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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Sechste Abtheilung. Siebenter Abschnitt.
und länger wird. Der Ingber wird aber doch von den
Chinesern in den Gärten förmlich gezogen. Man reini-
get zur rechten Zeit die Wurzel von Erde, kocht sie mit
Zucker, und verkauft sie so wohl nach Indien, als nach
Europa. In Ostindien ißt man sie oft, wenn man
Thee trinkt, zur Stärkung des Magens. In Europa
hingegen gebraucht man sie meistentheils gegen Heiser-
keit, Husten und andre Brustkrankheiten.

In den hiesigen Gärten bauet man auch eine Art
Kardomom (Amomum compactum), das geründete
Samenkapseln hat. Der Same gleicht dem auch in Eu-
ropa
gewöhnlichen Kardomom, das von verschiednen Ge-
wächsen genommen zu werden scheint. Die Blumen-
traube sitzt ganz unten an der Wurzel, und die Blätter
haben mit den Blättern der Schwertlilie Aehnlichkeit,
nur daß am Ende des Blatts eine Spitze wie ein feiner
Faden befindlich ist.

Den Indischen Maulbeerbaum mit Citronenblät-
tern (Morinda citrifolia), findet man auf dieser Insel
auch. Er heißt hier Bengado. Die Einwohner be-
dienen sich des Saftes aus der Wurzel, um roth zu
färben.

Der Indigo (Indigofera Nila) wächst allenthal-
ben wild, wird aber auch von den Chinesern in Gärten
gezogen. Man bereitet hier überall blaue Indigofarbe
daraus.

Unter vielen andern ausländischen Gewächsen, die
hier gebauet werden, sah ich auch den Weißbaum oder
Schwarzweiß (Melaleuca leucadendra), hier Kajoputibaum
genannt, aus dessen Blättern das berühmte und vortreff-
liche Kajoputiöhl destillirt wird. Kajo bedeutet in der Ma-
leyischen Sprache einen Baum, und Puti heißt weiß.
Das Holz dieses Baums ist, wie das Holz der Birken, aus-

Sechste Abtheilung. Siebenter Abſchnitt.
und laͤnger wird. Der Ingber wird aber doch von den
Chineſern in den Gaͤrten foͤrmlich gezogen. Man reini-
get zur rechten Zeit die Wurzel von Erde, kocht ſie mit
Zucker, und verkauft ſie ſo wohl nach Indien, als nach
Europa. In Oſtindien ißt man ſie oft, wenn man
Thee trinkt, zur Staͤrkung des Magens. In Europa
hingegen gebraucht man ſie meiſtentheils gegen Heiſer-
keit, Huſten und andre Bruſtkrankheiten.

In den hieſigen Gaͤrten bauet man auch eine Art
Kardomom (Amomum compactum), das geruͤndete
Samenkapſeln hat. Der Same gleicht dem auch in Eu-
ropa
gewoͤhnlichen Kardomom, das von verſchiednen Ge-
waͤchſen genommen zu werden ſcheint. Die Blumen-
traube ſitzt ganz unten an der Wurzel, und die Blaͤtter
haben mit den Blaͤttern der Schwertlilie Aehnlichkeit,
nur daß am Ende des Blatts eine Spitze wie ein feiner
Faden befindlich iſt.

Den Indiſchen Maulbeerbaum mit Citronenblaͤt-
tern (Morinda citrifolia), findet man auf dieſer Inſel
auch. Er heißt hier Bengado. Die Einwohner be-
dienen ſich des Saftes aus der Wurzel, um roth zu
faͤrben.

Der Indigo (Indigofera Nila) waͤchſt allenthal-
ben wild, wird aber auch von den Chineſern in Gaͤrten
gezogen. Man bereitet hier uͤberall blaue Indigofarbe
daraus.

Unter vielen andern auslaͤndiſchen Gewaͤchſen, die
hier gebauet werden, ſah ich auch den Weißbaum oder
Schwarzweiß (Melaleuca leucadendra), hier Kajoputibaum
genannt, aus deſſen Blaͤttern das beruͤhmte und vortreff-
liche Kajoputioͤhl deſtillirt wird. Kajo bedeutet in der Ma-
leyiſchen Sprache einen Baum, und Puti heißt weiß.
Das Holz dieſes Baums iſt, wie das Holz der Birken, aus-

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[258/0596] Sechste Abtheilung. Siebenter Abſchnitt. und laͤnger wird. Der Ingber wird aber doch von den Chineſern in den Gaͤrten foͤrmlich gezogen. Man reini- get zur rechten Zeit die Wurzel von Erde, kocht ſie mit Zucker, und verkauft ſie ſo wohl nach Indien, als nach Europa. In Oſtindien ißt man ſie oft, wenn man Thee trinkt, zur Staͤrkung des Magens. In Europa hingegen gebraucht man ſie meiſtentheils gegen Heiſer- keit, Huſten und andre Bruſtkrankheiten. In den hieſigen Gaͤrten bauet man auch eine Art Kardomom (Amomum compactum), das geruͤndete Samenkapſeln hat. Der Same gleicht dem auch in Eu- ropa gewoͤhnlichen Kardomom, das von verſchiednen Ge- waͤchſen genommen zu werden ſcheint. Die Blumen- traube ſitzt ganz unten an der Wurzel, und die Blaͤtter haben mit den Blaͤttern der Schwertlilie Aehnlichkeit, nur daß am Ende des Blatts eine Spitze wie ein feiner Faden befindlich iſt. Den Indiſchen Maulbeerbaum mit Citronenblaͤt- tern (Morinda citrifolia), findet man auf dieſer Inſel auch. Er heißt hier Bengado. Die Einwohner be- dienen ſich des Saftes aus der Wurzel, um roth zu faͤrben. Der Indigo (Indigofera Nila) waͤchſt allenthal- ben wild, wird aber auch von den Chineſern in Gaͤrten gezogen. Man bereitet hier uͤberall blaue Indigofarbe daraus. Unter vielen andern auslaͤndiſchen Gewaͤchſen, die hier gebauet werden, ſah ich auch den Weißbaum oder Schwarzweiß (Melaleuca leucadendra), hier Kajoputibaum genannt, aus deſſen Blaͤttern das beruͤhmte und vortreff- liche Kajoputioͤhl deſtillirt wird. Kajo bedeutet in der Ma- leyiſchen Sprache einen Baum, und Puti heißt weiß. Das Holz dieſes Baums iſt, wie das Holz der Birken, aus-

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/596>, abgerufen am 22.11.2024.