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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Reise durchs Bockland und ins Rockenland.
verschlechterte. Es ist noch nicht lange, daß ein gewis-
ser Corporal auf diese Weise fünfhundert Stück Ochsen
erhandelte, von denen er nur funfzig im Schlachthause
der Compagnie ablieferte, mit den übrigen sich selbst
bereicherte. Daher bekamen denn die Hottentotten all-
mählig einen solchen Widerwillen gegen diesen Tauschhan-
del, daß sie zum Theil auf Vermehrung ihrer Herden
nicht weiter dachten, theils diese Gegend ganz verließen,
davon liefen, und hernach nicht selten den Kolonisten,
welche sich des Landes nach und nach bemächtigten, Vieh
stahlen. Auf solche Art hat dieser Tauschhandel, wodurch
die Compagnie wenig gewann, der für die Hottentotten
aber unbillig und grausam war, jetzt so wohl auf dieser
nord-westlichen, als auf der süd-östlichen Seite dieses
Landes aufgehört, besonders seitdem dasselbe völlig be-
wohnt ist, und die an Vieh reichen Kolonisten so viel da-
von liefern können, als je gebraucht wird. Wollte man
dergleichen Handel wieder einführen, so müßte es mit
den Kaffern und den Namaquas geschehen, die viel
Vieh besitzen, und bisher in ihrem Lande von den Kolo-
nisten noch keine Beeinträchtigung erlitten haben.

Im Bocklande sahen wir die im Rockenlande lie-
genden Berge gegen Osten, die Hantumsberge in nicht
so weiter Entfernung gegen Norden, und weiter nördlich
eine Reihe Berge, hinter welchen eine Ebene von fast
endloser Länge liegen soll, die gar keine Berge, aber ver-
schiedne so genannte Salzpfannen hat, und von Busch-
männern oder Buschhottentotten (Boschis-Mannen) be-
wohnt ist. Alle jetzt genannte Berge liegen hoch, und
gleichsam über den Bocklandbergen.

Die Buschhottentotten haben den schlechteren, ma-
gerern, kahlern und kältern Theil der südlichen Spitze von
Afrika inne, und wohnen nördlich und östlich vom Lande

Reiſe durchs Bockland und ins Rockenland.
verſchlechterte. Es iſt noch nicht lange, daß ein gewiſ-
ſer Corporal auf dieſe Weiſe fuͤnfhundert Stuͤck Ochſen
erhandelte, von denen er nur funfzig im Schlachthauſe
der Compagnie ablieferte, mit den uͤbrigen ſich ſelbſt
bereicherte. Daher bekamen denn die Hottentotten all-
maͤhlig einen ſolchen Widerwillen gegen dieſen Tauſchhan-
del, daß ſie zum Theil auf Vermehrung ihrer Herden
nicht weiter dachten, theils dieſe Gegend ganz verließen,
davon liefen, und hernach nicht ſelten den Koloniſten,
welche ſich des Landes nach und nach bemaͤchtigten, Vieh
ſtahlen. Auf ſolche Art hat dieſer Tauſchhandel, wodurch
die Compagnie wenig gewann, der fuͤr die Hottentotten
aber unbillig und grauſam war, jetzt ſo wohl auf dieſer
nord-weſtlichen, als auf der ſuͤd-oͤſtlichen Seite dieſes
Landes aufgehoͤrt, beſonders ſeitdem daſſelbe voͤllig be-
wohnt iſt, und die an Vieh reichen Koloniſten ſo viel da-
von liefern koͤnnen, als je gebraucht wird. Wollte man
dergleichen Handel wieder einfuͤhren, ſo muͤßte es mit
den Kaffern und den Namaquas geſchehen, die viel
Vieh beſitzen, und bisher in ihrem Lande von den Kolo-
niſten noch keine Beeintraͤchtigung erlitten haben.

Im Bocklande ſahen wir die im Rockenlande lie-
genden Berge gegen Oſten, die Hantumsberge in nicht
ſo weiter Entfernung gegen Norden, und weiter noͤrdlich
eine Reihe Berge, hinter welchen eine Ebene von faſt
endloſer Laͤnge liegen ſoll, die gar keine Berge, aber ver-
ſchiedne ſo genannte Salzpfannen hat, und von Buſch-
maͤnnern oder Buſchhottentotten (Boſchis-Mannen) be-
wohnt iſt. Alle jetzt genannte Berge liegen hoch, und
gleichſam uͤber den Bocklandbergen.

Die Buſchhottentotten haben den ſchlechteren, ma-
gerern, kahlern und kaͤltern Theil der ſuͤdlichen Spitze von
Afrika inne, und wohnen noͤrdlich und oͤſtlich vom Lande

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[135/0473] Reiſe durchs Bockland und ins Rockenland. verſchlechterte. Es iſt noch nicht lange, daß ein gewiſ- ſer Corporal auf dieſe Weiſe fuͤnfhundert Stuͤck Ochſen erhandelte, von denen er nur funfzig im Schlachthauſe der Compagnie ablieferte, mit den uͤbrigen ſich ſelbſt bereicherte. Daher bekamen denn die Hottentotten all- maͤhlig einen ſolchen Widerwillen gegen dieſen Tauſchhan- del, daß ſie zum Theil auf Vermehrung ihrer Herden nicht weiter dachten, theils dieſe Gegend ganz verließen, davon liefen, und hernach nicht ſelten den Koloniſten, welche ſich des Landes nach und nach bemaͤchtigten, Vieh ſtahlen. Auf ſolche Art hat dieſer Tauſchhandel, wodurch die Compagnie wenig gewann, der fuͤr die Hottentotten aber unbillig und grauſam war, jetzt ſo wohl auf dieſer nord-weſtlichen, als auf der ſuͤd-oͤſtlichen Seite dieſes Landes aufgehoͤrt, beſonders ſeitdem daſſelbe voͤllig be- wohnt iſt, und die an Vieh reichen Koloniſten ſo viel da- von liefern koͤnnen, als je gebraucht wird. Wollte man dergleichen Handel wieder einfuͤhren, ſo muͤßte es mit den Kaffern und den Namaquas geſchehen, die viel Vieh beſitzen, und bisher in ihrem Lande von den Kolo- niſten noch keine Beeintraͤchtigung erlitten haben. Im Bocklande ſahen wir die im Rockenlande lie- genden Berge gegen Oſten, die Hantumsberge in nicht ſo weiter Entfernung gegen Norden, und weiter noͤrdlich eine Reihe Berge, hinter welchen eine Ebene von faſt endloſer Laͤnge liegen ſoll, die gar keine Berge, aber ver- ſchiedne ſo genannte Salzpfannen hat, und von Buſch- maͤnnern oder Buſchhottentotten (Boſchis-Mannen) be- wohnt iſt. Alle jetzt genannte Berge liegen hoch, und gleichſam uͤber den Bocklandbergen. Die Buſchhottentotten haben den ſchlechteren, ma- gerern, kahlern und kaͤltern Theil der ſuͤdlichen Spitze von Afrika inne, und wohnen noͤrdlich und oͤſtlich vom Lande

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/473>, abgerufen am 22.11.2024.