratzen und Betten auf den Fußboden, der allezeit mit dicken Stroh- matten bedeckt iſt, gelegt wurden. Die Japaner von unſerm Gefolge lagen des Nachts eben ſo auf dem Fuß- boden, hatten aber keine Kopfkiſſen, ſondern ſtatt deren ein laͤngliches Stuͤck lackirtes Holz, das ſie unter den Kopf legten. Einem alten Herkommen gemaͤß bekam hier der vom Statthalter zu Nangaſaki zu unſerer Auf- wartung mitgegebene Diener ein Trinkgeld von ein Thail, fuͤnf Mas, oder ungefaͤhr ein und einen halben Thaler.
Unter andern in dieſen Gegenden haͤufig anzutref- fenden Baͤumen und Gewaͤchſen, als: der gemeinen Fichte (Pinus ſylveſtris), dem Indianiſchen Felſenkraute (Aza- lea Indica), der Indianiſchen Wucherblume (Chryſan- themum Indicum), fand ich hier auch einen Baum, der den Nahmen Aukuba fuͤhrt, und einen andern, den man Nandina nennt, und von welchen beyden man glaubt, daß ſie dem Hauſe Gluͤck bringen.
Gegen Abend fuhren wir mit einer Jacht drey Mei- len weit uͤber den Meerbuſen nach Simonoſeki, wo wir in einem Wirthshauſe uͤbernachteten.
Zwiſchen dieſem Orte und Kokura liegt eine nie- drige laͤngliche Klippe, die bey flachem Waſſer und zur Zeit der Ebbe nur ein wenig uͤber das Waſſer hervor ſteht, von der Fluth aber ganz bedeckt wird. Man erzaͤhlt, an dieſer Klippe ſey ein Fahrzeug, das den Kaiſer Taiko uͤberſetzen ſollen, geſcheitert und verungluͤckt; der Kaiſer ſey zwar gerettet worden, der Schiffer aber habe ſich
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[72/0106]
Zweyte Abtheilung. Reiſe von Dezima
wohl hier als auf der ganzen Reiſe wurden wir in die hin-
tern Zimmer des Hauſes, welches hier zu Lande den ſchoͤn-
ſten und vornehmſten Theil deſſelben ausmacht, quartiert.
Eben ſo bemerke ich hier ein fuͤr allemahl, daß, da die
Japaner in ihrem ganzen Hauſe gar keine Meublen, mit-
hin auch keine Bettſtellen haben, unſre Matratzen und
Betten auf den Fußboden, der allezeit mit dicken Stroh-
matten bedeckt iſt, gelegt wurden. Die Japaner von
unſerm Gefolge lagen des Nachts eben ſo auf dem Fuß-
boden, hatten aber keine Kopfkiſſen, ſondern ſtatt deren
ein laͤngliches Stuͤck lackirtes Holz, das ſie unter den
Kopf legten. Einem alten Herkommen gemaͤß bekam
hier der vom Statthalter zu Nangaſaki zu unſerer Auf-
wartung mitgegebene Diener ein Trinkgeld von ein Thail,
fuͤnf Mas, oder ungefaͤhr ein und einen halben Thaler.
Unter andern in dieſen Gegenden haͤufig anzutref-
fenden Baͤumen und Gewaͤchſen, als: der gemeinen Fichte
(Pinus ſylveſtris), dem Indianiſchen Felſenkraute (Aza-
lea Indica), der Indianiſchen Wucherblume (Chryſan-
themum Indicum), fand ich hier auch einen Baum,
der den Nahmen Aukuba fuͤhrt, und einen andern, den
man Nandina nennt, und von welchen beyden man glaubt,
daß ſie dem Hauſe Gluͤck bringen.
Gegen Abend fuhren wir mit einer Jacht drey Mei-
len weit uͤber den Meerbuſen nach Simonoſeki, wo wir
in einem Wirthshauſe uͤbernachteten.
Zwiſchen dieſem Orte und Kokura liegt eine nie-
drige laͤngliche Klippe, die bey flachem Waſſer und zur
Zeit der Ebbe nur ein wenig uͤber das Waſſer hervor ſteht,
von der Fluth aber ganz bedeckt wird. Man erzaͤhlt, an
dieſer Klippe ſey ein Fahrzeug, das den Kaiſer Taiko
uͤberſetzen ſollen, geſcheitert und verungluͤckt; der Kaiſer
ſey zwar gerettet worden, der Schiffer aber habe ſich
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/106>, abgerufen am 23.07.2024.
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