muß deren eine Menge halten, weil des heißen Clima wegen hier zwey Sklaven nicht so viel verrichten können, als am Cap einer. Besonders hat das Frauenzimmer eine große Anzahl Sklavinnen. Selten geht eine Dame aus, ohne ihrer mehrere zur Aufwartung hinter sich zu haben.
Die Kleidung der hiesigen Europäer ist auf Euro- päische Art gemacht. Weste und Beinkleider sind ge- wöhnlich von weißem baumwollnen Zeuge oder von schwarzem Atlas, und der Rock von dünnem Ostindi- schen seidnen Zeuge. Wiewohl die ganze Kleidung bis- weilen kaum ein oder zwey Pfund wiegt, so ist doch der Rock in diesem heißen Lande eine sehr schwere Last, und man schwitzt dabey so sehr, daß man genöthigt ist, ein oder zweymahl des Tages ein andres Hemd anzuziehen, obgleich man hier Hemden von feinem baumwollnen Zeu- ge trägt, das den Schweiß einsaugt.
Viele hiesige Europäer tragen zwar eine Perucke, die meisten aber ihr eignes Haar, und zwar schlecht und recht, ohne alle künstliche Frisur, glatt gekämmt, und fast niemahls mit Puder. Das Frauenzimmer trägt we- der Mützen, noch Hüthe, noch Kopfzeuge, noch der- gleichen etwas, sondern bindet das Haar, mit wohlrie- chendem Oehl etwas eingeschmiert, aber ohne Puder, oben auf dem Kopfe in einen großen Knoten oder Wulst zusammen, und ihr ganzer Kopf- und Haarschmuck be- steht lediglich in Juwelen, die sie einstecken, und Krän- zen von wohlriechenden Blumen. Besonders gehen sie mit einem solchen Kranze von aufgereiheten Blumen der Sambaknachtblume (Nyctanthes Sambac) um den Kopf, wenn sie gegen Abend Besuch bey einander machen. Zu diesem Gebrauche sieht man auch alle Tage frische Blu- men dieser Art in der Stadt zum Verkauf umhertragen.
Sechste Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
muß deren eine Menge halten, weil des heißen Clima wegen hier zwey Sklaven nicht ſo viel verrichten koͤnnen, als am Cap einer. Beſonders hat das Frauenzimmer eine große Anzahl Sklavinnen. Selten geht eine Dame aus, ohne ihrer mehrere zur Aufwartung hinter ſich zu haben.
Die Kleidung der hieſigen Europaͤer iſt auf Euro- paͤiſche Art gemacht. Weſte und Beinkleider ſind ge- woͤhnlich von weißem baumwollnen Zeuge oder von ſchwarzem Atlas, und der Rock von duͤnnem Oſtindi- ſchen ſeidnen Zeuge. Wiewohl die ganze Kleidung bis- weilen kaum ein oder zwey Pfund wiegt, ſo iſt doch der Rock in dieſem heißen Lande eine ſehr ſchwere Laſt, und man ſchwitzt dabey ſo ſehr, daß man genoͤthigt iſt, ein oder zweymahl des Tages ein andres Hemd anzuziehen, obgleich man hier Hemden von feinem baumwollnen Zeu- ge traͤgt, das den Schweiß einſaugt.
Viele hieſige Europaͤer tragen zwar eine Perucke, die meiſten aber ihr eignes Haar, und zwar ſchlecht und recht, ohne alle kuͤnſtliche Friſur, glatt gekaͤmmt, und faſt niemahls mit Puder. Das Frauenzimmer traͤgt we- der Muͤtzen, noch Huͤthe, noch Kopfzeuge, noch der- gleichen etwas, ſondern bindet das Haar, mit wohlrie- chendem Oehl etwas eingeſchmiert, aber ohne Puder, oben auf dem Kopfe in einen großen Knoten oder Wulſt zuſammen, und ihr ganzer Kopf- und Haarſchmuck be- ſteht lediglich in Juwelen, die ſie einſtecken, und Kraͤn- zen von wohlriechenden Blumen. Beſonders gehen ſie mit einem ſolchen Kranze von aufgereiheten Blumen der Sambaknachtblume (Nyctanthes Sambac) um den Kopf, wenn ſie gegen Abend Beſuch bey einander machen. Zu dieſem Gebrauche ſieht man auch alle Tage friſche Blu- men dieſer Art in der Stadt zum Verkauf umhertragen.
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Sechste Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
muß deren eine Menge halten, weil des heißen Clima
wegen hier zwey Sklaven nicht ſo viel verrichten koͤnnen,
als am Cap einer. Beſonders hat das Frauenzimmer
eine große Anzahl Sklavinnen. Selten geht eine Dame
aus, ohne ihrer mehrere zur Aufwartung hinter ſich
zu haben.
Die Kleidung der hieſigen Europaͤer iſt auf Euro-
paͤiſche Art gemacht. Weſte und Beinkleider ſind ge-
woͤhnlich von weißem baumwollnen Zeuge oder von
ſchwarzem Atlas, und der Rock von duͤnnem Oſtindi-
ſchen ſeidnen Zeuge. Wiewohl die ganze Kleidung bis-
weilen kaum ein oder zwey Pfund wiegt, ſo iſt doch der
Rock in dieſem heißen Lande eine ſehr ſchwere Laſt, und
man ſchwitzt dabey ſo ſehr, daß man genoͤthigt iſt, ein
oder zweymahl des Tages ein andres Hemd anzuziehen,
obgleich man hier Hemden von feinem baumwollnen Zeu-
ge traͤgt, das den Schweiß einſaugt.
Viele hieſige Europaͤer tragen zwar eine Perucke,
die meiſten aber ihr eignes Haar, und zwar ſchlecht und
recht, ohne alle kuͤnſtliche Friſur, glatt gekaͤmmt, und
faſt niemahls mit Puder. Das Frauenzimmer traͤgt we-
der Muͤtzen, noch Huͤthe, noch Kopfzeuge, noch der-
gleichen etwas, ſondern bindet das Haar, mit wohlrie-
chendem Oehl etwas eingeſchmiert, aber ohne Puder,
oben auf dem Kopfe in einen großen Knoten oder Wulſt
zuſammen, und ihr ganzer Kopf- und Haarſchmuck be-
ſteht lediglich in Juwelen, die ſie einſtecken, und Kraͤn-
zen von wohlriechenden Blumen. Beſonders gehen ſie
mit einem ſolchen Kranze von aufgereiheten Blumen der
Sambaknachtblume (Nyctanthes Sambac) um den Kopf,
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/544>, abgerufen am 26.11.2024.
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