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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Reise von Cap nach Batavia.
und höher, denn das Land erhebt sich vom Ufer an
allmählig mehr.

Den 9. segelten wir die Klapperinsel vorbey. Zwi-
schen Java und der Prinzeninsel fuhren wir in die be-
kannte Meerenge, die Sumatra von Java trennt,
die so genannte Straße von Sunda oder Straat-Sunda,
ein. Hier fing der Wind sogleich an still zu werden,
und diese Stille verursachte, daß die Reise etwas lang-
sam von Statten ging. Allenthalben erblickten wir hier
kleine und große zerstreut liegende Inseln. Das Was-
ser ist oft sehr seicht. Gegen die Nacht warfen wir
die Anker.

Am 12. wurde der Super-Cargeur in einer Jacht
nach Batavia abgehohlt, welche zugleich die Briefe der
Compagnie und andre Papiere dahin mitnahm. Durch
dies Mittel wird die Compagnie jedesmahl vorher von
allem benachrichtigt, ehe ein Schiff auf der Rhede an-
kommt; denn dies geschieht allezeit, so oft ein Schiff
im Sunde anlangt.

Zwey Tage darauf kamen verschiedne Javaner in
kleinen Böten oder Prauwen, nach unserm Schiffe.
Diese Böte waren mit einer Art Verdeck von losen Bre-
tern versehen, unterhalb welcher viele Abtheilungen wa-
ren, worin sie Brot, Eyer, Ananas, Kokosnüsse, Pi-
sang, Gojavus, Salat, Rettiche und andre Garten-
gewächse und Früchte hatten, die sie zu Kauf bothen.
Einige von den Javanern kamen zu uns an Bord; die
andern blieben in den Böten zurück, um die verkauften
Sachen aufs Schiff zu reichen, die jene annahmen,
und sich auch das Geld dafür bezahlen ließen. Es war
sehr artig anzusehen, wie behende sie dies verrichteten, be-
sonders wie behutsam und zugleich geschwind sie die Eyer
mit den Händen auffingen, ohne daß ein einziges hinfiel

Reiſe von Cap nach Batavia.
und hoͤher, denn das Land erhebt ſich vom Ufer an
allmaͤhlig mehr.

Den 9. ſegelten wir die Klapperinſel vorbey. Zwi-
ſchen Java und der Prinzeninſel fuhren wir in die be-
kannte Meerenge, die Sumatra von Java trennt,
die ſo genannte Straße von Sunda oder Straat-Sunda,
ein. Hier fing der Wind ſogleich an ſtill zu werden,
und dieſe Stille verurſachte, daß die Reiſe etwas lang-
ſam von Statten ging. Allenthalben erblickten wir hier
kleine und große zerſtreut liegende Inſeln. Das Waſ-
ſer iſt oft ſehr ſeicht. Gegen die Nacht warfen wir
die Anker.

Am 12. wurde der Super-Cargeur in einer Jacht
nach Batavia abgehohlt, welche zugleich die Briefe der
Compagnie und andre Papiere dahin mitnahm. Durch
dies Mittel wird die Compagnie jedesmahl vorher von
allem benachrichtigt, ehe ein Schiff auf der Rhede an-
kommt; denn dies geſchieht allezeit, ſo oft ein Schiff
im Sunde anlangt.

Zwey Tage darauf kamen verſchiedne Javaner in
kleinen Boͤten oder Prauwen, nach unſerm Schiffe.
Dieſe Boͤte waren mit einer Art Verdeck von loſen Bre-
tern verſehen, unterhalb welcher viele Abtheilungen wa-
ren, worin ſie Brot, Eyer, Ananas, Kokosnuͤſſe, Pi-
ſang, Gojavus, Salat, Rettiche und andre Garten-
gewaͤchſe und Fruͤchte hatten, die ſie zu Kauf bothen.
Einige von den Javanern kamen zu uns an Bord; die
andern blieben in den Boͤten zuruͤck, um die verkauften
Sachen aufs Schiff zu reichen, die jene annahmen,
und ſich auch das Geld dafuͤr bezahlen ließen. Es war
ſehr artig anzuſehen, wie behende ſie dies verrichteten, be-
ſonders wie behutſam und zugleich geſchwind ſie die Eyer
mit den Haͤnden auffingen, ohne daß ein einziges hinfiel

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[187/0525] Reiſe von Cap nach Batavia. und hoͤher, denn das Land erhebt ſich vom Ufer an allmaͤhlig mehr. Den 9. ſegelten wir die Klapperinſel vorbey. Zwi- ſchen Java und der Prinzeninſel fuhren wir in die be- kannte Meerenge, die Sumatra von Java trennt, die ſo genannte Straße von Sunda oder Straat-Sunda, ein. Hier fing der Wind ſogleich an ſtill zu werden, und dieſe Stille verurſachte, daß die Reiſe etwas lang- ſam von Statten ging. Allenthalben erblickten wir hier kleine und große zerſtreut liegende Inſeln. Das Waſ- ſer iſt oft ſehr ſeicht. Gegen die Nacht warfen wir die Anker. Am 12. wurde der Super-Cargeur in einer Jacht nach Batavia abgehohlt, welche zugleich die Briefe der Compagnie und andre Papiere dahin mitnahm. Durch dies Mittel wird die Compagnie jedesmahl vorher von allem benachrichtigt, ehe ein Schiff auf der Rhede an- kommt; denn dies geſchieht allezeit, ſo oft ein Schiff im Sunde anlangt. Zwey Tage darauf kamen verſchiedne Javaner in kleinen Boͤten oder Prauwen, nach unſerm Schiffe. Dieſe Boͤte waren mit einer Art Verdeck von loſen Bre- tern verſehen, unterhalb welcher viele Abtheilungen wa- ren, worin ſie Brot, Eyer, Ananas, Kokosnuͤſſe, Pi- ſang, Gojavus, Salat, Rettiche und andre Garten- gewaͤchſe und Fruͤchte hatten, die ſie zu Kauf bothen. Einige von den Javanern kamen zu uns an Bord; die andern blieben in den Boͤten zuruͤck, um die verkauften Sachen aufs Schiff zu reichen, die jene annahmen, und ſich auch das Geld dafuͤr bezahlen ließen. Es war ſehr artig anzuſehen, wie behende ſie dies verrichteten, be- ſonders wie behutſam und zugleich geſchwind ſie die Eyer mit den Haͤnden auffingen, ohne daß ein einziges hinfiel

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/525>, abgerufen am 22.11.2024.