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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Von den Javanern.

Ihre Musik wird mit verschiednen Instrumenten
gemacht, die gut gehandhabt in einiger Entfernung einen
nicht unangenehmen und gewissermaßen recht harmonischen
Laut geben. Gewöhnlich gebrauchen sie eine Art Geige,
die aber nur zwey Saiten hat; eine Trommel, die an
beyden Enden mit den Fingern geschlagen wird; eine Art
Orgel, die aus Stücken Holz von verschiedner Länge, und
zwar je nachdem die Töne höher oder niedriger seyn sollen,
besteht, welche auf einem runden ausgehöhlten Holze lie-
gen, und wie ein Hackbret mit einem hölzernen Hammer
geschlagen werden, einem kupfernen Kessel, der aufge-
hängt und geschlagen wird, und zwey kupfernen Becken
oder Schalen, die sie in den Händen halten und gegen
einander schlagen.

Zunahmen oder Geschlechtsnahmen haben die Ja-
vaner nicht. Jeder hat seinen besondern Nahmen, den
man mit unsern Vornahmen vergleichen kann. Aber auch
diesen ändern sie oft, wie dieser und jener Umstand oder
Vorfall es mit sich bringt. So bald jemand Vater eines
Sohns wird, ändert er seinen Nahmen, und anstatt,
daß in einigen Europäischen Ländern der Sohn nach seinem
Vater heißt, zum Exempel Friedrichson, wenn der Va-
ter Friedrich hieß, wird hier der Vater nach seinem Sohne
benannt. Zum Beyspiel, wenn der Sohn Tjoso heißt,
so hört der Vater auf, seinen bisherigen Nahmen zu ge-
brauchen, und nennt sich Bappa Tjoso, das ist Tjoso's Va-
ter. Bekommt er mehrere Söhne, so nennt er sich allezeit
nach dem jüngsten von ihnen.

Die vornehmen Javaner machen viel Staat und
lieben sehr einen prächtigen Aufzug. Sie haben verschied-
ne Bediente hinter sich, wovon einer eine Pinangdose,
ein andrer die Tobakspfeife, ein dritter Tobak, der vier-
te das Speybecken, der fünfte den Sonnenschirm und so

Thunbergs Reise. 1. Bandes 2. Theil. Q
Von den Javanern.

Ihre Muſik wird mit verſchiednen Inſtrumenten
gemacht, die gut gehandhabt in einiger Entfernung einen
nicht unangenehmen und gewiſſermaßen recht harmoniſchen
Laut geben. Gewoͤhnlich gebrauchen ſie eine Art Geige,
die aber nur zwey Saiten hat; eine Trommel, die an
beyden Enden mit den Fingern geſchlagen wird; eine Art
Orgel, die aus Stuͤcken Holz von verſchiedner Laͤnge, und
zwar je nachdem die Toͤne hoͤher oder niedriger ſeyn ſollen,
beſteht, welche auf einem runden ausgehoͤhlten Holze lie-
gen, und wie ein Hackbret mit einem hoͤlzernen Hammer
geſchlagen werden, einem kupfernen Keſſel, der aufge-
haͤngt und geſchlagen wird, und zwey kupfernen Becken
oder Schalen, die ſie in den Haͤnden halten und gegen
einander ſchlagen.

Zunahmen oder Geſchlechtsnahmen haben die Ja-
vaner nicht. Jeder hat ſeinen beſondern Nahmen, den
man mit unſern Vornahmen vergleichen kann. Aber auch
dieſen aͤndern ſie oft, wie dieſer und jener Umſtand oder
Vorfall es mit ſich bringt. So bald jemand Vater eines
Sohns wird, aͤndert er ſeinen Nahmen, und anſtatt,
daß in einigen Europaͤiſchen Laͤndern der Sohn nach ſeinem
Vater heißt, zum Exempel Friedrichſon, wenn der Va-
ter Friedrich hieß, wird hier der Vater nach ſeinem Sohne
benannt. Zum Beyſpiel, wenn der Sohn Tjoſo heißt,
ſo hoͤrt der Vater auf, ſeinen bisherigen Nahmen zu ge-
brauchen, und nennt ſich Bappa Tjoſo, das iſt Tjoſo’s Va-
ter. Bekommt er mehrere Soͤhne, ſo nennt er ſich allezeit
nach dem juͤngſten von ihnen.

Die vornehmen Javaner machen viel Staat und
lieben ſehr einen praͤchtigen Aufzug. Sie haben verſchied-
ne Bediente hinter ſich, wovon einer eine Pinangdoſe,
ein andrer die Tobakspfeife, ein dritter Tobak, der vier-
te das Speybecken, der fuͤnfte den Sonnenſchirm und ſo

Thunbergs Reiſe. 1. Bandes 2. Theil. Q
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[241/0579] Von den Javanern. Ihre Muſik wird mit verſchiednen Inſtrumenten gemacht, die gut gehandhabt in einiger Entfernung einen nicht unangenehmen und gewiſſermaßen recht harmoniſchen Laut geben. Gewoͤhnlich gebrauchen ſie eine Art Geige, die aber nur zwey Saiten hat; eine Trommel, die an beyden Enden mit den Fingern geſchlagen wird; eine Art Orgel, die aus Stuͤcken Holz von verſchiedner Laͤnge, und zwar je nachdem die Toͤne hoͤher oder niedriger ſeyn ſollen, beſteht, welche auf einem runden ausgehoͤhlten Holze lie- gen, und wie ein Hackbret mit einem hoͤlzernen Hammer geſchlagen werden, einem kupfernen Keſſel, der aufge- haͤngt und geſchlagen wird, und zwey kupfernen Becken oder Schalen, die ſie in den Haͤnden halten und gegen einander ſchlagen. Zunahmen oder Geſchlechtsnahmen haben die Ja- vaner nicht. Jeder hat ſeinen beſondern Nahmen, den man mit unſern Vornahmen vergleichen kann. Aber auch dieſen aͤndern ſie oft, wie dieſer und jener Umſtand oder Vorfall es mit ſich bringt. So bald jemand Vater eines Sohns wird, aͤndert er ſeinen Nahmen, und anſtatt, daß in einigen Europaͤiſchen Laͤndern der Sohn nach ſeinem Vater heißt, zum Exempel Friedrichſon, wenn der Va- ter Friedrich hieß, wird hier der Vater nach ſeinem Sohne benannt. Zum Beyſpiel, wenn der Sohn Tjoſo heißt, ſo hoͤrt der Vater auf, ſeinen bisherigen Nahmen zu ge- brauchen, und nennt ſich Bappa Tjoſo, das iſt Tjoſo’s Va- ter. Bekommt er mehrere Soͤhne, ſo nennt er ſich allezeit nach dem juͤngſten von ihnen. Die vornehmen Javaner machen viel Staat und lieben ſehr einen praͤchtigen Aufzug. Sie haben verſchied- ne Bediente hinter ſich, wovon einer eine Pinangdoſe, ein andrer die Tobakspfeife, ein dritter Tobak, der vier- te das Speybecken, der fuͤnfte den Sonnenſchirm und ſo Thunbergs Reiſe. 1. Bandes 2. Theil. Q

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/579>, abgerufen am 22.11.2024.