Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Handlung, Manufacturen etc. zu Batavia.
Baumwolle bekommt den Nahmen Kapok, und wird
nicht gesponnen, sondern nur zu Matratzen, Bettpol-
stern und Kopfkissen gebraucht. Die andre trägt ein
Busch oder Strauch, der in der Zeit eines halben Jahrs
zu Mannshöhe hinaufwächst, und hernach vor Ablauf
eines Jahrs vergeht. Dies ist die krautartige Baum-
wolle (Gossypium herbaceum). Diese giebt in ihren
Samenhäuschen eine viel feinere und bessere Wolle, die
Kapas heißt, gesponnen, und zu unzähligen Arten
baumwollner Leinwand, wenn ich des Ausdrucks mich be-
dienen darf, und Kattune, von unzähligen Graden der
Feinheit, gewebt wird. Von dem in der Baumwolle selbst
eingeschlossen liegenden Samen wird sie auf die Art abge-
sondert, daß sie auf straff ausgebreitete Tücher gelegt,
und mit Stöcken so lange geschlagen wird, bis aller Sa-
me sich abgesondert hat.

Zucker ist der vornehmste Gegenstand der Handlung
der Holländer nach Japan. Zu Brot- oder Huthzucker aber
darf hier kein Zucker raffinirt werden; das darf allein in
Holland geschehen. Aller Zucker, der in ganz Ostindien ge-
braucht wird, ist entweder Brustzucker oder Puderzucker.
Der Brustzucker wird meistens zum Thee oder Kaffee, der
Puderzucker ans Essen und zum Einmachen verschiedner
Beeren und Früchte gebraucht. Man macht hier der-
gleichen mit Zucker viel ein, als Gewürznägelein und halb
ausgewachsene Muskatnüsse, die man zum Thee ißt, um
den schwachen und schlaffen Magen zu stärken.

Der Spezerey-Handel verschafft der Holländischen
Compagnie unstreitig den allergrößten Gewinn. Daher
wird auch keinem Privat-Manne, er sey Bürger, oder
Schiffs-Officier, oder bekleide irgend ein Amt, oder ei-
ne Bedienung im Dienste der Compagnie, erlaubt, da-
mit zu handeln; sondern die Compagnie hat sich allen

Von Handlung, Manufacturen ꝛc. zu Batavia.
Baumwolle bekommt den Nahmen Kapok, und wird
nicht geſponnen, ſondern nur zu Matratzen, Bettpol-
ſtern und Kopfkiſſen gebraucht. Die andre traͤgt ein
Buſch oder Strauch, der in der Zeit eines halben Jahrs
zu Mannshoͤhe hinaufwaͤchſt, und hernach vor Ablauf
eines Jahrs vergeht. Dies iſt die krautartige Baum-
wolle (Goſſypium herbaceum). Dieſe giebt in ihren
Samenhaͤuschen eine viel feinere und beſſere Wolle, die
Kapas heißt, geſponnen, und zu unzaͤhligen Arten
baumwollner Leinwand, wenn ich des Ausdrucks mich be-
dienen darf, und Kattune, von unzaͤhligen Graden der
Feinheit, gewebt wird. Von dem in der Baumwolle ſelbſt
eingeſchloſſen liegenden Samen wird ſie auf die Art abge-
ſondert, daß ſie auf ſtraff ausgebreitete Tuͤcher gelegt,
und mit Stoͤcken ſo lange geſchlagen wird, bis aller Sa-
me ſich abgeſondert hat.

Zucker iſt der vornehmſte Gegenſtand der Handlung
der Hollaͤnder nach Japan. Zu Brot- oder Huthzucker aber
darf hier kein Zucker raffinirt werden; das darf allein in
Holland geſchehen. Aller Zucker, der in ganz Oſtindien ge-
braucht wird, iſt entweder Bruſtzucker oder Puderzucker.
Der Bruſtzucker wird meiſtens zum Thee oder Kaffee, der
Puderzucker ans Eſſen und zum Einmachen verſchiedner
Beeren und Fruͤchte gebraucht. Man macht hier der-
gleichen mit Zucker viel ein, als Gewuͤrznaͤgelein und halb
ausgewachſene Muskatnuͤſſe, die man zum Thee ißt, um
den ſchwachen und ſchlaffen Magen zu ſtaͤrken.

