und meinen Nahmen meldete er unverzüglich dem Polizey- Lieutenant.
Unter meinen Landsleuten besuchte ich darauf zuerst Herrn Hesseen, welcher so gefällig war, mir manche nöthi- ge und nützliche Nachrichten zu geben. Noch am selbigen Tage verfügte ich mich nach dem schönen und vortrefflichen Hospitale, la Charite. Bald begab ich mich auch in Ge- sellschaft meines Wirths nach dem großen Hospitale, Ho- tel-Dieu. Dies ist der Ort, den ich hernach täglich be- suchte, und wo man allezeit Gelegenheit hat, etwas zu lernen, es betreffe die vielfältigen chirurgischen Opera- tionen, welche da vorgenommen werden, oder die Pflege und Wartung der Kranken. Nicht lange nach meiner Ankunft stiftete ich auch mit zwey andern Landsleuten, die sich hier aufhielten, um sich in der Wundarzneykunst zu vervollkommnen, Bekanntschaft: mit den Herren Ru- dolph und Lücke. Da wir eine und dieselbe Wissenschaft trieben, war dieser Umgang für mich so viel nützlicher. Denn weil sie schon einige Zeit in Paris gewesen waren, erhielt ich von ihnen ohne Mühe viele Nachrichten und Addressen. Sonst kann ein Fremder in dieser weitläuf- tigen Stadt lange verweilen, ehe er nach und nach alle Gelegenheiten, die man hier findet, um in seiner Wissen- schaft weiter fortzuschreiten, kennen und schätzen lernt. Sie erboten sich, mich nach den beyden oben genannten Hospitälern zu begleiten. Als sie hörten, ich sey schon da gewesen, bezeigten sie ihre Verwunderung darüber, daß ich, nach einer Anwesenheit von kaum vier und zwanzig Stunden, nicht nur diese Hospitäler, sondern auch man- ches andre schon gesehen hatte. Sie schlossen hieraus, ich würde nicht ermangeln, für das Geld, welches ich in Paris zu verzehren gedächte, mir den möglichsten Vor- theil in meinem Fache zu verschaffen.
Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
und meinen Nahmen meldete er unverzuͤglich dem Polizey- Lieutenant.
Unter meinen Landsleuten beſuchte ich darauf zuerſt Herrn Heſſeen, welcher ſo gefaͤllig war, mir manche noͤthi- ge und nuͤtzliche Nachrichten zu geben. Noch am ſelbigen Tage verfuͤgte ich mich nach dem ſchoͤnen und vortrefflichen Hoſpitale, la Charité. Bald begab ich mich auch in Ge- ſellſchaft meines Wirths nach dem großen Hoſpitale, Ho- tel-Dieu. Dies iſt der Ort, den ich hernach taͤglich be- ſuchte, und wo man allezeit Gelegenheit hat, etwas zu lernen, es betreffe die vielfaͤltigen chirurgiſchen Opera- tionen, welche da vorgenommen werden, oder die Pflege und Wartung der Kranken. Nicht lange nach meiner Ankunft ſtiftete ich auch mit zwey andern Landsleuten, die ſich hier aufhielten, um ſich in der Wundarzneykunſt zu vervollkommnen, Bekanntſchaft: mit den Herren Ru- dolph und Luͤcke. Da wir eine und dieſelbe Wiſſenſchaft trieben, war dieſer Umgang fuͤr mich ſo viel nuͤtzlicher. Denn weil ſie ſchon einige Zeit in Paris geweſen waren, erhielt ich von ihnen ohne Muͤhe viele Nachrichten und Addreſſen. Sonſt kann ein Fremder in dieſer weitlaͤuf- tigen Stadt lange verweilen, ehe er nach und nach alle Gelegenheiten, die man hier findet, um in ſeiner Wiſſen- ſchaft weiter fortzuſchreiten, kennen und ſchaͤtzen lernt. Sie erboten ſich, mich nach den beyden oben genannten Hoſpitaͤlern zu begleiten. Als ſie hoͤrten, ich ſey ſchon da geweſen, bezeigten ſie ihre Verwunderung daruͤber, daß ich, nach einer Anweſenheit von kaum vier und zwanzig Stunden, nicht nur dieſe Hoſpitaͤler, ſondern auch man- ches andre ſchon geſehen hatte. Sie ſchloſſen hieraus, ich wuͤrde nicht ermangeln, fuͤr das Geld, welches ich in Paris zu verzehren gedaͤchte, mir den moͤglichſten Vor- theil in meinem Fache zu verſchaffen.
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Erſte Abtheilung. Vierter Abſchnitt.
und meinen Nahmen meldete er unverzuͤglich dem Polizey-
Lieutenant.
Unter meinen Landsleuten beſuchte ich darauf zuerſt
Herrn Heſſeen, welcher ſo gefaͤllig war, mir manche noͤthi-
ge und nuͤtzliche Nachrichten zu geben. Noch am ſelbigen
Tage verfuͤgte ich mich nach dem ſchoͤnen und vortrefflichen
Hoſpitale, la Charité. Bald begab ich mich auch in Ge-
ſellſchaft meines Wirths nach dem großen Hoſpitale, Ho-
tel-Dieu. Dies iſt der Ort, den ich hernach taͤglich be-
ſuchte, und wo man allezeit Gelegenheit hat, etwas zu
lernen, es betreffe die vielfaͤltigen chirurgiſchen Opera-
tionen, welche da vorgenommen werden, oder die Pflege
und Wartung der Kranken. Nicht lange nach meiner
Ankunft ſtiftete ich auch mit zwey andern Landsleuten,
die ſich hier aufhielten, um ſich in der Wundarzneykunſt
zu vervollkommnen, Bekanntſchaft: mit den Herren Ru-
dolph und Luͤcke. Da wir eine und dieſelbe Wiſſenſchaft
trieben, war dieſer Umgang fuͤr mich ſo viel nuͤtzlicher.
Denn weil ſie ſchon einige Zeit in Paris geweſen waren,
erhielt ich von ihnen ohne Muͤhe viele Nachrichten und
Addreſſen. Sonſt kann ein Fremder in dieſer weitlaͤuf-
tigen Stadt lange verweilen, ehe er nach und nach alle
Gelegenheiten, die man hier findet, um in ſeiner Wiſſen-
ſchaft weiter fortzuſchreiten, kennen und ſchaͤtzen lernt.
Sie erboten ſich, mich nach den beyden oben genannten
Hoſpitaͤlern zu begleiten. Als ſie hoͤrten, ich ſey ſchon da
geweſen, bezeigten ſie ihre Verwunderung daruͤber, daß
ich, nach einer Anweſenheit von kaum vier und zwanzig
Stunden, nicht nur dieſe Hoſpitaͤler, ſondern auch man-
ches andre ſchon geſehen hatte. Sie ſchloſſen hieraus,
ich wuͤrde nicht ermangeln, fuͤr das Geld, welches ich in
Paris zu verzehren gedaͤchte, mir den moͤglichſten Vor-
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/62>, abgerufen am 22.11.2024.
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