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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Erste Abtheilung. Vierter Abschnitt.
einer Stube. In der untern Etage ist an einer Seite
das anatomische Theater, welches einen großen Saal
ausmacht, und an der andern ein langes Zimmer, mit
drey Reihen allmählig in die Höhe gehenden Bänken,
zum Gebrauch bey den öffentlichen Prüfungen. Als ich
da war, wurde gerade ein solches Examen (Concours)
gehalten. Dies geschieht gewöhnlich vier bis fünfmahl
im Jahre. Der Präses und einige Deputirte als Bey-
sitzer, saßen an einem langen Tische und hatten alle Pa-
pier vor sich liegen, um aufschreiben zu können. Auf
einem andern etwas kleinern lagen anatomische Präpa-
rate. Man war eben mit der Myologie des Pferdes
beschäfftigt. Die Eleven demonstrirten zwey und zwey
um einander, so daß der eine fragte, und der andre ant-
wortete. Zwey wurden als die geschicktesten befunden,
und diese beyden mußten um den Preis loosen. Jeder,
den man aufrief, wurde mit Nahmen genannt. Im
obern Stockwerke ist auch das Cabinett, worin ganz vor-
zügliche Präparate von allerhand Thieren in gläsernen
Schränken und Kasten aufbewahrt werden. In einem
dicht daran stoßenden Gebäude wohnt der Director die-
ser vortrefflichen Anstalt. An der Seite des Gartens ist
eine Schmiede, auch zum Unterrichte der Lernenden, mit
vier Essen. Das Hospital für krankes Vieh ist in ver-
schiedene Ställe abgetheilt, die in zwey langen Reihen
fortgehen. Zum Behufe der Arzneymittel für das Vieh
ist ein kleiner botanischer Garten angelegt, der sogar
eine kleine Orangerie hat. Auch ist eine sehr gute Apo-
theke dabey. Junge Leute, die hier in Pension sind,
bezahlen monathlich zwanzig Livres. Unter verschiednen
Gattungen von Schafen, die ich hier sah, war auch ein
Türkisches, dem das linke Hinterbein abgenommen war,
und das mit einem hölzernen Beine ging.


Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
einer Stube. In der untern Etage iſt an einer Seite
das anatomiſche Theater, welches einen großen Saal
ausmacht, und an der andern ein langes Zimmer, mit
drey Reihen allmaͤhlig in die Hoͤhe gehenden Baͤnken,
zum Gebrauch bey den oͤffentlichen Pruͤfungen. Als ich
da war, wurde gerade ein ſolches Examen (Concours)
gehalten. Dies geſchieht gewoͤhnlich vier bis fuͤnfmahl
im Jahre. Der Praͤſes und einige Deputirte als Bey-
ſitzer, ſaßen an einem langen Tiſche und hatten alle Pa-
pier vor ſich liegen, um aufſchreiben zu koͤnnen. Auf
einem andern etwas kleinern lagen anatomiſche Praͤpa-
rate. Man war eben mit der Myologie des Pferdes
beſchaͤfftigt. Die Eleven demonſtrirten zwey und zwey
um einander, ſo daß der eine fragte, und der andre ant-
wortete. Zwey wurden als die geſchickteſten befunden,
und dieſe beyden mußten um den Preis looſen. Jeder,
den man aufrief, wurde mit Nahmen genannt. Im
obern Stockwerke iſt auch das Cabinett, worin ganz vor-
zuͤgliche Praͤparate von allerhand Thieren in glaͤſernen
Schraͤnken und Kaſten aufbewahrt werden. In einem
dicht daran ſtoßenden Gebaͤude wohnt der Director die-
ſer vortrefflichen Anſtalt. An der Seite des Gartens iſt
eine Schmiede, auch zum Unterrichte der Lernenden, mit
vier Eſſen. Das Hoſpital fuͤr krankes Vieh iſt in ver-
ſchiedene Staͤlle abgetheilt, die in zwey langen Reihen
fortgehen. Zum Behufe der Arzneymittel fuͤr das Vieh
iſt ein kleiner botaniſcher Garten angelegt, der ſogar
eine kleine Orangerie hat. Auch iſt eine ſehr gute Apo-
theke dabey. Junge Leute, die hier in Penſion ſind,
bezahlen monathlich zwanzig Livres. Unter verſchiednen
Gattungen von Schafen, die ich hier ſah, war auch ein
Tuͤrkiſches, dem das linke Hinterbein abgenommen war,
und das mit einem hoͤlzernen Beine ging.


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[56/0084] Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt. einer Stube. In der untern Etage iſt an einer Seite das anatomiſche Theater, welches einen großen Saal ausmacht, und an der andern ein langes Zimmer, mit drey Reihen allmaͤhlig in die Hoͤhe gehenden Baͤnken, zum Gebrauch bey den oͤffentlichen Pruͤfungen. Als ich da war, wurde gerade ein ſolches Examen (Concours) gehalten. Dies geſchieht gewoͤhnlich vier bis fuͤnfmahl im Jahre. Der Praͤſes und einige Deputirte als Bey- ſitzer, ſaßen an einem langen Tiſche und hatten alle Pa- pier vor ſich liegen, um aufſchreiben zu koͤnnen. Auf einem andern etwas kleinern lagen anatomiſche Praͤpa- rate. Man war eben mit der Myologie des Pferdes beſchaͤfftigt. Die Eleven demonſtrirten zwey und zwey um einander, ſo daß der eine fragte, und der andre ant- wortete. Zwey wurden als die geſchickteſten befunden, und dieſe beyden mußten um den Preis looſen. Jeder, den man aufrief, wurde mit Nahmen genannt. Im obern Stockwerke iſt auch das Cabinett, worin ganz vor- zuͤgliche Praͤparate von allerhand Thieren in glaͤſernen Schraͤnken und Kaſten aufbewahrt werden. In einem dicht daran ſtoßenden Gebaͤude wohnt der Director die- ſer vortrefflichen Anſtalt. An der Seite des Gartens iſt eine Schmiede, auch zum Unterrichte der Lernenden, mit vier Eſſen. Das Hoſpital fuͤr krankes Vieh iſt in ver- ſchiedene Staͤlle abgetheilt, die in zwey langen Reihen fortgehen. Zum Behufe der Arzneymittel fuͤr das Vieh iſt ein kleiner botaniſcher Garten angelegt, der ſogar eine kleine Orangerie hat. Auch iſt eine ſehr gute Apo- theke dabey. Junge Leute, die hier in Penſion ſind, bezahlen monathlich zwanzig Livres. Unter verſchiednen Gattungen von Schafen, die ich hier ſah, war auch ein Tuͤrkiſches, dem das linke Hinterbein abgenommen war, und das mit einem hoͤlzernen Beine ging.

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/84>, abgerufen am 23.11.2024.