Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Erste Abtheilung. Sechster Abschnitt.
zu verwahren. Ein Matrose, der mehr Kleidungs-
stücke, um damit abzuwechseln, nöthig hat, bekommt
eine Lade, die zweymahl so groß ist. Den Officieren
werden eine oder mehrere große Laden, und überdem ein
Flaschenkeller, einige Körbe und eine Biertonne zuge-
standen; die mehreren Laden und Körbe, nicht nur um
Gepäcke und Lebensmittel zu verwahren, sondern auch um
Waaren einzupacken, wiewohl sie gewöhnlich außerdem
Mittel und Wege wissen, Proviant und besondre Koffer
an Bord zu bekommen und mitzunehmen. Auf jedem
Schiffe werden über hundert Matrosen und zwey bis
dreyhundert Soldaten angenommen. Einen oder zwey
Tage vorher, ehe die Mannschaft zu Schiffe gehen soll,
wird in allen Gassen getrommelt, und dadurch das Zei-
chen gegeben, daß jedermann sich beym Schiffe einzu-
finden hat, um an Bord gebracht zu werden. Wohnt
gerade einer von den Officieren in der Straße, so er-
weiset man ihm die Ehre, lange und sehr laut vor seiner
Hausthüre zu trommeln: eine Ehre, die ihm allezeit
einige Gulden kostet, und eine Menge Volks um sein
Haus versammelt.

Der 10. December 1771 war der Tag meiner
Abfahrt von Amsterdam. Ich fuhr mit dem Directeur
Beaumont in der Jacht der Ostindischen Compagnie nach
dem Texel, wo die Schiffe nach verschiednen Orten in
Ostindien segelfertig lagen, und nur auf die Musterung
und auf guten Wind warteten. Mit Empfehlungs-
briefen an den Gouverneur auf dem Cap, Ryk Tul-
bagh
, war ich vom Herrn Rheede von Oudshorn, der
gegen Ostern als Vice-Gouverneur eben dahin abreisen
sollte, wie auch vom Bürgermeister Temmink, reichlich
versehen. Eben so hatte mir Professor Burmannus und
dessen Schwiegermutter an den Polizey-Rath Berg

Erſte Abtheilung. Sechster Abſchnitt.
zu verwahren. Ein Matroſe, der mehr Kleidungs-
ſtuͤcke, um damit abzuwechſeln, noͤthig hat, bekommt
eine Lade, die zweymahl ſo groß iſt. Den Officieren
werden eine oder mehrere große Laden, und uͤberdem ein
Flaſchenkeller, einige Koͤrbe und eine Biertonne zuge-
ſtanden; die mehreren Laden und Koͤrbe, nicht nur um
Gepaͤcke und Lebensmittel zu verwahren, ſondern auch um
Waaren einzupacken, wiewohl ſie gewoͤhnlich außerdem
Mittel und Wege wiſſen, Proviant und beſondre Koffer
an Bord zu bekommen und mitzunehmen. Auf jedem
Schiffe werden uͤber hundert Matroſen und zwey bis
dreyhundert Soldaten angenommen. Einen oder zwey
Tage vorher, ehe die Mannſchaft zu Schiffe gehen ſoll,
wird in allen Gaſſen getrommelt, und dadurch das Zei-
chen gegeben, daß jedermann ſich beym Schiffe einzu-
finden hat, um an Bord gebracht zu werden. Wohnt
gerade einer von den Officieren in der Straße, ſo er-
weiſet man ihm die Ehre, lange und ſehr laut vor ſeiner
Hausthuͤre zu trommeln: eine Ehre, die ihm allezeit
einige Gulden koſtet, und eine Menge Volks um ſein
Haus verſammelt.

Der 10. December 1771 war der Tag meiner
Abfahrt von Amſterdam. Ich fuhr mit dem Directeur
Beaumont in der Jacht der Oſtindiſchen Compagnie nach
dem Texel, wo die Schiffe nach verſchiednen Orten in
Oſtindien ſegelfertig lagen, und nur auf die Muſterung
und auf guten Wind warteten. Mit Empfehlungs-
briefen an den Gouverneur auf dem Cap, Ryk Tul-
bagh
, war ich vom Herrn Rheede von Oudshorn, der
gegen Oſtern als Vice-Gouverneur eben dahin abreiſen
ſollte, wie auch vom Buͤrgermeiſter Temmink, reichlich
verſehen. Eben ſo hatte mir Profeſſor Burmannus und
deſſen Schwiegermutter an den Polizey-Rath Berg