Der Spezerey-Handel verſchafft der Hollaͤndiſchen
Compagnie unſtreitig den allergroͤßten Gewinn. Daher
wird auch keinem Privat-Manne, er ſey Buͤrger, oder
Schiffs-Officier, oder bekleide irgend ein Amt, oder ei-
ne Bedienung im Dienſte der Compagnie, erlaubt, da-
mit zu handeln; ſondern die Compagnie hat ſich allen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0553" n="215"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von Handlung, Manufacturen &#xA75B;c. zu <placeName>Batavia</placeName>.</hi></fw><lb/>
Baumwolle bekommt den Nahmen Kapok, und wird<lb/>
nicht ge&#x017F;ponnen, &#x017F;ondern nur zu Matratzen, Bettpol-<lb/>
&#x017F;tern und Kopfki&#x017F;&#x017F;en gebraucht. Die andre tra&#x0364;gt ein<lb/>
Bu&#x017F;ch oder Strauch, der in der Zeit eines halben Jahrs<lb/>
zu Mannsho&#x0364;he hinaufwa&#x0364;ch&#x017F;t, und hernach vor Ablauf<lb/>
eines Jahrs vergeht. Dies i&#x017F;t die krautartige Baum-<lb/>
wolle (<hi rendition="#aq">Go&#x017F;&#x017F;ypium herbaceum</hi>). Die&#x017F;e giebt in ihren<lb/>
Samenha&#x0364;uschen eine viel feinere und be&#x017F;&#x017F;ere Wolle, die<lb/>
Kapas heißt, ge&#x017F;ponnen, und zu unza&#x0364;hligen Arten<lb/>
baumwollner Leinwand, wenn ich des Ausdrucks mich be-<lb/>
dienen darf, und Kattune, von unza&#x0364;hligen Graden der<lb/>
Feinheit, gewebt wird. Von dem in der Baumwolle &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en liegenden Samen wird &#x017F;ie auf die Art abge-<lb/>
&#x017F;ondert, daß &#x017F;ie auf &#x017F;traff ausgebreitete Tu&#x0364;cher gelegt,<lb/>
und mit Sto&#x0364;cken &#x017F;o lange ge&#x017F;chlagen wird, bis aller Sa-<lb/>
me &#x017F;ich abge&#x017F;ondert hat.</p><lb/>
          <p>Zucker i&#x017F;t der vornehm&#x017F;te Gegen&#x017F;tand der Handlung<lb/>
der Holla&#x0364;nder nach <placeName>Japan</placeName>. Zu Brot- oder Huthzucker aber<lb/>
darf hier kein Zucker raffinirt werden; das darf allein in<lb/><placeName>Holland</placeName> ge&#x017F;chehen. Aller Zucker, der in ganz <placeName>O&#x017F;tindien</placeName> ge-<lb/>
braucht wird, i&#x017F;t entweder Bru&#x017F;tzucker oder Puderzucker.<lb/>
Der Bru&#x017F;tzucker wird mei&#x017F;tens zum Thee oder Kaffee, der<lb/>
Puderzucker ans E&#x017F;&#x017F;en und zum Einmachen ver&#x017F;chiedner<lb/>
Beeren und Fru&#x0364;chte gebraucht. Man macht hier der-<lb/>
gleichen mit Zucker viel ein, als Gewu&#x0364;rzna&#x0364;gelein und halb<lb/>
ausgewach&#x017F;ene Muskatnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, die man zum Thee ißt, um<lb/>
den &#x017F;chwachen und &#x017F;chlaffen Magen zu &#x017F;ta&#x0364;rken.</p><lb/>
          <p>Der Spezerey-Handel ver&#x017F;chafft der Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen<lb/>
Compagnie un&#x017F;treitig den allergro&#x0364;ßten Gewinn. Daher<lb/>
wird auch keinem Privat-Manne, er &#x017F;ey Bu&#x0364;rger, oder<lb/>
Schiffs-Officier, oder bekleide irgend ein Amt, oder ei-<lb/>
ne Bedienung im Dien&#x017F;te der Compagnie, erlaubt, da-<lb/>
mit zu handeln; &#x017F;ondern die Compagnie hat &#x017F;ich allen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[215/0553] Von Handlung, Manufacturen ꝛc. zu Batavia. Baumwolle bekommt den Nahmen Kapok, und wird nicht geſponnen, ſondern nur zu Matratzen, Bettpol- ſtern und Kopfkiſſen gebraucht. Die andre traͤgt ein Buſch oder Strauch, der in der Zeit eines halben Jahrs zu Mannshoͤhe hinaufwaͤchſt, und hernach vor Ablauf eines Jahrs vergeht. Dies iſt die krautartige Baum- wolle (Goſſypium herbaceum). Dieſe giebt in ihren Samenhaͤuschen eine viel feinere und beſſere Wolle, die Kapas heißt, geſponnen, und zu unzaͤhligen Arten baumwollner Leinwand, wenn ich des Ausdrucks mich be- dienen darf, und Kattune, von unzaͤhligen Graden der Feinheit, gewebt wird. Von dem in der Baumwolle ſelbſt eingeſchloſſen liegenden Samen wird ſie auf die Art abge- ſondert, daß ſie auf ſtraff ausgebreitete Tuͤcher gelegt, und mit Stoͤcken ſo lange geſchlagen wird, bis aller Sa- me ſich abgeſondert hat. Zucker iſt der vornehmſte Gegenſtand der Handlung der Hollaͤnder nach Japan. Zu Brot- oder Huthzucker aber darf hier kein Zucker raffinirt werden; das darf allein in Holland geſchehen. Aller Zucker, der in ganz Oſtindien ge- braucht wird, iſt entweder Bruſtzucker oder Puderzucker. Der Bruſtzucker wird meiſtens zum Thee oder Kaffee, der Puderzucker ans Eſſen und zum Einmachen verſchiedner Beeren und Fruͤchte gebraucht. Man macht hier der- gleichen mit Zucker viel ein, als Gewuͤrznaͤgelein und halb ausgewachſene Muskatnuͤſſe, die man zum Thee ißt, um den ſchwachen und ſchlaffen Magen zu ſtaͤrken. Der Spezerey-Handel verſchafft der Hollaͤndiſchen Compagnie unſtreitig den allergroͤßten Gewinn. Daher wird auch keinem Privat-Manne, er ſey Buͤrger, oder Schiffs-Officier, oder bekleide irgend ein Amt, oder ei- ne Bedienung im Dienſte der Compagnie, erlaubt, da- mit zu handeln; ſondern die Compagnie hat ſich allen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/553
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/553>, abgerufen am 22.11.2024.