Nun trafen wir zu Rosenthal (Roozen-Daal), Peter Lospers Hofe, und hernach auf dem Hofe eines andern Lospers ein. Diese Gegend liegt zwischen der Saldanhabay und der Sancthelenabay, nicht weit von der Küste. Sie ist niedrig, voll Sanddünen und tiefer Stellen (Valley), welche letztere jetzt ganz voll Wasser standen, theils vom häufigen Winterregen, theils weil der Bergfluß (Bergs-Rivier) ausgetreten war. Eben um dieses allenthalben stehenden Wassers willen, konnten wir auch weder nach diesem Flusse, noch nach Melks Hofe kommen, wohin man sonst in einem Boote überge- setzt wird. Wir waren also in der Nothwendigkeit, uns nach Brandts Hofe am Salzflusse (Zout-Rivier) und von da nach dem Eigenthum des Sohns dieses Mannes am Kameradquell (Maatjes-Fountain) zu begeben.
Dieser Salzfluß ist ein ganz andrer, als der, welcher nahe bey Cap fließt, und seines salzigen Was- sers wegen eben den Nahmen führt. In diesem Lande trägt es sich oft zu, daß ganz verschiedne, und zum Theil weit von einander entfernte Inseln, Berge, Flüs- se und selbst Wohnplätze und Höfe einerley Nahmen ha- ben: ein Umstand, der in der Geographie desselben viel Verwirrung verursacht. Die Höfe und Landeigen- thümer, deren Benennungen von den Besitzern vorge- schlagen und von der Regierung bestätigt werden, wür- den freylich anpassende und deutlich unterscheidende Nah- men bekommen können, wenn der Gouverneur um diese so große und weitläuftige Kolonie, deren Umfang die verei- nigten Niederlande in Europa vielmahl übertrifft, sich et- was mehr bekümmerte. Allein da nicht nur die eigentli- che ins Meer sich erstreckende Landspitze, sondern auch die Stadt, ja sogar die ganze Kolonie noch gewöhnlich Cap heißt, und die Stadt, obzwar sie schon seit hundert
Reiſe von Cap nach Zwellendam.
Nun trafen wir zu Roſenthal (Roozen-Daal), Peter Loſpers Hofe, und hernach auf dem Hofe eines andern Loſpers ein. Dieſe Gegend liegt zwiſchen der Saldanhabay und der Sancthelenabay, nicht weit von der Kuͤſte. Sie iſt niedrig, voll Sandduͤnen und tiefer Stellen (Valley), welche letztere jetzt ganz voll Waſſer ſtanden, theils vom haͤufigen Winterregen, theils weil der Bergfluß (Bergs-Rivier) ausgetreten war. Eben um dieſes allenthalben ſtehenden Waſſers willen, konnten wir auch weder nach dieſem Fluſſe, noch nach Melks Hofe kommen, wohin man ſonſt in einem Boote uͤberge- ſetzt wird. Wir waren alſo in der Nothwendigkeit, uns nach Brandts Hofe am Salzfluſſe (Zout-Rivier) und von da nach dem Eigenthum des Sohns dieſes Mannes am Kameradquell (Maatjes-Fountain) zu begeben.
Dieſer Salzfluß iſt ein ganz andrer, als der, welcher nahe bey Cap fließt, und ſeines ſalzigen Waſ- ſers wegen eben den Nahmen fuͤhrt. In dieſem Lande traͤgt es ſich oft zu, daß ganz verſchiedne, und zum Theil weit von einander entfernte Inſeln, Berge, Fluͤſ- ſe und ſelbſt Wohnplaͤtze und Hoͤfe einerley Nahmen ha- ben: ein Umſtand, der in der Geographie deſſelben viel Verwirrung verurſacht. Die Hoͤfe und Landeigen- thuͤmer, deren Benennungen von den Beſitzern vorge- ſchlagen und von der Regierung beſtaͤtigt werden, wuͤr- den freylich anpaſſende und deutlich unterſcheidende Nah- men bekommen koͤnnen, wenn der Gouverneur um dieſe ſo große und weitlaͤuftige Kolonie, deren Umfang die verei- nigten Niederlande in Europa vielmahl uͤbertrifft, ſich et- was mehr bekuͤmmerte. Allein da nicht nur die eigentli- che ins Meer ſich erſtreckende Landſpitze, ſondern auch die Stadt, ja ſogar die ganze Kolonie noch gewoͤhnlich Cap heißt, und die Stadt, obzwar ſie ſchon ſeit hundert
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Reiſe von Cap nach Zwellendam.
Nun trafen wir zu Roſenthal (Roozen-Daal),
Peter Loſpers Hofe, und hernach auf dem Hofe eines
andern Loſpers ein. Dieſe Gegend liegt zwiſchen der
Saldanhabay und der Sancthelenabay, nicht weit von
der Kuͤſte. Sie iſt niedrig, voll Sandduͤnen und tiefer
Stellen (Valley), welche letztere jetzt ganz voll Waſſer
ſtanden, theils vom haͤufigen Winterregen, theils weil der
Bergfluß (Bergs-Rivier) ausgetreten war. Eben um
dieſes allenthalben ſtehenden Waſſers willen, konnten
wir auch weder nach dieſem Fluſſe, noch nach Melks
Hofe kommen, wohin man ſonſt in einem Boote uͤberge-
ſetzt wird. Wir waren alſo in der Nothwendigkeit, uns
nach Brandts Hofe am Salzfluſſe (Zout-Rivier) und
von da nach dem Eigenthum des Sohns dieſes Mannes
am Kameradquell (Maatjes-Fountain) zu begeben.
Dieſer Salzfluß iſt ein ganz andrer, als der,
welcher nahe bey Cap fließt, und ſeines ſalzigen Waſ-
ſers wegen eben den Nahmen fuͤhrt. In dieſem Lande
traͤgt es ſich oft zu, daß ganz verſchiedne, und zum
Theil weit von einander entfernte Inſeln, Berge, Fluͤſ-
ſe und ſelbſt Wohnplaͤtze und Hoͤfe einerley Nahmen ha-
ben: ein Umſtand, der in der Geographie deſſelben
viel Verwirrung verurſacht. Die Hoͤfe und Landeigen-
thuͤmer, deren Benennungen von den Beſitzern vorge-
ſchlagen und von der Regierung beſtaͤtigt werden, wuͤr-
den freylich anpaſſende und deutlich unterſcheidende Nah-
men bekommen koͤnnen, wenn der Gouverneur um dieſe ſo
große und weitlaͤuftige Kolonie, deren Umfang die verei-
nigten Niederlande in Europa vielmahl uͤbertrifft, ſich et-
was mehr bekuͤmmerte. Allein da nicht nur die eigentli-
che ins Meer ſich erſtreckende Landſpitze, ſondern auch die
Stadt, ja ſogar die ganze Kolonie noch gewoͤhnlich Cap
heißt, und die Stadt, obzwar ſie ſchon ſeit hundert
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/349>, abgerufen am 22.11.2024.
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