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0096" n="68"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;te Abtheilung. Sechster Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
zu verwahren. Ein Matro&#x017F;e, der mehr Kleidungs-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;cke, um damit abzuwech&#x017F;eln, no&#x0364;thig hat, bekommt<lb/>
eine Lade, die zweymahl &#x017F;o groß i&#x017F;t. Den Officieren<lb/>
werden eine oder mehrere große Laden, und u&#x0364;berdem ein<lb/>
Fla&#x017F;chenkeller, einige Ko&#x0364;rbe und eine Biertonne zuge-<lb/>
&#x017F;tanden; die mehreren Laden und Ko&#x0364;rbe, nicht nur um<lb/>
Gepa&#x0364;cke und Lebensmittel zu verwahren, &#x017F;ondern auch um<lb/>
Waaren einzupacken, wiewohl &#x017F;ie gewo&#x0364;hnlich außerdem<lb/>
Mittel und Wege wi&#x017F;&#x017F;en, Proviant und be&#x017F;ondre Koffer<lb/>
an Bord zu bekommen und mitzunehmen. Auf jedem<lb/>
Schiffe werden u&#x0364;ber hundert Matro&#x017F;en und zwey bis<lb/>
dreyhundert Soldaten angenommen. Einen oder zwey<lb/>
Tage vorher, ehe die Mann&#x017F;chaft zu Schiffe gehen &#x017F;oll,<lb/>
wird in allen Ga&#x017F;&#x017F;en getrommelt, und dadurch das Zei-<lb/>
chen gegeben, daß jedermann &#x017F;ich beym Schiffe einzu-<lb/>
finden hat, um an Bord gebracht zu werden. Wohnt<lb/>
gerade einer von den Officieren in der Straße, &#x017F;o er-<lb/>
wei&#x017F;et man ihm die Ehre, lange und &#x017F;ehr laut vor &#x017F;einer<lb/>
Hausthu&#x0364;re zu trommeln: eine Ehre, die ihm allezeit<lb/>
einige Gulden ko&#x017F;tet, und eine Menge Volks um &#x017F;ein<lb/>
Haus ver&#x017F;ammelt.</p><lb/>
          <p>Der 10. December 1771 war der Tag meiner<lb/>
Abfahrt von <placeName>Am&#x017F;terdam</placeName>. Ich fuhr mit dem Directeur<lb/><persName>Beaumont</persName> in der Jacht der O&#x017F;tindi&#x017F;chen Compagnie nach<lb/>
dem <placeName>Texel</placeName>, wo die Schiffe nach ver&#x017F;chiednen Orten in<lb/><placeName>O&#x017F;tindien</placeName> &#x017F;egelfertig lagen, und nur auf die Mu&#x017F;terung<lb/>
und auf guten Wind warteten. Mit Empfehlungs-<lb/>
briefen an den Gouverneur auf dem <placeName>Cap</placeName>, <persName>Ryk Tul-<lb/>
bagh</persName>, war ich vom Herrn <persName>Rheede von Oudshorn</persName>, der<lb/>
gegen O&#x017F;tern als Vice-Gouverneur eben dahin abrei&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ollte, wie auch vom Bu&#x0364;rgermei&#x017F;ter <persName>Temmink</persName>, reichlich<lb/>
ver&#x017F;ehen. Eben &#x017F;o hatte mir Profe&#x017F;&#x017F;or <persName>Burmannus</persName> und<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Schwiegermutter an den Polizey-Rath <persName>Berg</persName><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0096] Erſte Abtheilung. Sechster Abſchnitt. zu verwahren. Ein Matroſe, der mehr Kleidungs- ſtuͤcke, um damit abzuwechſeln, noͤthig hat, bekommt eine Lade, die zweymahl ſo groß iſt. Den Officieren werden eine oder mehrere große Laden, und uͤberdem ein Flaſchenkeller, einige Koͤrbe und eine Biertonne zuge- ſtanden; die mehreren Laden und Koͤrbe, nicht nur um Gepaͤcke und Lebensmittel zu verwahren, ſondern auch um Waaren einzupacken, wiewohl ſie gewoͤhnlich außerdem Mittel und Wege wiſſen, Proviant und beſondre Koffer an Bord zu bekommen und mitzunehmen. Auf jedem Schiffe werden uͤber hundert Matroſen und zwey bis dreyhundert Soldaten angenommen. Einen oder zwey Tage vorher, ehe die Mannſchaft zu Schiffe gehen ſoll, wird in allen Gaſſen getrommelt, und dadurch das Zei- chen gegeben, daß jedermann ſich beym Schiffe einzu- finden hat, um an Bord gebracht zu werden. Wohnt gerade einer von den Officieren in der Straße, ſo er- weiſet man ihm die Ehre, lange und ſehr laut vor ſeiner Hausthuͤre zu trommeln: eine Ehre, die ihm allezeit einige Gulden koſtet, und eine Menge Volks um ſein Haus verſammelt. Der 10. December 1771 war der Tag meiner Abfahrt von Amſterdam. Ich fuhr mit dem Directeur Beaumont in der Jacht der Oſtindiſchen Compagnie nach dem Texel, wo die Schiffe nach verſchiednen Orten in Oſtindien ſegelfertig lagen, und nur auf die Muſterung und auf guten Wind warteten. Mit Empfehlungs- briefen an den Gouverneur auf dem Cap, Ryk Tul- bagh, war ich vom Herrn Rheede von Oudshorn, der gegen Oſtern als Vice-Gouverneur eben dahin abreiſen ſollte, wie auch vom Buͤrgermeiſter Temmink, reichlich verſehen. Eben ſo hatte mir Profeſſor Burmannus und deſſen Schwiegermutter an den Polizey-Rath Berg

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/96
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/96>, abgerufen am 25.11.2024.